Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
Vom Netzwerk:
Gesichter versteckt«, sagte Silenos.
    »Nur beim Kommen«, meinte Mago, »aber nachdem sie die Zweige weggelegt hatten   –«
    »Dann erst recht«, unterbrach ihn Hannibal. »Mich erinnern diese Alten an gewisse Karthager, an Hanno-Leute.«
    »Und du traust ihnen dennoch?«
    »Ich lasse sie vorausgehen, weil sie die Wege kennen«, sagte Hannibal. »Aber ich behalte sie im Auge. Und ich hoffe, es ihren Rücken anzusehen, wenn sie anfangen, uns einen Weg vorzulügen; an ihren Gesichtern ist nichts abzulesen.«
    »Wenn sie Füchse sind, ziehen wir ihnen den Balg ab«, erklärte Monomach mit bösem Lächeln.
    »Darauf würde ich gerne verzichten«, sagte Hannibal. Er gab Befehl, die Höhen, die sie ersteigen wollten, scharf zu beobachten. Dann rückte er mit Suru wieder näher an die Alten heran, denen dasSteigen keine Mühe zu machen schien. Eine Rast legten sie nur dann ein, wenn der Zug nicht nachkam oder wenn Hannibal halten ließ. Alle acht waren hoch gewachsene Gestalten, denen von weitem ihr Alter nicht anzusehen war. Hannibal überwand sein Misstrauen mehr und mehr.   – Ihnen muss so gut wie uns daran liegen, dass wir die Berge möglichst rasch hinter uns bringen, sagte er sich.
    Der Weg führte durch Gelände, das unwirtlich, aber gut überschaubar war. Es gab kein Anzeichen neuer Gefahr. Auch die Nacht blieb ungestört. An den beiden folgenden Tagen wurde der Weg steiler. Der Heerwurm kroch langsamer, aber die Stimmung bei den Söldnern war gut. Immer mehr vom Gebirge sahen sie hinter sich liegen. Der Pass kam näher.   – Eineinhalb Tage noch, stellten die Führer in Aussicht. Sie fragten bei Hannibal an, ob er es für nötig hielte, dass sie alle acht bis zum Pass mitkämen, oder ob drei Führer genügten. Hannibal sah, dass fünf der Alten sichtlich erschöpft waren. Ihnen gab er eine Entlohnung, die sie überraschte, und ließ sie ziehen. Die drei anderen, denen der Weg bisher nichts hatte anhaben können, behielt er in seiner Nähe.
    Das Heer war vom Anstieg mitgenommen. Jeder Söldner hatte außer seinen Waffen Marschgepäck zu tragen. Die Tiere im Tross durften nicht überlastet werden, weil die Wege teilweise halsbrecherisch steil waren. Nur vereinzelt gab es in diesen Höhen Bäume. Unter vorsichtigen Tritten entsprangen Wildbäche aus Geröll, die mit Getöse niedergingen. Dann grollten die Bergwände auf. Söldner und Tiere sahen erschrocken um sich, bemerkten die furchtbare Öde,von der sie auf allen Seiten umstellt waren, und drängten weiter, weil es keine Wahl für sie gab.
    Am nächsten Tage, dem achten, seit der Anstieg begonnen hatte, sahen sie den Pass greifbar nah vor sich liegen. Eine Schlucht, deren Sohle sich in schwarzer Tiefe verlor, führte auf ihn zu. Die Schlucht war eng, sie stieg stetig zum Pass an. In ihrer Mitte war sie durch einen ungeheuren Felsen geteilt, der fast ihre ganze Breite einnahm. Die Führer erklärten, dass zu beiden Seiten ein Weg am kahlen Felsen vorbeiführe. Hannibal ließ auf jeder Seite eine Hälfte des Heeres ziehen, um möglichst noch an diesem Tage mit dem ganzen Zug den flachen Sattel zu erreichen, über den es nach Italien gehen sollte. Auf ihm habe das ganze Heer Platz, versicherten die Führer. Die Sonne stand über dem Pass, als Reiter, Söldner, Elefanten und Tross in die Schlucht eingerückt waren. Hannibal deckte mit den Schleuderern dem Zug den Rücken. Die Elefanten, denen wieder die Mitte zugewiesen war, näherten sich dem nackten Felsen, der als Riegel in der Schlucht lag. Karthalo und ich sahen wie alle anderen mit begehrlichen Blicken zum Pass hinauf. Noch drei Stunden, sagten die Führer. Die erfreuliche Botschaft verbreitete sich rasch. Die Söldner nahmen in Kauf, dass der Grund, auf dem der Weg dahinführte, abschüssig war. Er bröckelte unter den Tritten der Elefanten. Wieder suchte Suru angespannt seinen Weg. Karthalo und ich gingen vor ihm her. Keiner der Treiber saß auf seinem Tier.
    Beinahe senkrecht über der Schlucht drohte ein Bergjoch. Von ihm hingen Schatten wie schwarze Tücher nieder.
    Auf einmal kam von den Höhen Geschrei. Die Berge erwachten davon und brüllten mit. Einige Elefanten entsetzten sich derart, dass sie losrannten. Sie kamen nicht weit, weil unter der Wucht ihrer Tritte der Weg nachgab. Auch Packtiere verloren, von Angst getrieben, den Grund unter ihren Hufen. So kam es zu erheblichen Verlusten allein durch den Lärm, der über uns herfiel.
    Dann aber polterten wie beim ersten Überfall Steine nieder.

Weitere Kostenlose Bücher