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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Gesicht und ließ es leuchten. An diesem Morgen ließ es alles leuchten. Es sickerte in die Landschaft und bewirkte, dass der Sand funkelte wie Popping-Candy-Brausepulver.
    Mich allerdings brachte das Licht nicht zum Leuchten. Ich kam mir eher vor, als würde ich immer blasser, als hätte mich die Welt schon vergessen. Während ich in den glitzernden Sand starrte, fragte ich mich, ob im Fernsehen und in den Zeitungen wohl weiterhin über mein Verschwinden berichtet wurde. Interessierte sich überhaupt noch jemand dafür? Ich wusste, dass die Medien solche Geschichten fallenließen, wenn es nichts Neues mehr zu berichten gab. Und was konnte es schon Neues über meine Geschichte geben, wo sich hier außer der Windrichtung gar nichts änderte?
    Ich war jetzt schon einen Monat lang in deinem Haus. Wer suchte noch nach mir? Wie viel Energie brachten meine Eltern auf, um mich zu finden? Sie waren schon immer clever gewesen. »Geschäftstüchtig« war eins von Dads Lieblingswörtern. Vielleicht stellte er sich ja die Frage, ob es geschäftlich rentabel war, weiter nach mir zu suchen? War ich eine gute Investition? In diesem Moment hätte ich wohl selbst kein Geld in die Suche nach mir gesteckt.
    Du gabst mir einen Teller mit kleinen gelben Früchten. Du nahmst eine und zeigtest mir, wie ich die Fingernägel hineingraben und das Innere heraussaugen sollte. Ich machte es dir nach. Zuerst war die Frucht sauer, aber beim Kauen wurde ihr Geschmack etwas süßer. Die Kerne blieben mir zwischen den Zähnen stecken und klebten am Gaumen fest. Du schlürftest noch eine aus, dann fingst du an zu reden.
    »Du hast also die Jungs aus dem Schuppen kennengelernt?«, fragtest du.
    Ich erinnerte mich wieder an die vielen Augen, die mich angeschaut hatten; an all die Schuppen und haarigen Beine. Ich schüttelte mich. »Wozu hast du sie?«
    »Damit wir überleben.« Du beugtest dich vor und nahmst noch eine von den gelben Früchten. Ich gab dir den Teller. Mir war einfach zu schwummrig, um noch mehr davon zu essen, obwohl ich gern gewollt hätte. Schmatzend saugtest du das Fruchtfleisch aus und pultest dir danach die Kerne aus den Zähnen. »Die helfen mir, Gegengift zu machen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Von einer Schlange kriegst du doch kein Gegengift, bloß das Gift selbst.«
    Deine Mundwinkel hoben sich. »Nicht schlecht«, sagtest du. »Ich wusste doch gleich, dass du nicht auf den Kopf gefallen bist.« Du sahst mich an, als wärst du stolz auf mich. »Da hast du natürlich Recht«, fuhrst du fort und spucktest die Kerne auf den Boden. »Alle diese Tiere sind giftig. Um ein Gegengift herzustellen, braucht man die Stoffe, die bei einer Abwehrreaktion gegen das Gift ausgeschüttet werden … Und das ist noch ein Grund, warum uns das Kamel sehr nützlich sein wird. Bald melke ich nämlich meine Tierchen und spritzte dem Kamel ihr Gift. Dann hol ich mir die Antikörper, die Immunreaktion. Das Ganze filtere ich dann und stelle daraus Gegengift her … zumindest habe ich das vor. Ich weiß nicht, ob ich’s hinkriege, aber ich werd’s versuchen. Auf die Art hätten wir dann immer einen Vorrat.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wird das Kamel davon nicht krank?«
    »Nein, das ist immun, wie fast alles hier draußen. Wir Menschen sind die Schwachstellen.« Du zogst die Haut von einer der Früchte und nagtest das Fruchtfleisch ab. »Aber als Allererstes sollten wir dich desensibilisieren. Wenn wir dir ein winziges bisschen vom Gift dieser Tiere spritzen, stärkt das deine Immunabwehr.«
    »Du spritzt mir überhaupt gar nichts.«
    Du zucktest mit den Achseln. »Du kannst das auch selbst machen, ist nicht besonders schwer. Du stichst dir in die Haut und tust ein kleines bisschen Gift rein. Ich mach das andauernd.«
    »Wenn ich aber nicht will?«
    »Dann gehst du ein Risiko ein.«
    »Was für ein Risiko denn?«
    »Zu sterben oder gelähmt zu sein … mit Gift ist nicht unbedingt zu spaßen, weißt du?« Du sahst mich direkt an, mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. »Aber das wirst du ja selbst wissen … nach dem ganzen Rum, den du gestern in dich reingeschüttet hast. Das war eine Jahresration, diese Flasche.«
    Ich wich deinem Blick aus. Du erwähntest den Rum zum ersten Mal. Ich machte mich darauf gefasst, dass du wütend sein würdest, weil ich in deinen Vorräten herumgeschnüffelt hatte. Aber du bliebst ganz gelassen.
    »Jede Umgebung hat ihre Risiken, denk ich mir«, brummeltest du. »Ist eigentlich überall gleich – Gift,

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