Ich zog mit Hannibal
Tasche, ging ruhig auf Arba zu und bot der Elefantenkuh den Brocken an. Arba nahm ihn, schob ihn ins Maul und ließ den Rüssel pendeln. Nun hielt Hannibal dem Elefantenkälbchen die leere Hand hin. Das Kälbchen, dessen Rüssel seitlich herunterhing, als gehörte er noch gar nicht zu ihm, nahm die Hand. Ihr Geruch schien ihm zu behagen. Es griff mit dem kleinen Maul zu. Hannibal lockte das Kälbchen zwei Schritte von Arba weg. Die Augen des kleinen Elefanten waren noch halb verklebt, sehen konnte er noch kaum und auf einmal stolperte er und prallte überraschend gegen Hannibal, der den Stand verlor und in den Sand fiel. Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Davon erschreckt, flüchtete das Kälbchen unter den Bauch seiner Mutter.
»Aus dem wird was«, prophezeite Hannibal, während er aufstand. »Der rennt Hannibal um und ist noch nicht einen Tag alt!«
Der Anblick des Kälbchens ließ Hannibal nicht auf den Gedanken kommen, dass es ihn vor eine Entscheidung stellte.
Monomach erinnerte ihn daran: »Den bringen wir doch niemals über die Berge.«
»Wo denkst du hin!«, sagte Hannibal, »er würde uns erfrieren.«
»Allein lassen kann man ihn nicht«, sagte Ittibal unsicher. Er beobachtete Hannibals Gesicht, als erwarte er ein Urteil.
Hannibal musterte Arba. Sie war die stärkste Elefantenkuh, die er hatte. »Du wirst uns fehlen«, murmelte er schließlich.
Da begehrte Monomach auf: »Aber man kann doch nicht wegen so eines Balges auf einen ausgebildeten Elefanten verzichten! Es steht zu viel auf dem Spiel.«
»Du hast Recht«, sagte Hannibal, »ein Elefant wie der da steht auf dem Spiel.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Arba. »Du hast doch gesehen, dass der Kleine es in sich hat!«
»Und wenn schon!«, sagte Monomach unbeherrscht. »Jetzt zählt er noch nicht, wohl aber Arba!«
Da sah ihn Hannibal herausfordernd an. »Du kannst ja versuchen, die beiden zu trennen.« Er trat zurück und nun stand Monomach am nächsten bei Arba und dem Kälbchen. Als habe der Elefant die Herausforderung begriffen, stellte er die Ohren auf, und sobald Monomach einen Schritt auf das Kälbchen zu machte, ließ Arba ein Grollen hören. Da ging Hannibal, der wusste, dass Monomach im Zorn zu vielem fähig war, auf Arba zu und der Elefant gab die drohende Haltung auf.
»Du hast doch aber mit vierzig gerechnet«, sagte Monomach verlegen.
»Erobern wir Rom eben mit neununddreißig«, schlug Hannibal vor. Er hielt dem Kälbchen noch einmal die Hand hin, aber nun wollte es von einem Spiel nichts mehr wissen.
Da wandte sich Hannibal dem Lager zu und gab den Befehl zum Abmarsch.
13
Hannibals Entscheidung, Arba beim Kälbchen zu lassen, fand die ungeteilte Zustimmung der Indos, so unentbehrlich jeder von ihnen seinen Elefanten für den bevorstehenden Zug hielt.
»Er tut eben immer das Richtige«, fasste Karthalo ihre Meinung zusammen. Alle im Heer dachten so. Niemand machte sich Gedanken darüber, dass zur Sicherung des neuen Karthago volle dreißigtausend Mann, in der Hauptsache Ligurer, Balearen und Numidier, unter dem Befehl von Hannibals Bruder Hasdrubal zurückblieben und eine ebenso große Streitmacht, vornehmlich aus Spaniern, nach Afrika geschickt wurde. Nicht der mindeste Zweifel am Gelingen des Feldzuges kam auf. Die Söldner schworen auf ihren sechsundzwanzigjährigen Feldherrn und setzten sich unbedenklich in Marsch, als er es befahl.
Nur bei den Elefanten gab es ein Palaver, als der Aufbruch unmittelbar bevorstand. Wie immer, wenn eine Änderung für sie eintrat, versammelten sie sich, steckten die Köpfe zusammen und einer um den andern ließ ein Gebrumme aus tiefer Brust hören. Die Treiber kannten das und hüteten sich, diese Beratungen, die etwas Feierliches hatten, zu unterbrechen.
»Das haben sie von früher, als sie frei waren«, erklärte mir Karthalo. »Sollen sie! Letzten Endes müssen sie tun, was wir von ihnen erwarten. Sie denken schon lange keine anderen Gedanken mehr als die unsern. Aber das Denken ganz aufzugeben, das bringen sie eben nicht fertig.«
Das Heer rückte Tag für Tag eine Strecke vor, die in vier bis fünf Stunden leicht zu bewältigen war. Es kam Hannibal darauf an, Mensch und Tier zu schonen und die Kräfte auf der Höhe zu halten. An der Stadt Onussa vorüber zog er an den Ebro. Meist ritt er eins seiner Pferde, ohne Ausnahme Rappen, feurige Tiere, zu denen es passte, wenn über ihrer Kruppe ein roter Mantel wehte. Mitunter ließ er sich auch von Suru tragen und Karthalo
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