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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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geschafft, mir die Schuhe auszuziehen. Die Zahnpasta schmeckt ungewohnt salzig, und ich spüle mir schnell den Mund aus, bevor mir wieder übel wird. Dann gehe ich in die Küche und koche einen Tee. Ich gieße das Wasser in eine alte hellbraune Keramikkanne und hänge drei Beutel Schwarztee hinein. Ich schaue in den Kühlschrank und finde Jeffers gestrige Einkäufe.
    Aus den Tomaten und Zwiebeln mache ich einen kleinen Salat, schneide noch etwas Käse hinein. Aus der Wurst forme ich Röllchen und verteile sie auf einem Teller. Die Marmelade fülle ich in ein kleines Schälchen. Ich stelle die Sachen auf den Tisch und zünde eine Kerze an.
    Jeffer steht in der Küchentür und gähnt.
    »Mein Gott, ich hab mir eine Hausfrau angelacht.«
    »Sei lieber still, sonst kriegst du gar nichts zu essen.«
    Er setzt sich an den Tisch »Bist du sauer oder so?«
    »Nein, nur verkatert, fürchte ich.«
    »Wir hätten lieber zu Hause bleiben sollen, was?«
    »Nein. Dann hätte ich Edgar nicht kennengelernt. Er ist der erste vernünftige Mensch, den ich in deinem Umfeld getroffen habe.«
    »Der Schein trügt.«
    »Trotzdem, verglichen mit diesen ganzen Weibern …« Ich massiere mit meinen Fingern die Schläfen, damit die Kopfschmerzen endlich aufhören.
    »Weibern?«, fragt Jeffer.
    »Ja, Weiber, dumme Zicken … Die wissen gar nicht, was los ist, und fahren schon ihre Krallen aus. Das nervt. Anscheinend darf man dich gar nicht angucken, sonst kriegen die gleich einen Anfall.«
    »Vergiss die.«
    »Manchmal wünschte ich, ich wäre ein Typ und die auch, dann könnte man sich wenigstens prügeln.«
    »Prügelnde Frauen sind sexy.«
    »Na ja, vielleicht. Hab schon davon gehört. Wenn die so weitermachen, bringen die mich jedenfalls bestimmt noch dazu.«
    Wir essen unser Frühstück. Es schmeckt unglaublich gut. Das ist das erste Frühstück, das ich für jemand anders als für meine Eltern zubereitet habe.
    »Fühlst du dich manchmal einsam, wenn du hier so alleine wohnst?«, frage ich.
    »Nein. Sonst würde ich auch in einer WG wohnen.«
    »Ich könnte das, glaube ich, nicht. So ganz alleine.«
    »Angst?«, fragt Jeffer.
    »Vielleicht.«
    »Wovor?«
    »Vor zu viel Zeit zum Nachdenken. Vor Einsamkeitsgefühlen.«
    »Hm.«
    »Maja hat mich gefragt, ob ich mit ihr zusammenziehen will in einem Jahr oder so.«
    »Und? Willst du?« Er nimmt die Wurströllchen vom Teller und schiebt sie sich ohne Brot in den Mund.
    »Nein, wahrscheinlich nicht, aber wer weiß schon, wie das in einem Jahr so wird.«
    »Dann bist du mit der Schule fertig, Frau Abitur.«
    »Ach Abitur, die Schule ist ein Witz, echt.« Ich ziehe eine Grimasse.
    »Ich bin in der Elften abgegangen.«
    »Ist wahrscheinlich nicht verkehrt.«
    »Ich habe natürlich allen erzählt, ich bräuchte das alles nicht und so. In Wirklichkeit hätte ich das einfach nicht geschafft.«
    »Ach, na ja, mach dir nichts draus, echt, ich glaube nicht, dass die Schule irgendwie wichtig ist fürs Leben.«
    »Machst du Witze?«
    »Du weißt, wie ich das meine. Ich meine nicht das Einmaleins und so, aber es gibt so viel überflüssiges Zeug, da könnte man seine Zeit auch sinnvoller nutzen.«
    »Ich glaube, du kannst das nur sagen, weil du trotzdem die Schule fertig machen wirst. Du bist ein ganz schöner Snob, weißt du das?«
    »Hey, ich habe dich nicht gebeten, deine Schule zu schmeißen!«
    »Ich würde gerne studieren.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Einfach nur studieren.«
    »Dann geh in ’ne Bücherei und lies Bücher!«
    »Aber so ein Hörsaal, mit einem grauhaarigen Professor. Das ist etwas anderes.«
    »Komisch, dass dich das interessiert. Du lebst doch ein ganz anderes Leben.«
    »Mag sein, aber man ist trotzdem neugierig. Du wirst bestimmt studieren.«
    »Nein, werde ich nicht.« So genau weiß ich das natürlich noch nicht. Aber jetzt, so vor dem Abi, wo alle davon reden, was sie denn Tolles studieren wollen, da macht es mir gerade viel Spaß zu behaupten, dass ich überhaupt nicht studieren werde.
    Wir zünden uns eine Zigarette an. Jetzt geht es mir körperlich schon wieder ganz gut, das schlechte Gefühl allerdings bleibt trotzdem. Ich frage mich, womit das zusammenhängt. Es hat nichts mit Jeffer zu tun, jedenfalls nicht direkt. Kiki vielleicht. Ich weiß nicht, irgendwie tut sie mir leid. Ich habe so etwas wie Sympathie für sie übrig, und auf der anderen Seite bin ich furchtbar wütend darüber, dass sie sich unter Wert verkauft. Ich bin auch wütend, weil sie Jeffer damit eine

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