Ich zog mit Hannibal
war nur ein Notbehelf, es zog sie zum Wasser. Wasser liebten sie über alles. Sobald das Ufer erreicht war, marschierten manche auf tiefere Stellen los, bis von ihnen nur noch Schädel und Rücken zu sehen waren. Andere ließen sich Zeit – sie tauchten lautlos wie Wolken ein. Bei einigen dagegen gab es Geplatsche, als wären Felsen ins Wasser gerollt. Vor allem trieben die jüngeren Elefanten es so, sie spritzten einander an und ließen es sich sogar einfallen, Felsen zu waschen, an die der Fluss nicht herankam. Sie machten Kugeln aus Lehm und rollten sie um die Wette vor sich her. Sie balgten sich um die Kugelnoder fielen zu dreien oder vieren über den »Zwerg« her, einen Elefanten, der voll ausgewachsen, aber nicht größer als ein Elefantenkalb von vier Jahren war. Er hatte nichts zu befürchten; die Größeren neckten ihn und trieben es nie zu weit. Es war zu sehen, dass sie ihn gern hatten. Zum Indos war für den Zwerg ein dunkelhäutiger Riese bestellt, der seinen Elefanten weit überragte. – Wer kann das noch von sich sagen!, brüstete er sich vor den anderen, und wer von euch hat einen Elefanten, der nur Freunde hat? – Der dunkelhäutige Riese fragte mit Recht so. Den Zwerg verwöhnten alle. Die großen Elefanten dagegen waren gelegentlich Eifersüchteleien ausgesetzt, sogar Anfeindungen, die sich in Stößen oder Rüsselhieben Luft machten. Jeder von ihnen hatte seine bestimmten Freunde und kam mit den Übrigen mehr oder weniger gut aus.
4
Surus Freunde waren Arba und Tembo. Beide überragte Suru beträchtlich, aber wenn die drei irgendwo abseits standen, die Rüssel ineinander gelegt und in gemeinsames Schweigen versunken, gab Suru sich Mühe, sich von seinen Freunden nicht allzu sehr abzuheben; und wenn es ihm mit dem Rücken auch nicht ganz gelang – den mächtigen Schädel hielt Suru so, dass seine Augen in gleicher Höhe mit den Augen von Arba und Tembo waren.
Suru hatte auch einen Gegner. Das war Rocco, ein Bulle im besten Alter, jünger als Suru, der über siebzig war und schon die vierten Zähne hatte, wie Karthalo sagte. Rocco wagte zwar nie, Suru anzugreifen, aber wenn sie einander zufällig streiften, grollte es und es war Rocco, aus dem das Grollen kam. Suru ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Mit Karthalo war das anders. Ihn ärgerte es jedes Mal, wenn Rocco Suru zu nahe kam, und manchmal ließ er seinen Unwillen an Roccos Treiber aus.
»Pass auf deinen Grünschnabel auf!«, riet ihm Karthalo.
»Bring deinen zum Schinder!«, gab ihm Roccos Treiber zurück. Er hieß Gisgo. Und gewöhnlich hackten sie dann aufeinander los wie Kampfhähne und Rocco begleitete das Geschimpf seines Treibers mit dumpfem Grollen, was Karthalo dazu verführte, das auch von Suru zu verlangen. Aber Suru ging nicht darauf ein. Nur einmal zeigte er, was in ihm steckte. Gisgo hatte sich dazu hinreißen lassen, Suru einen Invaliden zu nennen, der weder fähig sei, einen Baum zu entwurzeln, noch auch nur einen Baumstamm zu heben. Da grollte Suru. Vielleicht hatte ihn gereizt, dass sich die Stimme des Treibers beim letzten Satz vor Wut überschlagen hatte.
Karthalo war außer sich vor Erregung. Am Lagerausgang lagen Stämme, ein ganzer Stapel. Sie waren von verschiedener Stärke. Umringt von sämtlichen Treibern, wurden Suru und Rocco dorthin geführt. Es war nicht der erste Wettkampf dieser Art, der ausgetragen wurde; aber nun standen die beiden stärksten Elefanten einander gegenüber. Schwere Stämme wurdenherausgesucht. Rocco sollte die einzelnen Stämme bis zu Suru tragen, Suru sie zurück bis zum Stapel. Zurufe feuerten die Elefanten an. Auch ich schrie, wenn Suru an der Reihe war.
Rocco schaffte alle Stämme bis auf den letzten, der so schwer war, dass Hebel nötig gewesen wären, um ihn von der Stelle zu bewegen. Rocco versuchte es mit dem schweren Stamm. Am schwächeren Ende gelang es ihm, den Stamm anzuheben. Seinem Indos brach der Schweiß aus, so fuchtelte er mit den Armen.
Rocco versuchte es immer wieder. Aber dann steckte er die Rüsselspitze ins Maul und drehte sich so weit, dass Gisgo ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Der Indos starrte den faltigen Elefantenhintern an, der vor ihm aufragte, er hob schon den Fuß, um Rocco einen Tritt zu versetzen. Im letzten Augenblick ließ er es bleiben.
Suru wurde herangeholt. Er tastete den Baumstamm sorgfältig ab. Dann umfasste er ihn mit dem Rüssel, hob ihn an, um herauszubekommen, ob er sich im Gleichgewicht hielt, und setzte
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