Ich würde dich so gerne kuessen
hat so viele Leute um sich herum, aber keiner kann wirklich sagen, wie es ihm geht.«
Das klingt nach Vorwurf. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
»Das sind schöne Bilder«, versuche ich stattdessen.
»Ich habe noch bessere in der Schublade. Möchtest du sie sehen?«
»Gerne.«
Kiki holt aus ihrer Schreibtischschublade einen Stapel Fotos und reicht sie mir.
Dann geht sie wieder in die Küche. Ich setze mich aufs Sofa und schaue mir die Bilder an.
Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber es sind sehr intime Fotos. Sie zeigen einen Jeffer, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Da ist etwas Geheimnisvolles, etwas, was nur die Fotografin und er wissen. So einen Eindruck machen sie auf mich. Ich spüre so etwas wie Eifersucht. Da ist etwas zwischen den beiden und ich kann es nicht greifen. Keiner redet Klartext. Stattdessen wird gestritten und wieder vertragen, ohne dass man ergründen kann, warum eigentlich. Ich fühle mich ausgeschlossen, wobei es natürlich keinen Grund gibt, warum man mich miteinbeziehen sollte. Das ist eine Sache zwischen den beiden, schon klar, und trotzdem bin ich schrecklich neugierig.
Kiki kommt mit zwei Kaffeetassen und den Croissants ins Zimmer und setzt sich zu mir.
»Ich habe sie etwa vor einem Jahr gemacht«, sagt sie.
»Darf ich dich mal was fragen?« Ich fasse meinen ganzen Mut zusammen. »Was ist das mit Jeffer und dir?«
Kiki lacht. »Warum fragst du nicht ihn?«
»Hab ich schon. Er antwortet nicht.«
»Das ist schön. Und auf der anderen Seite wieder nicht schön. Findest du nicht?« Sie schmunzelt, aber es ist ein trauriges Schmunzeln.
»Ich weiß nicht, was ich finde. Manchmal finde ich das alles recht verwirrend«, gestehe ich ihr.
»Er wird dir das Herz brechen«, sagt sie und sieht mir dabei direkt in die Augen.
»Das hast du schon mal gesagt.«
»Und ich habe recht.«
»Warum bist du dir da so sicher?«, frage ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort eigentlich gar nicht hören will.
»Er bricht allen das Herz.«
»Sagst du das nur, weil er deins gebrochen hat?«
»Du bist zu jung, um mich das zu fragen.« Sie wird plötzlich kalt, die gerade beginnende Vertrautheit zwischen uns ist auf einmal verschwunden.
»Du hast recht. Vielleicht sollten wir auch nicht über Jeffer reden. Ich habe es langsam wirklich satt. Alle reden nur von ihm. So etwas Besonderes ist er nun auch wieder nicht.«
Kiki zieht skeptisch ihre Augenbraue nach oben.
»Ist ja auch egal. Du fotografierst also?« Wir sollten lieber beim Small Talk bleiben.
»Ist nur ein Hobby.« Sie winkt ab.
»Ich habe gerade mit dem Filmen angefangen, ist auch nur ein Hobby.«
»Vielleicht machst du später was damit.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Heute machen ja alle was mit Kunst.«
»So darfst du aber nicht denken.« Jetzt wird sie wieder mütterlich.
»Schon klar. Das Ziel vor Augen und so weiter. Ich habe das schon tausendmal gehört.« Ich beiße von dem Croissant ab.
»Von deinen Eltern, nehme ich an.«
»Genau«, schmatze ich.
»Blöd. Ich wollte nicht wie deine Eltern klingen, obwohl ich wahrscheinlich in deren Alter bin.« Sie verdreht die Augen.
»Schon möglich. Du bist trotzdem nicht wie meine Eltern. Du bist ganz anders.«
»Ist das ein Kompliment?«
»Ich denke schon. Obwohl meine Eltern auch die eine oder andere coole Seite haben.«
»Das können nicht alle von ihren Eltern behaupten.«
»Darf ich dich fragen, warum du keine Kinder hast?«
»Kannst du dir mich als Mutter vorstellen?«
»Auf der einen Seite überhaupt nicht und auf der anderen auf jeden Fall.«
»Ich wollte keine Kinder. Ich mag das Leben nicht besonders. Das wollte ich keinem Kind antun.«
»Oh.«
»Ja, oh. Ich kann dir nur wünschen, dass das Leben es besser mit dir meint.«
»Das ist wirklich beängstigend. Ich meine, jetzt ist alles so larifari und schön und aufregend, und da ist dieses Gefühl, dass die Welt einem zu Füßen liegt. Weißt du, dass mir durchaus klar ist, dass es in zehn Jahren nicht mehr so ist? Ich habe eine Mordsangst davor, ehrlich. Jeffer hat in seiner Küche diese ganzen Jim Morrisons und Janis Joplins hängen, die, die mit 27 gestorben sind. Ich denke, dieser Gedanke hat echt etwas Verführerisches.«
»Du bist süß, wirklich.« Sie lacht laut und verschüttet dabei ein wenig von ihrem Kaffee auf die Hose.
»Du machst dich über mich lustig.« Wieso habe ich bloß wieder angefangen zu schwatzen?
»Ist nicht böse gemeint. Mein Gott, du hast noch das ganze
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