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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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aufhören.
    »Wenn du willst, kannst du hier einziehen. So richtig, meine ich«, schlägt Jeffer vor.
    »Oh nein, auf keinen Fall. Ich mache erstmal meine Schule fertig, sonst wird das nichts. Von hier aus finde ich den Weg irgendwie nicht. Und musst du nicht eigentlich beim Zivildienst sein?«
    »Ich habe mich krankgemeldet.«
    »Und bist du krank?«
    »Irgendwie schon.« Er zuckt mit den Schultern.
    »Ehrlich?«
    »Lassen wir das.«
    Das Telefon klingelt. Jeffer beachtet es nicht einmal, geht stattdessen zum Kühlschrank und holt zwei Dosen Cola. Das Telefon klingelt immer noch.
    »Willst du nicht rangehen?«, frage ich.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist nur der Partymob.«
    »Es ist immer der Partymob.« Ich muss lachen.
    »Ja, aber jetzt habe ich keine Lust darauf«, sagt Jeffer so ungewohnt bestimmt, dass ich das Thema gar nicht weiter vertiefen möchte. Irgendwie scheint er unzufrieden zu sein.
    Ich setze mich an den Küchentisch und blättere in seinem Buch, die Geschichte des Rock ’n’ Roll. Jeffer setzt sich zu mir und beobachtet mich.
    »Was ist?«, ich lächle ihn an, ohne vom Buch aufzusehen.
    »Bist du morgen bereit für meine Mutter?«
    »Morgen schon?«
    »Passt es dir nicht?«, fragt er besorgt.
    »Doch, doch, ich dachte nur irgendwie am Sonntag, ich weiß auch nicht.«
    »Diesmal passt ihr Samstag besser.«
    »Also gut.«
    »Du musst das nicht tun, wenn du nicht willst.« Er wirkt irgendwie nervös. Ich schaue vom Buch auf und sehe ihn an. Seine Stirn liegt in Falten, seine Augen sind zu kleinen Schlitzen zusammengekniffen.
    »Willst du nun doch nicht, dass ich mitkomme?«
    »Doch. Sonst hätte ich wohl kaum gefragt.«
    »Gut. Sonst hätte ich wohl kaum zugesagt.«
    »Na, dann ist ja gut.« Er klingt genervt.
    »Gut.« Ich versuche, seinen Tonfall zu imitieren.
    Er sieht mich an und schüttelt den Kopf.
    »Was?«, frage ich.
    »Du machst mich echt verrückt, ey!«
    »Du hast mich eingeladen. Jetzt musst du das auch ausbaden.« Ich proste ihm zu.
    Wir sitzen noch eine Weile am Tisch und trinken unsere Cola. Das Telefon klingelt noch etwa acht Mal, und es macht mich wahnsinnig, dass Jeffer nicht rangeht.
    »Ich glaube, ich gehe mal baden«, sage ich und verschwinde in »meinem« Zimmer, nachdem ich den Wasserhahn der Wanne aufgedreht habe. Ich suche meine schmutzige Wäsche zusammen, um sie bei dieser Gelegenheit einmal zumindest mit der Hand zu waschen. Jeffer hat keine Waschmaschine, er wäscht im Waschsalon, wie es sich für einen rebellischen Schönling gehört. Laut ganz vielen romantischen Filmen kann man im Waschsalon Beziehungen fürs Leben knüpfen. Ich frage mich, ob Jeffer das weiß.
    Als ich in der Wanne liege, klopft es an der Haustür. Jeffer öffnet. Ich höre eine weibliche Stimme, die ich nicht einordnen kann, mit ihm sprechen. Die Stimme klingt aufgeregt, aber ich kann leider nicht hören, was sie sagt. Dann geht die Tür wieder zu und einen kleinen Augenblick später steht Jeffer in der Badezimmertür.
    »Hey, was soll das? Verschwinde!« Ich tauche so weit unter, dass mein Körper im Badeschaum verschwindet.
    »Das ist ja wohl meine Wohnung. Du brauchst dich nicht schämen. Ich gucke nicht hin.« Er hält sich die Hand vor die Augen, mit solch großen Lücken zwischen den Fingern, dass er sehr wohl alles sehen kann.
    »Verschwinde, hörst du!« Ich greife mir einen Waschlappen und werfe ihn nach ihm.
    »Schon gut, schon gut. Dann unterhalten wir uns eben bei geschlossener Tür.«
    Er schließt die Tür und klopft dann leise dagegen.
    »Ja?«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Nein! Das hatten wir doch gerade!«
    »Ich dachte, vielleicht änderst du deine Meinung.«
    »Was willst du?«
    »Ich habe gerade eine Verabredung in den Wind geschossen.«
    »Aha.«
    »Wir hatten uns vor drei Wochen verabredet oder so. Ich hatte es vergessen. Aber auch wenn ich es nicht vergessen hätte, hätte ich sie trotzdem in den Wind geschossen.«
    »Aha.«
    »Ich wollte nur, dass du das weißt.«
    »Gut. Jetzt weiß ich es.« Er will mir damit etwas sagen, bestimmt. Er will, dass ich weiß, dass er wegen mir eine Verabredung sausen lässt. Okay. Ich fühle mich geehrt. Aber womöglich soll das nur eine Information sein, ohne Hintergedanken, ohne Plan.
    »Soll ich uns in der Videothek einen Film ausleihen?«, fragt er und steckt jetzt doch noch mal seinen Kopf durch die Tür rein. Ich rutsche sofort wieder tiefer ins Wasser.
    »Wenn du magst. Gerne.«
    »Eis?«
    »Auch gerne.«
    »Also gut. Bis

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