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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Verletzungen, Krankheiten … nur die Auslöser sind verschieden. In der Stadt sind die Menschen schuld, hier das Land, das ist der Unterschied. Ich weiß, was mir lieber ist.«
    Mein Kopf begann sich wieder zu drehen. Ich stellte mir andauernd diese Viecher in ihren Käfigen vor, wie sie darauf warteten, mich mit ihrem Gift zu töten oder meinetwegen auch zu retten.
    »Wie lang sind sie schon da drin?«, fragte ich. »In diesen Käfigen?«
    Du legtest die Reste der Frucht weg und wischtest dir die Hände an den Knien ab. »Ich hab sie nach und nach gefangen, seit wir hier sind. Die meisten Arten hab ich inzwischen erwischt, aber ein paar sind höllisch schwer zu finden … Mir fehlen ehrlich gesagt noch welche.«
    »Und sie sind alle giftig?«
    Du nicktest. »Klar. Sonst hätte ich sie nicht gefangen. Nicht alle sind tödlich, aber trotzdem willst du dich auch von denen lieber nicht zwicken lassen.«
    »Wieso bist du nicht gebissen worden?«
    »Bin ich, war aber nichts Ernstes. Ich denke, ich hab eben gelernt, damit umzugehen. Diese Viecher sind gar nicht so gefährlich, wenn man sie versteht.«
    Wieder schobst du mir eine Frucht zu. »Komm schon, iss auf.« Dann hast du breit gegrinst. »Man könnte glatt auf die Idee kommen, du wärst verkatert.«
     
     
    Danach warst du nett zu mir, ausgesprochen nett. Du brachtest mir dauernd neue feuchte Lappen und umsorgtest mich auf eine Art, die Mum nicht mal im Traum eingefallen wäre. Du brachtest mir sogar extra was zu essen, das mir schmeckt … zumindest hast du’s versucht. (Ist natürlich schwer, eine Portion Eis aufzutreiben, wenn die nächste Gefriertruhe mehrere Hundert Meilen weit weg ist.) Aber du hast mich auch die ganze Zeit über beobachtet. Unentwegt versuchtest du herauszukriegen, womit ich klarkam und womit nicht, was du sagen oder tun konntest, ohne mich aus der Fassung zu bringen. Das kapierte ich schnell und begann auszutesten, ob ich es für mich nutzen konnte. Ich wagte mich immer weiter vor und du hast es zugelassen.
    Am nächsten Tag ging ich die Hühner füttern. Du folgtest mir, angeblich weil du nach der Quelle schauen wolltest. Als wir an das Kamelgehege kamen, wurde ich langsamer, damit du mich einholen konntest. Wir gingen nebeneinanderher. Du warfst mir einen prüfenden Blick zu, wolltest herausfinden, ob deine Anwesenheit okay für mich war.
    »Du musst mich wirklich hassen«, sagte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Du musst mich dermaßen hassen, dass es dir egal ist, ob ich sterbe … sonst würdest du mich gehen lassen.«
    Blitzschnell drehtest du dich zu mir, so schnell, dass du über einen Stein stolpertest. »Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich fühle.«
    »Warum lässt du mich dann nicht einfach gehen? Du weißt doch, dass ich das will.«
    Vier oder fünf Schritte lang bliebst du still. »Ich hab dich doch gehen lassen«, sagtest du leise. »Du bist beinah gestorben.«
    »Nur weil dein Auto so eine Schrottkiste ist und weil ich nicht weiß, wie ich hier draußen irgendwo hinkomme. Du weißt das schon. Wenn du mich wirklich nicht hassen würdest, würdest du mich zurück in eine Stadt bringen.«
    »Fang bitte nicht wieder damit an.«
    »Aber es ist doch wahr, oder? Du könntest mich gehen lassen, wenn du wolltest. Du willst es bloß nicht. Und das bedeutet, dass du mich hassen musst.«
    Ich pflügte mit dem Fuß durch einen kleinen Strauch, meine Stiefel drückten seine Blätter zu Boden. Du bliebst stehen, um sie wieder aufzurichten.
    »So einfach sind die Dinge nicht.«
    »Sie könnten es aber sein.«
    Ich blieb auch stehen. Du gingst um die Pflanze herum. Dann machtest du einen zögernden Schritt auf mich zu.
    »Hab einfach ein bisschen Geduld, bitte, Gemma. In ein paar Monaten wirst du all das hier schätzen lernen und dann …«
    »Und dann was? Dann lässt du mich frei? Das glaub ich dir nicht.«
    »Bitte, glaub mir. Nur dieses eine Mal.« Beinahe flehentlich hobst du die Arme.
    »Was wirst du tun?« Ich hatte die Hände in die Hüften gestemmt und versuchte mich größer zu machen, als ich war. Aber auch so reichte ich dir nicht mal bis an die Schulter. Du hast einen Seufzer ausgestoßen.
    »Okay«, flüstertest du schließlich. »Versuch’s sechs Monate. Nur sechs Monate. Mehr brauchst du nicht. Wenn du nach dieser Zeit immer noch alles hier hasst, dann bring ich dich zurück. Das verspreche ich. Ich bring dich sogar in eine Stadt.«
    »Ich glaube dir immer noch nicht.«
    »Stell mich auf die Probe.«
    Ich starrte

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