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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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Rüsselhieb abbekam.
    Von einem der Elefanten wurde ein Mann niedergeschlagen. Ehe der Treiber es hatte verhindern können, war es geschehen. Der Mann, ein Berserker, war an den Elefanten herangetreten und hatte ihm eine Hand voll getrocknete Früchte angeboten; der Elefant hatte den Rüssel gehoben, als wollte er zugreifen, und hatte den Mann so schwer getroffen, dass er weggesackt war. Wenn ein Elefant so etwas tat, dann durchstieß er sein Opfer gewöhnlich auch noch mit den Stoßzähnen oder erdrückte es mit den Knien. Dieser Elefant tat das nicht. Er kehrte dem Mann, den er zu Boden gestreckt hatte, den Rücken und trottete weg, als habe es nichts gegeben.
    Indos und Söldner liefen zusammen.   – »Er ist tot«, sagte einer. Aber der Berserker kam wieder zu sich und nach einer Weile war er so weit, dass man ihm auf die Beine helfen konnte.
    Der Indos entschuldigte sich: »Bei meinen Elefanten kam das noch nie vor.«
    »Es liegt an mir«, sagte der Berserker zu aller Überraschung. »Am Tage vor dem Abmarsch aus dem Winterlager hatte ich ihn von der Erde heben wollen und nun wollte ich wissen, ob er es vergessen hat, aber sein Gedächtnis ist verdammt gut.«
    Der Treiber lud ihn ein, mit ihm zu trinken. »Auf den Elefanten, der dich am Leben ließ!«
    »Mir ist alles recht«, sagte der Berserker, der nicht glauben konnte, dass er noch lebte.
    An diesem Tage geschah noch etwas, von dem lange geredet wurde: Ein tot geglaubter Elefant tauchte im Ort auf. Er zog so lange umher, bis er seinen Indos gefunden hatte. Beim Anblick des Elefanten war der Treiber nicht fähig, sich von der Stelle zu bewegen. Der Elefant nahm ihn mit dem Rüssel an der Schulter und schüttelte ihn, um ihm zu bedeuten, dass er kein Gespenst vor sich habe.
    Hannibal kam sofort und begrüßte den Wiedergekehrten, um den sich alle Treiber und viele Söldner gesammelt hatten. Der Elefant war verwundet, aber nur, wer genau hinsah, bemerkte es. Wo die Haut durch den Absturz aufgeschürft war, hatte der Elefant sie mit Lehm geflickt.
    »Der weiß sich zu helfen«, sagte Hannibal bewundernd. »Der ist nicht totzukriegen   – nehmt euch ein Beispiel an ihm!«
    Hannibal ließ für den Elefanten Leckerbissen holen und fütterte ihn. »Er bekommt doppelte Salzration«, ordnete er an. »Du weißt ja gar nicht, was du wert bist«, sagte er zum Elefanten. »Oder weißt du es? Bist du deshalb raus aus der Schlucht?« Er wendete sich an die Söldner und Indos: »Und wenn wir nur mit fünf Elefanten kämen, hätten wir schon halb Italien in der Tasche.« Das verstand keiner; Hannibal sah es an den Gesichtern.
    »Die Römer wissen, dass wir mit Elefanten kommen«, erklärte er. »Ihre Angst vor Elefanten ist sogroß, dass sie sich in bergiges Gelände verkriechen, weil sie fürchten, dort, wo es flach ist, von den Elefanten leichter erwischt zu werden. Nun also: Die Ebenen gehören uns, noch ehe wir überhaupt dort sind.«
    Das gefiel den Indos und Söldnern. Nur fragte einer: »Und warum, wenn die Römer so viel von Elefanten halten, haben sie selber keine bei ihren Legionen?«
    »Ganz einfach«, sagte Hannibal, »weil Elefanten Römer nicht riechen können.«
    Da wurde er geholt. In einem der Häuser war ein Mensch entdeckt worden. Hannibal ging unverzüglich hin. Ich lief mit.
    Es war ein unscheinbares Haus, wie alle andern Häuser aus Holz gebaut. Die Söldner hatten es bis jetzt übersehen oder hatten nichts in ihm vermutet, das lohnte. Nun waren ein paar in das Haus eingedrungen und hatten gesehen, dass ein Mensch am Herd saß.
    »Er ist so alt, dass wir nicht sagen können, ob es ein Mann oder eine Frau ist«, meldete einer der Söldner, »und vielleicht ist der Mensch tot, er rührt sich nicht.«
    Hannibal trat in das Haus. Ich hielt mich an ihn und konnte alles sehen. Im Raum war nicht viel, nur ein Herd und daneben eine Bank und auf ihr saß jemand, dem weiße Haare ins Gesicht hingen.
    »Wer bist du?«, fragte Hannibal mit keltischen Worten.
    Da hob sich das Gesicht. Eine Hand, die nur Haut und Knochen war, strich das Haar über die Schläfenzurück. Es war eine Frau. Und nun geschah etwas, das keiner erwartet hatte: Die uralte Frau stand auf. Sie fuhr mit den Händen über den Herd und räumte die Asche ab. Glut kam zum Vorschein und die Greisin nahm zwei Hände voll Glut und hielt sie Hannibal hin, der erschrocken zurückwichss
    »Da, iss!«, sagte die Greisin. Die Glut fiel auf den Boden, der aus Lehm gestampft war. Die Greisin starrte uns so

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