Ich würde dich so gerne kuessen
Art von Bestätigung gibt, die er nicht verdient. Er war schrecklich arrogant. Er hat die Ohrfeige mit Sicherheit verdient. Aber vielleicht hat Jeffer recht und ich sollte mich aus diesen Angelegenheiten einfach raushalten. Ist wahrscheinlich auch besser für mich.
Nach dem Frühstück spülen wir zusammen ab. Jeffer legt sich dann wieder ins Bett und sieht mich erwartungsvoll an.
»Was?«, frage ich.
»Kuscheln?« Er sieht mich grinsend an.
»Warum nicht! Besseren Vorschlag hab ich jedenfalls keinen.«
Ich lege mich zu ihm, er legt den Arm um mich. Wir schalten den Fernseher an und nach einigem Hin- und Herzappen bleiben wir an einer Tierdoku hängen. Die Fische mit ihren langsamen, geschmeidigen Bewegungen machen mich wieder schläfrig. Ich lege meinen Kopf auf Jeffers Brust und schließe die Augen. Ich spüre sein Herz, wie es gleichmäßig schlägt.
Sein T-Shirt riecht nach Weichspüler.
Warum ist mir dieser Mensch so vertraut, obwohl ich ihn doch eigentlich gar nicht kenne? Warum warnen mich alle Leute davor, mich auf ihn einzulassen, und warum übergehe ich diese Warnungen einfach? Und warum habe ich dieses starke Gefühl, dass das Leben jetzt erst richtig anfängt?
»Frieda?«
»Hm?«
»Schön, dass du hier bist.«
»Ja.«
SCHLIESSLICH IST DIENSTAG, und nachdem wir den Montag im Bett verbracht haben, abwechselnd mit Fernsehen und Dösen beschäftigt, sind wir heute schon um 7 Uhr früh vollkommen ausgeschlafen. Ganz kurz kommt mir der Gedanke, dass ich es noch in die Schule schaffen könnte, aber ich verscheuche ihn wieder mit der Ausrede, dass morgen auch noch Zeit dafür bleibt. Jeffer zieht sich für seinen Zivildienst an. Jogginghosen und ein ausgewaschenes grünes T-Shirt.
»Sexy ist was anderes«, stichel ich.
»Du brauchst dich gar nicht auf die faule Haut zu legen, du kommst nämlich mit, hatten wir doch beschlossen.«
»Ich dachte, das wäre ein Scherz.«
»Ich mache nie Scherze.«
»Dann solltest du damit anfangen, würde vielleicht einige Probleme lösen«, necke ich weiter. Irgendwie bin ich heute gut aufgelegt. Manchmal wacht man auf mit diesem guten Grundgefühl, das einen schönen Tag verspricht.
»Nun klugscheißer hier nicht rum, sondern mach dich fertig«, sagt Jeffer und wirft irgendein altes Shirt nach mir.
Ich klettere aus dem Bett, in dem ich gestern den ganzen Tag verbracht habe, und bin froh, Boden unter den Füßen zu haben. Ich schlendere ins Bad, putze die Zähne und mache Wasser ins Haar, damit die nach allen Seiten abstehenden Locken wieder Form bekommen.
Zum Frühstück gibt es nur eine schnelle Portion Cornflakes mit wirklich grenzwertiger Milch.
Wir verlassen die Wohnung und spazieren gemächlich durch enge Kopfsteinpflasterstraßen. Es ist noch angenehm kühl, am Himmel hängen weiße Wolken, die hin und wieder ein wenig Sonne durchlassen. Ältere Menschen rollen mit ihren Laufhilfen Richtung Lidl. Mein Zuhause ist ganz weit weg gerückt. Der Tag, an dem ich meine Eltern zum Flughafen gebracht habe, scheint eine Ewigkeit her zu sein. Ich bin immer noch verwundert über diese plötzliche Wendung in meinem Leben. Und das alles nur, weil Maja mal wieder irgendwelche Jungs auf Rockkonzerten eingesammelt hat, um sie mir an meinem Geburtstag zu präsentieren. Sie wollte nur angeben und nun ist das dabei rausgekommen.
»Da sind wir«, sagt Jeffer und hält mir die Tür zu einer etwas runtergekommenen Villa auf.
Am Eingang ist ein Holzschild angebracht: »Lichtblick« Tagesstätte, Hilfe zur Selbsthilfe .
Im Flur steht ein kleines Grüppchen junger Männer und raucht, dass der halbe Flur in einer Wolke versinkt. Ich muss ein Husten unterdrücken.
»Morgen, ihr Don Juans!«, neckt Jeffer.
Ich nicke ihnen zu. Ein gegrummeltes, chorisches »Guten Morgen« kommt zurück. Wir gehen weiter in einen großen Gruppenraum, in dem einige mit Vorbereitungen für das Frühstück beschäftigt sind. Eine etwas ältere Frau schneidet gerade eine große Wassermelone auf und lächelt uns zu.
»Na Jeff? Auch mal wieder da?«
»Jeff?«, frage ich.
»Rosi nennt mich so, sie sagt, Jeffer wäre affig«, erklärt er.
»Ist auch so, musst du doch zugeben. Jeffer, das ist doch kein Name!«, lacht Rosi.
Ich setze mich auf einen Barhocker am Tresen, während Jeffer die Stühle von den Tischen nimmt und sie auf den Boden stellt.
»Und du, meine Liebe? Bist du unsere neue Ehrenamtliche?«, fragt Rosi und lächelt mich an.
»Äh … ich, nein, ich bin eine Freundin von
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