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Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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obwohl es seit den anfänglichen Wellen während der Periode des Zusammenbruchs keine nennenswerten Änderungen in der Höhe der Radioaktivität gegeben hatte) mit allen verfügbaren Mitteln, einschließlich Piraterie, ersetzt werden mußte, dann waren die Tage von Zinnhaus gezählt. Keines der militanten Dörfer existierte lange Zeit als solches. Es gab einen fortwährenden Prozeß von Angriff und Provokation, Bündnissen mit der einen und der anderen Seite, der die Autonomie zerstörte. Wenn Pauce in den Kreislauf des Ehrgeizes geriet, hatte er ebensoviel Aussicht, als Leibeigener wie als Herrscher eines Fürstentums zu enden.
    Harper nickte mit spöttischem Mund zu der Maschine hin.
    »Wie gefällt Ihnen das Statussymbol? Hat man nicht früher Lafetten als Bahren für tote Könige verwendet?«
    Sein Gesicht zog sich, als wolle es sich selbst verhüllen, zusammen. Wendover vermutete, daß zwischen Harper und Pauce nicht alles in Ordnung war.
    »Funktioniert es?« entgegnete er, da er keine Bemerkung machen wollte, die ihn auf eines der Lager festlegte.
    Der Krüppel spürte das. Er zog eine kleine Grimasse der Selbstzerstörung. Dann verzog er sein Gesicht zu einer melodramatischen Parodie der Verschwörung, wodurch seine Züge sich noch mehr dem Vogelhaften näherten.
    »Pst«, sagte er, »sonst beleidigen Sie Arm. Er lebt für das verfluchte alte Ding.«
    Arm grinste nur. Er blieb hinter ihnen zurück, als sie durch den Schlamm und den prasselnden Regen wateten. Sein ungelenkes Schlurfen war eigentlich schnell genug, daß er hätte Schritt halten können, aber er hatte ein Gefolge von bleichen Kindern um sich versammelt, die ihn mit einer Unmenge von Fragen über den Zustand des Tuppen überfielen – wie schnell, und konnte er wirklich schießen, nein, wirklich. Wendover fand den Lärm verwirrend, aber Arm antwortete mit dem grotesken Grinsen darauf, das sein Gesicht in zwei Teile zerschnitt – ein Rattenfänger aus längst gekämpften Motorschlachten und von Autobahnen, die mit aufheulenden Turbos vollgepfropft waren. Der Wolfshund hielt sich von den Kindern fern und knurrte, wenn sie ihm zu nah kamen. Keines von ihnen versuchte, ihn zu streicheln.
    Harper blieb vor einer zusammenbrechenden Hütte stehen, deren Konstruktionsgrundlage ein Fünfzig-Liter-Zylinder für JP4 war, den man zu einer groben Platte gehämmert und in dem vergeblichen Versuch, sie vor Korrosion zu schützen, mit umbrafarbener Zellulosemasse überzogen hatte. Etwa neun Platten hatten, lose zusammengeheftet, in den Rahmen gepaßt. Aus dem Inneren klang der kalte Schrei eines hungrigen Säuglings, der durch das Quietschen der schiefen Sperrholztür unterstrichen wurde. Eine Menge magerer Zinnhäusler mit eingefallenen Wangen hatte sich, unruhig und dumpf vor sich hinstarrend, davor versammelt.
    Sie zogen sich zurück, als der Krüppel Wendover zur Tür führte. Er erkannte einige von ihnen von seinem letzten Besuch. Er legte seine Hand auf die Klinke. Sie wurde augenblicklich von Harpers dünnen Fingern umfaßt, was ihn daran hinderte, sie herunterzudrücken.
    »Bevor wir hineingehen«, flüsterte er, die Lippen dicht an Wendovers Ohr gepreßt, »ich möchte nicht, daß irgend etwas, das Pauce sagt oder tut, Sie überrascht, denn …«
    Wendover war jetzt überzeugt, daß Harpers Gründe, warum er ihn dort haben wollte, sich wesentlich von Pauces unterschieden, und er schob seine hemmende Hand beiseite.
    »Halt mich da ’raus«, warnte er.
    Der Raum war schäbig und voller Unrat und von einem braunen Dämmerlicht durchzogen, dessen Kraft sich kaum änderte, als das Tageslicht eindrang. Obwohl der Wind, der durch die rissigen Wände pfiff, ständig für den Zustrom frischer Luft sorgte, roch es stark nach schalem Leben, der eigenartige Geruch, der Zinnhaus charakterisierte, zusammengesetzt aus Schweiß, Schmutz, Ziel- und Hoffnungslosigkeit; der Gestank von Menschen, die sich schon zu lange in der Notlage der Armut befinden, um sich noch darum zu kümmern. Wendover, dessen Augen sich nur langsam an das Dämmerlicht gewöhnten, zögerte auf der Schwelle. Er konnte nur unwirkliche Umrisse ausmachen.
    Sein Blick klärte sich. Am anderen Ende des einzigen Zimmers lag eine Frau, deren bleiches, erschöpftes Gesicht vor Schmerz zu leuchten schien, auf einer Wollmatratze (diese graugestreift und auseinanderquellend, das Innere bedeutungsvoll heraushängend). Eine einzige fadenscheinige Decke, einst von leuchtender Farbe, war bis zu ihrer Schulter

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