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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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schön sind und trotzdem nicht so viel Wind darum machen. Die große Ausnahme ist vielleicht Maja, aber das liegt bestimmt daran, dass ich sie schon seit der Grundschule kenne und weiß, dass sie eine großartige Freundin sein kann. Hätte ich sie jetzt erst kennengelernt, fände ich sie unerträglich.
    Ich dokumentiere diese Tage voller Müßiggang mit meiner Kamera und nach anfänglichen Vorbehalten gegen meine stille Beobachtung haben die Leute die Kamera mittlerweile akzeptiert und zum Teil sogar vergessen – was zu sehr schönen Aufnahmen führt. Ich filme besonders gerne den musikalischen Zeitvertreib und entdecke durch den Sucher, wie schön Menschen sind, die sich auf das Spielen eines Instruments konzentrieren.
    Wenn Jeffer tagsüber zum Zivildienst geht, sitze ich in dem Zimmer, das er für mich reserviert hat, und sichte die Aufnahmen, höre Musik oder lese in der Biografie von Janis Joplin. Manchmal gehe ich spazieren. Nicht weit von Jeffers Wohnung erstreckt sich die Wuhlheide, ein riesiger Park, in dem man stundenlang vor sich hinschlendern kann, ohne vielen Menschen zu begegnen. Die wenigen, die unterwegs sind, sind Rentner, Skater und Mütter mit Kinderwagen. Ich laufe ohne Ziel zwischen den Bäumen umher, sauge meine Lungen voll mit der erdigen Luft und freue mich über diese romantische Einsamkeit, die nur deshalb Spaß macht, weil man weiß, dass am Abend das Haus wieder voller Leute sein wird. Zwischendurch denke ich mal an meine Eltern. Ich habe ihnen gegenüber natürlich ein schlechtes Gewissen, aber ich hoffe einfach darauf, dass sie von meinem kleinen Ausflug in diese andere Welt nichts mitkriegen und sich also auch im Nachhinein keine Sorgen machen werden. Auf der anderen Seite kann ich mir nur schwer vorstellen, wieder zurückzukehren. Eigentlich ist es hier nicht anders und trotzdem ist es wie eine andere Welt. Ich bin eine andere. Das fängt schon damit an, dass ich mich hier nicht langweile. Zu Hause hatte ich so oft diese schrecklichen Stunden, die vor Langeweile nur so strotzten und in denen ich aus Verzweiflung irgendwelche Soaps geguckt habe, von denen ich noch mehr schlechte Laune bekam. Hier ist alles aufregend. Jeffer ist aufregend. Das, was er tut, ist aufregend. Die Leute auf dem Dach sind aufregend. Ich habe den Eindruck, dass die Welt mir gehört, uns, und dass wir jederzeit das Unmögliche möglich machen könnten, wenn wir nur wollten. Mir ist durchaus klar, dass es nur ein Gefühl ist und dass die Wirklichkeit anders aussieht, aber dieses Gefühl reicht alleine schon aus, um so etwas wie Glück zu fühlen. Vollkommene Zufriedenheit und eine permanente Spannung, die absolute Lust aufs Leben!
    Gestern Nacht, als ich schon im Bett lag, merkte ich, wie Jeffer sich in den Türrahmen stellte und mich beobachtete. Ich tat so, als ob ich schliefe, und wünschte mir sehr, dass er zu mir ins Bett klettert und mich endlich küsst, so wie in diesen amerikanischen Filmen voller Leidenschaft und Magie. Aber er stand nur da, so an die zehn Minuten, dann löschte er das Licht im Flur und ging in sein Zimmer rüber. Ich war ein bisschen enttäuscht, das Herz klopfte mir bis zum Hals und doch war sein Weggehen auch wieder aufregend und geheimnisvoll. Ich spürte, wie in mir die Vorfreude auf den nächsten Tag ins Unermessliche wuchs.
    Edgar taucht fast jeden Tag bei uns auf, manchmal auch wenn Jeffer nicht da. Ich habe langsam Mühe, ihn auf Abstand zu halten. Ich glaube gar nicht, dass er mich im Speziellen toll findet, aber er ist sehr wohl auf Brautschau, zumindest sucht er aber jemanden fürs Bett, und danach ist mir wirklich nicht. Es fällt mir schwer, ihn darauf anzusprechen, weil er nichts Derartiges gesagt hat. Ich denke, dass man so etwas trotzdem merkt. Er tut so, als würde er sich für meine Aufnahmen interessieren, ich glaube aber, dass das nur ein Vorwand ist. Neulich, als ich alleine in Jeffers Wohnung war und es an der Tür geklopft hat, habe ich mich einfach ganz ruhig verhalten und habe abgewartet, bis ich Schritte hörte, die die Treppe wieder runtergingen. Ich bin nicht sicher, ob es Edgar war, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.

    Als Jeffer heute vom Zivildienst nach Hause kommt, liege ich noch im Bett und habe es nicht mal geschafft zu frühstücken.
    »Frieda Schätzchen! Nicht dass das hier zur Gewohnheit wird.« Er droht scherzhaft mit dem Zeigefinger.
    »Wo liegt das Problem?«, tue ich unschuldig.
    »Ich gehe schwer schuften und du machst dir hier ’nen

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