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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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verließen etwa fünfhundert Karpetaner heimlich das Lager, weil ihnen der Weg nach Rom bei reiflicher Überlegung doch etwas weit schien. Hannibal wurde das Entweichen der Fünfhundert gemeldet. Jeder erwartete, er werde die zweitausendfünfhundert Karpetaner, die noch in seinem Heer waren, mit Posten umstellen. Er tat das Gegenteil: Er entließ sie und überall im Heer wurde verbreitet, Hannibal habe alle Karpetaner nach Hause geschickt, weil er sie nicht hoch genug einschätzte. Alle andern fühlten sich durch diese Entlassung in der eigenen Wichtigkeit erheblich bestärkt.
    Unweit der Küste ging es über die Pyrenäen. Leichter als die Fußtruppen und Reiter nahmen die Elefanten Schluchten und Höhenzüge und Hannibal ließ die Elefanten an steilen Hängen als Schrittmacher vorausgehen. Dann führte Suru den Zug und Hannibal ritt auf Suru so unbesorgt, als zöge er durch gesichertes Land und nicht durch Gebiete, die noch nie ein Karthagerheer erblickt hatte.
    Jenseits der Berge schickte Hannibal Späher voraus. Während das Heer in der Nähe der Stadt Iliberri ein Lager aufschlug, wurde gemeldet, dass sich auf das Gerücht hin, die Karthager wären im Anzug, um Gallien zu unterwerfen, keltische Völkerschaften bei der nahe gelegenen Stadt Ruskino versammelt hätten, um Hannibal den Weg zu verlegen.
    Monomach war dafür, sie ins Meer zu fegen. »Zwei Tage, mehr verlieren wir dabei nicht«, schätzte er.
    »Und ein paar tausend Mann«, ergänzte Hannibal kühl. »Sie würden uns vor Rom fehlen.«
    Mago schlug vor, die Kelten mit Elefanten zu zerstampfen.
    »Dafür sind sie mir zu schade«, erwiderte Hannibal und ließ offen, ob er die Elefanten oder die Gallier meinte. Er schickte Unterhändler, die des Gallischen mächtig waren, nach Ruskino und ließ den kampfgierigen Häuptlingen sagen, er komme nicht als Feind der Gallier, vielmehr als ihr Freund. Er sei bereit, ohne Waffen, lediglich von einem Dolmetscher begleitet, in ihr Lager zu kommen, um mit ihnen zu reden. Ebenso gerne aber sähe er sie alle als seine Gäste und ihn störe es nicht, wenn sie in Waffen und mit Gefolge erschienen.
    Die Häuptlinge kamen. Hannibal bewirtete sie mit dem Besten, das seine Lagerköche zu bieten hatten. Er sparte weder mit Wein noch mit Worten und beides stieg den Häuptlingen in die Köpfe. Jeder bekam ein Pferd und eine Waffe, in die kostbare Steine eingelegt waren. Schließlich kam es so weit, dass einer der Häuptlinge in Hannibals Heer übertrat und die Übrigen stellten ohne Ausnahme Söldner für den Karthager. Der Weg an die Rhone war frei, das halbe Gallien war in wenigen Stunden kampflos erobert.
    An den folgenden Tagen war Hannibal so wenig von Kriegsgedanken in Anspruch genommen, dass er täglich ein paar Stunden darauf verwendete, mit Silenos Griechisch zu reden. Er saß dabei auf Suru,Silenos ritt nebenher. Manchmal diktierte Hannibal griechisch und Silenos schrieb mit. Später erfuhr ich von Silenos, dass Hannibal dabei war, seine Geschichte zu schreiben.
    »Und warum auf Griechisch und nicht in seiner Sprache?«, fragte ich verwundert.
    »Weil ihm daran liegt, dass man sein Buch in der ganzen Welt lesen kann«, erklärte Silenos. »Wer versteht schon Karthagisch?«
    Eines Tages regte Hannibal an, Silenos sollte auch mich im Griechischen unterrichten. Karthalo war dabei, als Hannibal das einfiel, und einen Augenblick verdüsterte sich seine Miene, es sah aus, als werde er Einspruch erheben. Er ließ es bleiben; wenn Hannibal etwas nötig fand, brachte Karthalo es nicht über sich, es für unnötig zu halten. Im Übrigen war sein Misstrauen gegen Silenos, das im Lager so heftig hervorgebrochen war, auf dem Marsch geschwunden. Eines Tages überraschte mich Karthalo sogar mit der Erklärung, er halte besonders viel von den Griechen. Freilich meinte er die Spartaner, die im Karthagerheer dienten und die Hannibal stets in der Vorhut marschieren ließ. Immer mehr betrachtete Karthalo auch Silenos »als einen der Unsern«.
    Im Übrigen fand Silenos es besser, dass ich Römisch lernte statt Griechisch. Er hatte mir schon im Lager manches römische Wort beigebracht und tat nun so, als könnte ich Römisch und hätte nur einiges vergessen, an das er mich erinnern müsste. Bald konnte ich mich über einfache Dinge mit ihm unterhalten und ich versuchte sogar, mich Suru auf Römisch verständlich zu machen   – und Suru verstand.

14
    Es war Hochsommer, als das Heer an die Rhone kam. Hannibal hatte dem mächtigen Stamm der

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