Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
bis in den Flur ausdehnte.
Lulu war so begeistert, dass sie beinahe schnurrte.
Aber dann wurde es Lulu langweilig, sie lief nach drau ßen, ich folgte ihr, und bald darauf hörte ich unten am Bach: »IDA B APPLEWOOD!«
Also lief ich nach Hause und räumte alles weg. Aber das war natürlich eine traurige Geschichte, Lulus »Großstadt-Hochhaus und exotischen Ferienort für sie und ihre Freunde« wieder zu schließen.
Das nächste Mal, dass ich einen Aufruhr verursacht und Mama und Daddy wütend gemacht habe, aber nicht zu schlimm, war, als ich die »Seifenmaske« erfand.
Nun ja, du weißt wahrscheinlich, dass es vor jeder weltberühmten, den Lauf der Geschichte verändernden Erfindung, die jemals gemacht wurde, immer zuerst ein Problem gab, das gelöst werden musste. Mein Problem war dieses zu häufige Waschen, besonders was mein Gesicht betraf.
Wenn ich morgens aufstand, musste ich Gesicht und Hände waschen. Und ehe ich mein Abendbrot essen, zum Supermarkt gehen oder jemanden besuchen durfte, musste ich sie noch einmal waschen. Es schien, als ob ich jedes Mal gerade in dem Moment, wenn es spannend wurde und ich mit meinem Leben vorankommen wollte, erst noch mal anhalten und irgendwas waschen musste. Und wenn ich dann endlich fertig war: Wer weiß, wie viele Chancen inzwischen an mir vorbeigegangen waren.
Also überlegte ich, dass es sehr viel Zeit und Kräfte sparen würde, wenn ich eine Möglichkeit fände, mein Gesicht dauerhaft sauber zu halten. So kam ich auf die »Seifenmaske«. »Eine undurchdringliche Wand aus Desinfektionsmittel für Ihre Haut.« - »Ein Schutzschild, der Bakterien abwehrt, zugleich sanft Ihre Poren reinigt und ein blitzsauberes Äußeres hinterlässt.« - »Ewige, dauerhafte, äußerste Sauberkeit.« So würden die Anzeigen klingen, dachte ich mir, wenn ich erst mal die Maske auf den Markt brächte und dann zehnmillionenmal verkaufte.
Seife am Stück, das wusste ich, half bei diesem Projekt nicht weiter. Vor allem deshalb, weil sie beim Nassmachen und Auftragen weiß wird, schäumt und einfach lächerlich aussehen würde. Außerdem glaubte ich nicht, dass die Wirkung anhaltend genug wäre. Ich wollte ja schließlich eine absolut überzeugende Lösung.
Und hier kommt, was an Spülmittel so großartig ist: Es verteilt sich richtig gut, bleibt aber auch haften, es trocknet nach einer Weile, es wirkt sehr stark, es ist antibakteriell. Einfach perfekt.
Eines Abends nach dem Essen nahm ich eine Flasche unseres besten Spülmittels mit nach oben ins Badezimmer, verriegelte die Tür und schmierte dann eine dünne Schicht von dem Zeug auf mein Gesicht. Danach setzte ich mich in mein Zimmer und spürte, wie die Flüssigkeit langsam eintrocknete, die Schicht mit der Zeit immer fester wurde und sich allmählich mit meiner Haut verband, sodass das ganze Gesicht in einen einzigen Anti-Schmutzpanzer verwandelt wurde. Ich ließ das Spülmittel auch noch die ganze Nacht drauf, sodass seine Schmutz und Krankheiten abwehrenden Stoffe richtig einwirken konnten.
Am andern Morgen sah mein Gesicht aus wie geschrubbt, gerade so als hätte ich es mit Stahlwolle gewaschen. Es war rot, glänzte und wirkte irgendwie verkniffen. Außerdem juckte und brannte es im Bereich von knapp unerträglich, aber das führte ich bloß auf die besonders wirksame Kraft der »Maske« zurück.
Ich setzte mich an den Frühstückstisch und lächelte jedes Mal ordentlich breit, wenn ich sagte: »Reichst du mir bitte mal die Milch?«, oder: »Kann ich wohl bitte eine Serviette haben?«, und wartete, dass Mama und Daddy irgendwann den Schimmer auf meiner Haut bemerken würden.
Endlich, nachdem ich zweimal um die Milch gebeten hatte, obwohl ich gar keine brauchte, starrten sie mich mit weit aufgerissenen Mündern an. Und ich war sicher, es war aus Ehrfurcht und Staunen über mein strahlend reines Funkeln.
»Evan, siehst du das?«, sagte Mama. »Mal leuchtet sie
rot und dann wieder weiß, rot und weiß, wie eine Neonreklame.«
»Ich seh es, Ida«, antwortete Daddy.
Dann geschah alles so schnell, dass ich überhaupt keine Chance mehr hatte, ein Wort herauszubringen. Mama sagte etwas von Scharlach, Daddy sagte auch etwas von Mumps oder Windpocken, Mama rief die Ärztin an, Daddy wickelte mich in eine Decke und brachte mich zu unserem Truck. Als Nächstes fuhren wir alle zusammen in die Stadt, und die beiden waren so still und angespannt, dass ich nicht das Gefühl hatte, es wäre der passende Augenblick, irgendetwas zu sagen,
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