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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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war vom Elefanten aus gut auszumachen; die Kette hatte Zweige von niederem Strauchwerk gerissen. Suru verfolgte die Spur mit Eifer.
    Wir kamen um eine Biegung. Plötzlich versuchte Karthalo Suru durch leisen Zuruf zum Stehen zu bringen. Suru war nicht zu halten. Da deutete Karthalo voraus und wir blickten einer den anderen überrascht an: Arba war nicht allein   – sie hatte ein Junges bekommen. Wir hatten den Wind gegen uns und noch hatte Arba uns nicht bemerkt, obgleich wir keine fünfzig Schritte entfernt waren. Arba hatte einen Platz ausgesucht, an dem der Fluss seicht wie bei der Furt war. Sie war eben dabei, das Kleine zu säugen. Dazu hatte sie sich über einen Steinbrocken postiert, auf den das Kälbchen die Vorderbeine aufstellte, um an das Euter zu kommen. Arba hatte uns ihr Hinterteil zugekehrt. Der Anblick reizte mich zum Lachen. Da fuhr Arba herum. Ihre Ohren klatschten gegen den Schädel. Der Rüssel schlug mit scharfem Laut auf die Erde. Das Kälbchen rutschte erschrocken vom Stein. Arbas Verwirrung war so groß, dass sie eine Gefahr sah, wo keine war. Sie packte das Kälbchen mit ihrem Rüssel, hob es hoch und trug es in aller Eile auf den Fluss zu. Sie watete so tief in den Fluss, bis das Wasser dem Kälbchen an die Flanken reichte. Da ließ Suru einen besorgten Ruf hören. Und nun fasste sich Arba und kehrte um.Am Ufer setzte sie das Kälbchen ab und blieb hinter ihm stehen, sichtlich verlegen. Suru ging auf die beiden zu, als wäre er der Dritte im Bunde. Arba war so unsicher, dass sie noch einmal zur Flucht ansetzte. Aber sobald sie sich von dem kleinen Burschen ein paar Schritte entfernt hatte, trompetete der so durchdringend, dass sogar Suru zusammenfuhr. Arba kehrte zum Kälbchen zurück und verhielt sich nun so, als gebe es weder Suru noch uns drei, sondern nur noch sie und ihr Kind. Es hatte Hunger und der Hunger war größer als sein Befremden, dass da plötzlich noch wer war. Es versuchte an das Gesäuge zu kommen, das sich bei Elefanten unmittelbar hinter den Vorderbeinen befindet. Aber es glückte nicht, weil alles am Kälbchen noch zu klein war. Da ließ die Mutter sich nieder und nun kam es zu dem, was es wollte. Nur fand es, es wäre nicht genug, als Arba wieder aufstand. Es fing von neuem an, Lärm zu schlagen. Arba wollte sich dem Kälbchen entziehen, aber es lief ihr vor die Füße und verstellte den Weg. Arba versuchte es abzudrängen. Der kleine Querulant, der in einem Pelz steckte und am Kopf dichte Haarbüschel trug, gab nicht nach. Er quengelte, bis sich die Elefantenkuh herbeiließ, ihn satt zu säugen. Nun lachte auch Ittibal. Den kleinen Elefanten störte das nicht.
    »Die hat mich schön hinters Licht geführt«, grollte Ittibal.
    »Uns alle«, gab Karthalo zu. »Ihr gutes Recht, wenn wir nicht besser aufpassen. Aber so was ist bei Kriegselefanten auch nicht vorgesehen!«
    »Und was jetzt?« Ittibal sah Karthalo ratlos an.
    »Zurück ins Lager«, schlug Karthalo vor. »Das müssen alle sehen, das muss man gesehen haben!« Er ließ Suru langsam an Arba herangehen. Das Kälbchen sah Suru neugierig an. Es schnupperte an Surus Beinen herum, als suche es ein Gesäuge, und wandte sich enttäuscht ab. Suru griff mit seinem Rüssel nach dem Rüssel von Arba und Arba bot ihn ihm nach anfänglichem Widerstreben. Sie wiegten beide Köpfe, als berieten sie miteinander. Dann setzte sich Suru in Marsch. Arba zog hinter ihm her und das Kälbchen lief unter dem Bauch der Mutter dahin, zwischen den vier mächtigen Säulen, die Arba trugen. Den größten Teil des Weges aber trug Arba das Kälbchen mit dem Rüssel. Es schrie nicht ein einziges Mal mehr, bis das Lager in Sicht kam. Dort waren inzwischen Söldner und Treiber längst auf den Beinen. Es ging auf Mittag. Das Elefantenkind versuchte den kleinen Rüssel den fremden Dünsten, die vom Lager herwehten, entgegenzustrecken, und als es mit abstehenden Ohrmuscheln den ungewohnten Lärm auffing, begann es wieder zu trompeten. Es wollte nicht einen Schritt weiter.
    Vom Lager her kamen Leute, aber Karthalo ließ sie nicht herankommen. Erst als Hannibal kam, begleitet von Maharbal, Monomach und Silenos, gab Karthalo seine besorgte Miene auf.
    »Keiner versteht sich so auf Elefanten wie er«, meinte Karthalo.
    »Er wird mich fressen«, jammerte Ittibal wieder.
    »Keine Angst!«, beruhigte ihn Karthalo, »er verdirbt sich nicht gern den Magen.«
    »Schöne Bescherung!«, rief Monomach von weitem.
    Hannibal holte einen Salzbrocken aus der

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