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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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geantwortet?
    IL MANCINO: Daß ich das auf gar keinen Fall täte. Selbst wenn sich Signor Peretti von zehn Mann eskortieren ließe! Daß dieser
     Hilferuf eine Falle sei, und das einzige, was man tun könne, sei, nicht hineinzutappen.
    BARGELLO: Was hat sie daraufhin getan?
    IL MANCINO: Sie ist zu Signor Peretti gegangen, hat ihm meine Worte wiederholt und ihn angefleht, von seinem Vorhaben abzulassen.
     Sie sprach ziemlich heftig.
    BARGELLO: Vermutlich hat sie sich ihrem Mann in die Arme geworfen?
    IL MANCINO: Nein. Das ist nicht die Art von Signora Peretti. Sie hat etwas Königliches.
    BARGELLO: Worauf führst du diese Haltung zurück?
    IL MANCINO: Auf den Umstand, daß sie von Kindesbeinen an ob ihrer Schönheit von aller Welt vergöttert wurde.
    BARGELLO: Hast du gehört, was sie zu ihrem Mann sagte?
    MANCINO: Nein. Eigentlich nicht. Es war zuviel Lärm.
    BARGELLO: Wo war Caterina in jenem Augenblick?
    MANCINO: An Signora Perettis Seite. Sie folgte ihr wie ein Schatten.
    BARGELLO: Sie wird mir also wiederholen können, was das Ehepaar Peretti einander zu sagen hatte?
    IL MANCINO: Ich flehe Euch an, Signor Bargello, seid nicht zu |243| hart zu meiner kleinen Schwester. Sie ist sehr empfindlich. Eine kleine Ohrfeige, und sie ist den Tränen nahe.
    BARGELLO: Wenn man dich so hört, könnte man meinen, du liebtest die Frauen. Und dabei lebst du von ihnen.
    IL MANCINO: Signor Bargello! Ich habe niemals Geld von meiner Schwester Caterina verlangt!
    BARGELLO: Beruhige dich. Ich rede nicht von ihr, sondern von den Mädchen aus dem »Ölberg«.
    IL MANCINO: Das ist etwas anderes. Ich lebe von ihnen, und sie leben dank meiner. Wenn ich nicht wäre, würden sie vom erstbesten
     Freier totgeschlagen.
     
     
    Caterina Acquaviva:
     
    Als Filippo in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag die traurige Nachricht brachte, dachte ich, die Signora würde wahnsinnig.
     Sie weinte, schrie, zerkratzte sich die Wangen und riß sich buchstäblich die Haare aus. Das wurde noch schlimmer, als unsere
     Leute den über und über blutigen Leichnam des Signor Peretti herbeitrugen; sie warf sich über ihn, schluchzte noch heftiger
     und beschmutzte mit dem Blut des Gatten ihr Nachthemd und sogar ihr Haar. Während dieser ganzen Zeit wurde sie von heftigen
     Krämpfen geschüttelt, schrie herzzerreißend oder wimmerte wie ein Tier, konnte aber gottlob kein Wort herausbringen. Gottlob!
     denn als ich merkte, daß sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, starb ich fast vor Angst bei der Vorstellung, sie könne
     vor der Familie und den Dienern mehr sagen als nötig … Glücklicherweise wurde die Signora von ihren eigenen Gefühlen übermannt
     und fiel schließlich in Ohnmacht, weshalb ich sie mit Hilfe von Giulietta und zweien unserer Leute in ihr Zimmer brachte.
    Als sie auf ihrem Bett lag, schickte ich die Diener weg, konnte aber leider nicht in gleicher Weise mit Signorina Giulietta
     verfahren, die ganz so aussah, als wolle sie sich in diesem Zimmer einnisten, in dem sie seit Santa Maria und dem Zerwürfnis
     mit ihrer Cousine nicht mehr empfangen worden war. Sie machte sich wichtig und tat geschäftig, und ich sah ihren neugierigen
     Augen deutlich an, daß sie mit ihrer langen Altjungfernnase überall herumschnüffeln wollte. Wer weiß, sagte |244| ich mir, ob sie mich nicht auf eine Besorgung wegschicken wird, damit sie hier stöbern und die Signora beim Erwachen nach
     ihren Geheimnissen ausfragen kann.
    Ich komme ihr jedoch zuvor, indem ich die Töpfchen und Salbengefäße auf dem Frisiertisch untersuche und zu ihr sage:
    »Signorina, ich kann das Riechsalzflakon der Signora nicht finden. Würdet Ihr so gut sein und mir das Eure aus Eurem Zimmer
     holen?«
    Ich sehe ihr an, daß sie mir am liebsten entgegnen möchte, ich solle doch selber gehen. Doch ich weiß auch, daß sie das nicht
     tun wird. Sie ist eine richtige Ordnungsfanatikerin und hat einen Horror davor, daß andere ihre Sachen anrühren, sogar daß
     jemand auch nur einen Fuß in ihr Zimmer setzt, was so weit geht, daß sie dabeisein will, wenn ihre Zofe Staub wischt. Daher
     sagt sie mit verkniffenem Gesicht und ziemlich giftig:
    »Gut, ich gehe.«
    Diese Närrin ist so giftig, weil sie wahnsinnig in Marcello verliebt ist; sie hat ihn heimlich überwacht und so mein Verhältnis
     mit ihm entdeckt. Gleich nach dem ersten Mal und dann noch öfters hat sie uns bei Signor Peretti, Signora Camilla und Signora
     Tarquinia angeschwärzt, doch stets ergebnislos: die Affäre eines

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