Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
Vom Netzwerk:
sonst war. Außerdem hoffte ich, da wäre vielleicht irgendwas auf der andern Seite. Als ich näher kam, begannen die Dünen hoch über mir aufzuragen. Ich konnte nicht über sie drüberfahren. Der Wagen war jetzt schon dabei, sich zu drehen und zu ächzen, er drohte jeden Moment stecken zu bleiben. Ich würde um die Dünen herumfahren müssen. Ich wischte mir mit dem Arm übers Gesicht, aber das machte es nur noch feuchter. Jeder Quadratzentimeter meines Körpers war heiß und klebrig, obwohl das Fenster offen stand. Mein T-Shirt war am Rücken so nass, als wäre ich in ein Schwimmbecken gesprungen.
    Ich steckte den Kopf zum Fenster raus und konzentrierte mich ganz darauf, den Wagen am Laufen zu halten. Der Untergrund wurde weicher. Ich jagte den Motor wieder mal hoch und die Reifen wirbelten mir Sandkörner ins Gesicht. Der Wagen quälte sich, Sand türmte sich um die Reifen. Ich versuchte, das Lenkrad in die andere Richtung zu drehen, in der Hoffnung, dort irgendwie Halt zu finden, aber das war ein Fehler. Die Reifen stießen in den frisch aufgehäuften Sand am Rand der Spur, die ich gegraben hatte, und rührten sich keinen Millimeter mehr. Ich drehte das Lenkrad wieder zurück und versuchte es noch mal. Nichts passierte. Egal, wie fest ich aufs Gaspedal trat, der Wagen bewegte sich kein Stück. Er rutschte nur noch tiefer in den Sand. Ich trat weiter aufs Gaspedal, bis es wieder verbrannt zu riechen begann. Dann stieg ich aus und versuchte es mit Anschieben. Aber der Wagen war schwerer als ein Elefant. Ich saß fest.
    Die Landschaft begann vor mir zu verschwimmen, als würde ich durch Wasser schauen. Der Spinifex wogte sacht wie Seetang. Ich schloss die Augen. Trotzdem drehte sich alles weiter. Ich lehnte mich gegen die heiße Karosserie des Wagens und ließ mich an der Tür hinuntergleiten. Mein Kopf dröhnte, meine Zunge war dick und ausgetrocknet. Ich kauerte mich an einen Reifen. Der schwarze Gummi war so heiß, dass meine Arme prickelten. Die Sonne versengte mich, quetschte mich aus. Schweißtropfen liefen mir übers Gesicht und über den Reifen. Ich tastete unter dem Auto rum und überlegte, dort ins Dunkel zu krabbeln. Ich wünschte mir, ich wäre ein kleines Insekt, irgendein Tier, das sich tief im heißen Sand eingraben konnte, bis es ganz unten Kühlung fand. Ich brauchte Wasser.
    Da drehte es mir den Magen um, allerdings kam nur ein kleines schleimiges Nichts heraus. Ich wollte mich weiter übergeben, aber da war nichts mehr. Alles drehte und drehte sich.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, war die Sonne ein Stück weitergewandert. Ich sah nicht mehr ganz so verschwommen. Ich richtete meinen Blick auf die Bäume in meiner Nähe; es waren drei. Ich hörte, wie sich ihre trockenen Blätter raschelnd aneinander rieben und Fliegen um ihre Stämme sirrten.
    Ich schleppte mich zum Kofferraum. Bevor ich ihn aufmachte, legte ich die Hände zusammen und betete. Ich hatte nie wirklich an Gott geglaubt, aber in diesem Moment versprach ich ihm alles. Ich würde die frommste Gläubige der ganzen Welt werden, wenn bloß Wasser und Essen in diesem Kofferraum wären, und dazu noch irgendwas, das mir dabei half, den Wagen aus dem Sand zu kriegen.
    »Bitte«, flehte ich. »Bitte.«
    Ich hantierte an dem Schloss herum und drückte es auf. Da war Wasser. Eine gefüllte Zweiliterflasche aus Plastik lag auf die Seite gekippt mitten im Kofferraum. Ich schnappte sie, fummelte den Deckel herunter und kippte mir die Flüssigkeit in die Kehle. Das Wasser war heiß, aber ich schluckte es gierig. Ein Teil davon lief mir übers Gesicht und den Nacken. Ich war wie ein Schwamm, ich saugte alles auf. Ich musste mich dazu zwingen aufzuhören, ich hätte gern noch viel mehr davon gewollt. Ich hatte fast die Hälfte ausgetrunken.
    Sonst war nicht viel im Kofferraum. Ein Handtuch. Ein Blechbehälter, in dem Benzin sein musste, zumindest roch es so. Und einer von deinen großen Hüten, die aus Tierhaut gemacht waren.
    Es gab auch Werkzeug, um das Auto zu reparieren. Aber kein Essen. Und auch nichts, was mir hätte helfen können, den Wagen freizukriegen. Ich kam zu dem Schluss, dass es Gott eben doch nicht gab.
    Ich stieg wieder ein und stellte den Motor an. Aber die Reifen gruben sich tiefer in den Sand und der Wagen fuhr sich noch mehr fest. Ich donnerte mit den Fäusten gegen das Lenkrad. Dann fiel mir ein, dass ich mich bei den Bäumen umschauen könnte. Vielleicht lag dort Holz herum, das ich unter die Reifen schieben konnte. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher