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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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ich irgendwie deprimiert.
    »Hey Frieda, hast dich doch wohl nicht anstecken lassen von denen da drinnen?«
    »Womit anstecken?«
    »Mit schlechter Laune.«
    »Nein. Es ist bloß … glaubst du, dass du sinnvolle Arbeit machst dort?«
    »In erster Linie mache ich diese Arbeit, weil ich Zivi machen muss. Ansonsten ist es bestimmt nicht die schlechteste Arbeit.«
    »Ja, aber wenn ich an Bob denke. Mann, das ist traurig irgendwie. Wusstest du, dass sein Vater …«
    »Du darfst das nicht so an dich ranlassen.«
    »Wie soll das gehen?«, frage ich verständnislos.
    »Das ist wahrscheinlich eine Typfrage.«
    »Und du bist also der Typ, der nichts an sich ranlässt?«
    »Ich dachte, das wüsstest du schon längst.« Er zwinkert mir zu.
    »Sandy hat sich über deine Massage gefreut.«
    »Natürlich hat sie das. War auch ’ne Spitzenmassage. Möchtest du auch eine bekommen?«
    »Wenn ich jetzt Ja sage, machst du später doch einen Rückzieher. So gut kenne ich dich schon.«
    »Darf ich dann wenigstens etwas Gutes für dich kochen, um deine Laune ein wenig zu heben?«
    »Ja. Das wird wohl drin sein.« Ich freue mich auf den ruhigen Abend mit Jeffer.

    Aber als wir zurück in die Wohnung kommen, sitzen Edgar und Kiki auf der Treppe.
    »Mann, ich dachte, wir müssen ewig hier warten!«, sagt Edgar und begrüßt Jeffer mit einer Umarmung. Kiki lächelt verlegen.
    »Frieda und ich wollten gerade etwas kochen. Kommt rein, reicht für alle.«
    Wir gehen rein, setzen uns in der Küche an den Tisch und Jeffer verteilt Brettchen, Messer und Gemüse zum Schneiden. Kiki holt einen Wein aus der Tasche und gießt ihn in Gläser, die sie uns reicht.
    »Nun, ich habe heute Geburtstag. Das ist keine große Sache, aber ich dachte, wir könnten anstoßen«, sagt sie.
    Jeffer umarmt sie und Edgar stimmt ein »Happy Birthday« an. Ich singe leise mit. Diese Verhältnisse hier verwirren mich. Nach dem letzten Streit von Jeffer und Kiki dachte ich, sie würden sich nie mehr wiedersehen, aber jetzt sieht es so aus, als wäre nie etwas gewesen. Wir stoßen die Gläser aneinander und trinken auf Kikis neues Lebensjahr.
    »Wisst ihr, dass ich irgendwann aufgehört habe zu zählen, wie viele Geburtstage das waren? Nach dem neunundzwanzigsten ist man immer neunundzwanzig! Wusstet ihr das?«
    Wir machen uns ans Kochen. Paprika, Hackfleisch, Zwiebeln. Jeffer brät Knoblauch an.
    Ich lege eine Platte aus seiner großen Sammlung auf. Velvet Underground.
    Eigentlich ist das furchtbar nett so. Alle kommen vorbei, wenn es ihnen passt, und ganz unproblematisch wird dann eben statt für zwei für vier gekocht. Ich kenne das anders. Man verabredet sich immer telefonisch und muss immer vorher ansagen, mit wie vielen Leuten man kommt. Taucht jemand unerwartet auf, wird es kompliziert. Wenn ich irgendwann mal alleine wohne, möchte ich auch versuchen, dieses Spontane mehr zu leben.
    »Und? Wie läuft das WG -Leben?«, fragt Edgar.
    »Bestens!«, antwortet Jeffer.
    Ich lächle ihm zu.
    »Wir hängen vor der Glotze rum, ziehen uns Filme über Fische rein und rauchen viel zu viele Zigaretten«, sage ich.
    »Na, wenn das mal nicht aufregend ist!«, wirft Edgar spöttisch ein.
    Aber es ist tatsächlich aufregend, weil es nicht so sehr darauf ankommt, was man macht, sondern mit wem.
    Wir essen zur Feier des Tages bei Kerzenlicht. Unsere Schatten tanzen an der Decke, die Gabeln klappern auf den Tellern, die Stimme von Nico, der Velvet-Underground-Sängerin, füllt den Raum. Draußen zieht ein Gewitter auf und Jeffer wechselt die Platte und legt »Riders on the Storm« von den Doors auf.
    Die ersten Verdauungszigaretten werden angezündet. Kiki möchte tanzen. Sie hängt sich an Jeffer und wiegt sich langsam hin und her.
    »Wir müssen reden«, sagt sie leise, und beide verschwinden im Nebenzimmer.
    Ich bleibe mit Edgar allein und wir lächeln uns verlegen an.
    »Mann, die und ihre Geheimnisse«, seufzt er.
    »Tja. Müsstest du ja schon gewohnt sein. Für mich ist das etwas seltsam.«
    »Was machst du eigentlich so?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, was du im Leben so machst.«
    »Ich gehe zur Schule.«
    »Na, damit brauchst du wirklich nicht zu prahlen, das tue ich auch! Ich meine, was machst du sonst so? Deine Interessen, Vorlieben? Leidenschaften?«
    »Ich filme gerne.«
    »Was filmst du denn so? Fische?«
    »Menschen. Menschen, während sie irgendwas tun.«
    »Und? Kann man da mal was sehen?«
    »Ich habe meine Kamera mit. Warte einen Moment.«
    Ich hole meine Kamera

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