Ich würde dich so gerne kuessen
Einöde hier treiben will, dann, wenn er sein Haus auf Vordermann gebracht hat. Das hält er nie aus.
Ich sehe ihm dabei zu, wie er Stöcke sammelt und sie zu einem Berg auftürmt, übereinanderlegt, ganz fachmännisch, als hätte er das schon tausendmal gemacht.
Ich lege mich in den Sand und höre auf das Meeresrauschen. Vielleicht hat es ja doch was, so abseits von allem. Von dem Lärm und den Verpflichtungen, vom Klingeln des Telefons und den Leuten, die immer wollen, dass man sich auf etwas festlegt. Ich weiß nicht, ob man so glücklich werden kann, denn vielleicht braucht man eben diese ganzen Leute, um herauszufinden, wer man ist und was man will. Irgendwo müssen die Impulse herkommen.
Möglicherweise hat Jeffer schon viel erlebt, mit Sicherheit mehr als ich, aber was ihn dazu treibt, sich von seiner Umgebung abzukapseln, das verstehe ich nicht.
Da fällt mir wieder auf, dass ich eigentlich nicht viel von ihm weiß.
Ich habe seine Mutter kennengelernt und ein paar andere Leute, Edgar, Kiki, seine Depressiven vom Zivildienst und immer wieder hat er diese Menschen in seinen Bann gezogen. Von außen betrachtet, müsste er sich fühlen wie der »Hero«. Alle legen Wert auf seine Gesellschaft. Aber er tritt das irgendwie mit Füßen, ist nicht bereit, Eingeständnisse zu machen, möchte sich in keinster Weise festlegen. Vielleicht hat das irgendwie mit seinem Vater zu tun, aber da will ich mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, ich habe keine besonderen Erfahrungen mit Verlust. Alle beneiden mich immer um meine Familie. Ich kann dazu nichts sagen, ich habe sie einfach, schon immer, das ist mein Leben.
Jeffer hat das Feuer angezündet und legt sich zu mir in den Sand. Zum Meeresrauschen gesellt sich jetzt noch das Knistern brennender Stöcke und das ist eine sehr schöne Geräuschkulisse. Ich schließe die Augen und merke, wie ich langsam wegdöse. Jeffer legt seine Hand auf meine. Auch das ist mein Leben.
»Hey Frieda, wach auf, sonst holst du dir noch einen Sonnenbrand.«
Die Sonne steht tatsächlich schon hoch am Himmel. Ich reibe mir die Augen. Mein Kopf tut schon wieder weh. Vom Feuer sind nur noch glühende Reste übrig.
»Wir sollten einen Spaziergang machen und uns etwas zu essen organisieren«, schlägt Jeffer vor.
Ich fühle mich träge, versuche mich aber aufzurappeln, ziehe mir die Jeans über.
Dann laufen wir barfuß am Strand entlang, das Meer umspült unsere Füße und das macht mich wieder ein bisschen wacher.
»Wenn du auf eine einsame Insel müsstest, wen würdest du lieber mitnehmen? Mich oder George Clooney?«, fragt Jeffer, während er Steine aufhebt und sie ins Meer schmeißt.
»Hm. Das ist ja wohl nicht schwierig, oder?«, stichle ich.
»Das ist echt nicht zu fassen!«
»Bist du eifersüchtig? Auf George Clooney? Ehrlich?« Da muss ich wirklich lachen.
»Ihr Frauen habt ein komisches Bild von Männern.«
»Hä? Wo kommt das denn jetzt her?«
»Nur so, ist mir nur mal so aufgefallen.«
»Ich würde gar keinen Mann mit auf meine einsame Insel nehmen.«
»Ach ja? Und warum nicht?«
»Mit euch kommt man zu nichts.«
»Bitte?«
Ich grinse ihn an. »Du willst doch auch hier alleine leben. Irgendwas von einem Hund hast du mal erzählt.«
»Ja, schon, aber ich kann mir jederzeit Groupies einladen.«
»Und du sagst, wir Frauen hätten ein komisches Bild von Männern.«
»Groupies zählen nicht. Groupies wollen genau so gesehen werden, wie man sie sieht.«
»Da spricht ein Mann aus Erfahrung!«
»Bist du jetzt eifersüchtig?«
»Das hast du dir jetzt aber schön hingedreht.«
»Immerhin hast du mich geküsst!«
Wow! Meine Gesichtszüge entgleisen.
Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Gar nicht. Zwischenzeitlich war ich mir sogar schon unschlüssig, ob das wirklich passiert ist. Was Jeffer jetzt damit bezweckt, ist mir schleierhaft, aber auch das ist so typisch für ihn, immer dann mit etwas herauszuplatzen, wenn man es am wenigsten erwartet.
Ich bin dagegen, Spiele zu spielen, aber auf dieses hier muss ich einsteigen, sonst tut es mir möglicherweise zu sehr weh.
»Also wenn ich mich recht entsinne, hast du mich geküsst«, kontere ich.
»Ist das so?« Er grinst.
»Ja. Nachdem du mich betrunken gemacht hast. Ein ganz alter Hut.«
»Hat aber funktioniert.« Er zwinkert mir frech zu.
»Ja, herzlichen Glückwunsch!«
»Oh, da wird jemand sauer!«
»Ja, weil du ein Arsch bist, echt!«
Verdammt. Jetzt ist es mir doch rausgerutscht. Ich wollte nicht, dass Jeffer
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