Ich würde dich so gerne kuessen
Jeffer.«
»Na, da bist du aber nicht die Erste. Kannst mir ja trotzdem helfen. Die Eier müssten noch gepellt werden, ich kann das mit meinen dicken Fingern nicht besonders gut.«
»Na klar«, sage ich, und Rosi reicht mir die Schüssel mit den Eiern.
Langsam wird der Gruppenraum immer voller. Zwei Frauen kommen herein und kichern, als sie mich sehen. Dann setzen sie sich an den Tisch und schauen interessiert zu mir herüber.
»Das sind Sandy und Maggie, die sind immer so, wenn ein neues Gesicht in unseren heiligen Hallen erscheint. Mach dir nichts draus, das legt sich spätestens nach zwei Stunden«, klärt Rosi mich auf.
»Ach was. Man darf ja ruhig neugierig sein«, sage ich.
»Aber dass sie hier alle ein Rad abhaben, das weißt du schon, ja?«
»Du hast selber ein Rad ab, Rosi-Posi!«, ruft Sandy oder Maggie herüber.
»Na, sonst würde ich hier ja auch nicht arbeiten, ihr kleinen Nymphen!«, ruft Rosi lachend.
»Der Umgangston hier ist eher locker, wie?«, sage ich.
»Warum auch nicht? Wenn wir hier so ernst und korrekt wären, wie die alle da draußen, würden unsere Gäste wohl fernbleiben. Irgendwo muss man sich ja austoben.«
Ich beobachte das Treiben in diesem hellen Raum mit der rot gestrichenen Decke und den selbst angemalten Lampen von Ikea. Außerdem jede Menge Schnickschnack, vor allem Getöpfertes. Manches sieht unbeholfen aus, in jedem Fall aber mit viel Liebe gemacht. Man kann sich hier wohlfühlen.
Die Männer aus dem Flur kommen vom Rauchen zurück und nehmen am Tisch Platz, während sie laut über amerikanische Präsidenten diskutieren. Ich beobachte Jeffer, wie er routiniert den Tisch deckt. Er ist ein schöner Mann, in der Tat. Und versiert. Alles, was er anfasst, macht er mit einer Souveränität, dass es einem fast den Atem verschlägt. Manchmal wirkt er dadurch schon viel älter, als er eigentlich ist.
»Seit Jeff hier arbeitet, ist wieder Leben in der Bude. Die Kunden lieben ihn«, sagt Rosi.
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Alle lieben ihn, wie es scheint.«
Rosi drückt mir die Schüssel mit der Melone in die Hand. Wir gehen zum Tisch rüber und setzen uns zu den anderen. Es sind etwa fünfzehn Leute am Tisch und die Gespräche verstummen langsam zugunsten des Frühstücks. Jeffer schaut mich über den Tisch hinweg an. Ich lächle ihm zu. Neben mir sitzt ein Mann, etwa um die vierzig, in Lederkluft, der linkisch zu mir rüberschielt. Um das Eis zu brechen, schiebe ich ihm den Brötchenkorb zu.
»Hm, hm, danke, ja«, murmelt er in seinen Vollbart.
»Es ist schön hier bei euch«, versuche ich noch einmal.
»Das sagst du nur, weil du ein Gast bist.«
»Sie sind doch auch Gast«, entgegne ich.
»Ja, aber im Gegensatz zu dir bin ich Stammgast«, sagt er jetzt so laut, dass alle es hören.
»Ach komm schon!«, ruft Rosi. »Du kommst doch freiwillig hierher. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du jederzeit gehen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass es mir nicht gefällt.«
»Dann ist ja gut!« Rosi hat so eine Art, direkt und gleichzeitig voller Wärme zu sein, dass man ihr nichts übelnehmen kann, selbst wenn sie einen aufzieht.
Wir essen eine Weile schweigend. Im Vergleich zu dem läppischen Frühstück bei Jeffer ist das hier ein wahres Festmahl. Sandy und Maggie sehen immer noch zu mir herüber und beobachten genau, was ich auf meinen Teller packe.
»Gehst du kotzen?«, fragt eine der beiden.
Ich gucke sie kurz irritiert an, ob sie wirklich mich meint.
»Ob du kotzen gehst?«, fragt die andere.
»Äh … nein, sollte ich?« Ich weiß nicht genau, was sie damit meint.
»Weil du so schlank bist«, erklärt sie und mustert mich eingehend.
»Ich bin nicht so schlank.« Ich versuche zu lächeln.
»Bist du wohl!«
»Okay.«
»Deshalb denke ich, dass du kotzen gehst.« Sie bleibt beharrlich dabei.
»Nun, dann denkst du falsch.« Ich versuche, nicht angegriffen zu klingen, obwohl ich mich natürlich so fühle.
»Na klar, das sagen natürlich alle diese schlanken Tussis«, setzt sie noch einen drauf.
»Jetzt reicht’s aber, Maggie!«, greift Rosi ein. »Maggie hat ein Problem mit jungen Frauen.«
»Brauchst du nicht, Maggie. Gegen dich kommt sowieso keine an«, versucht Jeffer zu schlichten.
Maggie nimmt ihren Teller und verschwindet hinter dem Küchentresen. Dort wendet sie sich beleidigt von uns ab und isst ihr Restfrühstück, während sie aus dem Fenster schaut. Jeffer zwinkert mir zu, um mich aufzumuntern. Ich brauche eigentlich keine Aufmunterung, ich bin
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