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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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schlau. Ich verstehe nicht, warum er manchmal Dinge tut und manchmal eben nicht. Was ich allerdings sehr wohl verstehe, ist, dass man ihn so machen lassen muss, wie er es für richtig hält. Man darf keine Forderungen an ihn stellen, ansonsten zieht er sich zurück. So wie er es bei Kiki gemacht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so fair finde. Wahrscheinlich finde ich das sogar sehr unfair, aber gleichzeitig haben wir ja nie Erwartungen aneinander formuliert. Und ich möchte nicht diejenige sein, die anfängt zu fordern, die anfängt, zickig zu sein. Ein verdammtes Mal in meinem Leben muss ich es doch mal schaffen, diese blöde Kontrolle zu verlieren! Ein verdammtes Mal werde ich mich einfach nur amüsieren! So kompliziert kann das doch gar nicht sein. Maja schafft das schließlich jedes Wochenende.
    Ob ich Maja mal anrufen sollte? Ich frage mich, was sie in meiner Wohnung wohl gerade treibt. Irgendwie fehlt sie mir. Ich werde sie anrufen. Morgen vielleicht.
    Ich sitze eine Weile in der Küche rum, lese alte Zeitungsartikel, sehe aus dem Fenster.
    Ich bekomme Lust, etwas mit dem Tag anzufangen. Ich möchte etwas tun. Ich möchte es sogar alleine tun. Diese letzten Tage waren immer voller Menschen, ich brauche eine Pause davon.
    Jeffer schnarcht leise, ich lege ihm einen Zettel auf den Küchentisch. Dann werfe ich mir eine Jacke über und verlasse die Wohnung.
    Es ist noch früh, kurz nach zehn. In der Hoffnung auf eine Frühvorstellung im Kino nehme ich die S-Bahn zum Alexanderplatz.
    Aber ich habe kein Glück, die frühste Vorstellung fängt erst um 14 Uhr an. Außerdem läuft nichts Gutes, nur Action-Superhelden-Filme oder romantische Sommerkomödien mit Sandra Bullock. Darauf kann ich verzichten.
    Ich schlendere über den Alexanderplatz, setze mich auf den Rand des großen Brunnens und beobachte die Menschen, die an der Weltzeituhr auf ihre Verabredungen warten. Die Weltzeituhr ist ein beliebter Treffpunkt. Ein Mann steht sogar mit einer roten Rose in der Hand da und fummelt umständlich an seiner Jacke herum. Die Punks mit einer Horde Hunden drehen ihre Runden. Der Alexanderplatz ist kein schöner Ort, grau und schmutzig und mit Betonklötzen zugebaut. Ich sollte mich woanders rumtreiben, wenn ich nicht gleich in Depressionen verfallen will.
    Ich nehme die Straßenbahn zum Hackeschen Markt, wo es von Touristen nur so wimmelt, also flüchte ich in den Monbijoupark. Dort lege ich die Jacke ins Gras und mich selber drauf, die Sonne wärmt, als ob schon Sommer wäre. Ich sollte in der Schule sein. Ich sollte zu Hause nach dem Rechten sehen. Ich sollte mein Herz nicht so sehr an diesen einen Menschen hängen. Und ich sollte mal wieder etwas Gesundes essen. Vielleicht sollte ich heute für Jeffer und mich etwas kochen. Etwas mit Gemüse.
    »Was für ein Zufall!« Kiki steht neben mir und klaut mir die Sonne.
    »Hallo.« Ich richte mich auf. »Lange nicht mehr gesehen.«
    »Stimmt«, sagt Kiki und lächelt mich erwartungsvoll an.
    »Ja. Was machst du hier?« Es ist wieder so eine unangenehme »Was sage ich bloß als Nächstes«-Situation.
    »Ich wohne hier gleich um die Ecke und mache jeden Morgen meinen Spaziergang. Lust auf einen Kaffee in meinem bescheidenen Reich?«, schlägt sie vor.
    Eigentlich habe ich keine Lust, ich wollte alleine sein, aber ich traue mich nicht, Kiki abzusagen. Irgendwie habe ich Respekt vor ihr, weil sie so viel älter ist. So erfahren.
    Also laufen wir zu ihrer Wohnung. Unterwegs kauft sie in einer Bäckerei frische Croissants.
    Sie wohnt in einer romantisch angehauchten Zwei-Zimmer-Dachgeschosswohnung mit Blick auf die Spree. Auch hier alte Möbel, viele Topfpflanzen, Räucherstäbchen, ein blinder Spiegel. Die Wände sind in warmen Farben mit Schwammtechnik gestrichen. Das habe ich lange nicht mehr gesehen, diese Art, die Wände zu streichen, ist schon eine ganze Weile out, genauso wie das Batik-Shirt, das Kiki heute trägt.
    »Mach’s dir bequem, ich koche uns einen Kaffee.«
    Sie verschwindet in die Küche. Ich sehe mir ihre Wohnung genauer an und entdecke auf Anhieb mindestens fünf Fotos von Jeffer und seiner Gitarre.
    »Die habe ich geschossen. Ich hatte dir davon erzählt.« Kiki steht plötzlich hinter mir.
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Wohnst du immer noch bei ihm?«
    »Ja.«
    »Geht es ihm gut?«, fragt sie besorgt, so wie Mütter nach ihren Kindern fragen, wenn sie sie in Schwierigkeiten vermuten.
    »Ich weiß nicht. Ich denke schon.«
    »Siehst du. Das ist typisch. Er

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