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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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nichts zu sehen. Hannibal ließ Lagerfeuer anzünden. Er gab Befehl, sie die ganze Nacht brennen zu lassen. Nicht eines der Feuer sollte erlöschen, damit es von oben aussah, als habe niemand das Lager verlassen. Nach Einbruch der Dunkelheit brach Hannibal mit ausgewählten Söldnern, insgesamt sechshundert, in aller Heimlichkeit auf und erstieg die Höhen, von denen die Gebirgler die Steine niedergerollt hatten.
    »Er wird es ihnen heimzahlen«, flüsterte Karthalo mir zu, als er sich neben mich schlafen legte.
    Die Indos lagen in weitem Kreis um die Elefanten, die sich um Suru gesammelt hatten. Es waren noch sechsundzwanzig Elefanten   – acht hatte es in die Tiefe gerissen. Wie viele Männer und Pferde in der Schlucht lagen, war für keinen zu übersehen.
    In der Nacht fuhr ich auf. Ich hatte Schreie von Männern und Pferden gehört. Mir war, als griffe mir einer mit kalter Hand ins Gesicht. Doch es war nichts,ich hatte geträumt. Es war kälter geworden und ich sah Sterne funkeln, ehe ich wieder einschlief. Der Morgen war klar. Ringsum blitzten die Berge.
    Wir konnten sehen, dass die Gebirgler in die Stellungen, die sie am Tage zuvor besetzt gehalten hatten, einrücken wollten. Aus ihren Hütten stiegen sie zu den Höhen an.
    Plötzlich wurden diese Höhen lebendig. Hannibal brach mit sechshundert Männern auf die verblüfften Gebirgler herab. Es hagelte Speere. Die Überrumpelten wurden zu Tal getrieben. Söldner hatten den Hang abgeriegelt. Jeder Felsen war eine Todesfalle, jede Senke ein Hinterhalt.
    Als der Zug sich gegen Mittag in Marsch setzte, war nicht mehr zu befürchten, dass ein Stein niederrollen würde. Die Höhen gehörten Hannibal, die Schlucht gehörte ihm, der Hang; und rauchende Hütten verrieten, dass er auch von ihnen Besitz ergriffen hatte. Nach zwei Stunden Anstieg näherte sich der Zug einem befestigten Ort, der den Gebirglern in Kriegszeiten als Unterschlupf diente. Reiter wurden vorausgeschickt. Sie ritten unbehelligt in den Ort ein. Der Ort lag in einem geschützten Tal, in dem es Felder gab. Auf den Weiden war Vieh, und als man die Häuser durchsuchte, wurden so viele Vorräte gefunden, dass sich das Heer für volle drei Tage eindecken konnte. Nur eins gab es nicht mehr: Bewohner. Sie waren erschlagen oder geflohen; ihre gesamte Habe hatten sie im Stich gelassen. Hannibal ließ die Vorräte auf die Söldner verteilen. Das Vieh wurde von den Weiden geholt und geschlachtet, so weit es nicht für den Tross in Betracht kam. Für die eigenen Tiere fandsich Futter genug. Dennoch fühlte sich niemand ganz geheuer in den verlassenen Häusern.
    Die Elefanten machten sich selbst auf die Suche. Ich ertappte Suru dabei, wie er einen Ledersack mit Salz, den er nicht aufzurren konnte, hoch in die Luft warf, bis er aufplatzte. Die andern Elefanten kamen dazu und holten sich ihren Anteil. Tembo wurde dabei ertappt, wie er ein Dach abdeckte, um sich aus dem Boden getrocknete Früchte zu holen. Als sein Indos ihm mit einem Stock auf den Hintern klatschte, machte Tembo ein Gesicht wie ein Junge, den man beim Stehlen erwischt hat; verlegen steckte er die Rüsselspitze ins Maul.
    Die Söldner suchten gründlich und stießen auf Wein. Da sie vom Sieg über die Gebirgler ohnehin berauscht waren, brauchte es nicht viel Wein, um ihnen die überstandenen Schrecken klein und die vor ihnen liegenden Gipfel lächerlich erscheinen zu lassen. War nicht Hannibal einem Raubvogel gleich auf den Feind gestoßen? Es gab keinen Feind mehr! Was der Sieg gekostet hatte, schien vergessen. Man hatte die Überlebenden gezählt; die zweitausend Mann, die vierhundert Pferde und acht Elefanten, die es in die Schlucht gerissen hatte, auch die dreihundert, die beim Kampf am Morgen gegen die erbitterten Gebirgler gefallen waren   – sie alle schienen nicht ins Gewicht zu fallen, nicht einmal die große Zahl der Verwundeten, für die der weitere Anstieg unmöglich war. Es wurde für sie gesorgt, so gut es ging, und Hannibal vermachte ihnen den Ort.
    Es gab im Ort Hunde, die nicht ausgerissen waren. Die Söldner warfen ihnen Abfälle hin und die Hundeverloren sehr bald alle Scheu. Sie wagten sich sogar an die Elefanten. Und nun stellte sich heraus, dass die grauen Riesen den fremden Hunden aus dem Weg gingen   – nicht anders als Katzen. Und wenn ein Hund einen Elefanten anbellte, machte der Elefant einen Buckel   – nicht anders als eine Katze. Nur wenn ein Hund sich allzu viel herausnahm, konnte es sein, dass er einen

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