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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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stand darin?
    IL MANCINO: Das wißt Ihr genauso gut wie ich, Signor Bargello.
    |240| BARGELLO: Sag es trotzdem.
    IL MANCINO: In dem Billett bat Marcello Accoramboni, der es angeblich unterschrieben hatte, Signor Francesco Peretti um Hilfe.
     Er sei verwundet und erwarte ihn auf den Stufen zum Palazzo Montecavallo.
    BARGELLO: Warum sagst du »angeblich«?
    IL MANCINO: Marcello Accoramboni konnte den Hilferuf gar nicht abgesandt haben, denn er ist seit zehn Tagen mit Signora Sorghini
     in Amalfi.
    BARGELLO: Vielleicht ist er gestern nach Rom zurückgekommen.
    IL MANCINO: Das wüßtet Ihr. Man muß einen Zoll- und einen Polizeiposten passieren, um in die Stadt zu gelangen.
    BARGELLO: Weder Polizei noch Zoll haben dich früher daran hindern können, in die Stadt zu gelangen …
    IL MANCINO: Das ist etwas anderes, Signor Bargello. Ich war Bandit. Ich kannte die Löcher im Netz. Marcello kennt sie nicht.
    BARGELLO: Du hättest sie ihm verraten können.
    IL MANCINO: Ich dränge mein Wissen niemandem auf.
    BARGELLO: Selbst mir nicht, wie ich festgestellt habe. Eines Tages mußt du mit mir zu den bewußten Löchern gehen, Acquaviva.
    IL MANCINO: Gern. Aber das wird nicht viel nützen. Wenn ein Schlupfloch erst einmal bekannt ist, sucht man sich ein neues.
    BARGELLO: Kommen wir auf das Billett zurück: du hältst es also nicht für echt?
    IL MANCINO: Mit Verlaub, Signor Bargello, Ihr auch nicht. Wie hätte Marcello Accoramboni ein Billett schreiben und mit seinem
     Namen unterzeichnen können, das ihn, noch gestiefelt und gespornt, sofort an den Galgen bringen würde, kaum daß der Mord an
     seinem Schwager entdeckt wäre?
    BARGELLO: Er hätte auf Protektion durch hochstehende Personen hoffen können.
    IL MANCINO: In Amalfi?
    BARGELLO: In Amalfi nicht, aber in Montegiordano.
    IL MANCINO: Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat Marcello Accoramboni überhaupt keine Bindung mehr zu Montegiordano.
    |241| BARGELLO: Ist das alles, Acquaviva, was dir zu Ohren gekommen ist?
    IL MANCINO: Ja, Signor Bargello.
    BARGELLO: Deine eigene Schwester ist aber die Kammerzofe von Signora Peretti.
    IL MANCINO: Das stimmt, Signor Bargello.
    BARGELLO: Vielleicht ist sie eher geneigt als du, ihr Gedächtnis zu befragen?
    IL MANCINO: Mein Gedächtnis wirft mir nur meine Vergangenheit vor. Caterina dagegen hat regelmäßig dem Pater Barichelli in
     Santa Maria gebeichtet. Und in Rom beichtet sie Pfarrer Racasi. Sie würde sogar Euch beichten, wenn Ihr wolltet. Sie ist lauter
     wie Gold.
    BARGELLO: Das werden wir sehen.
    IL MANCINO: Signor Bargello, seid nicht zu hart zu meiner kleinen Schwester.
    BARGELLO: Nicht anders als zu dir. Ich suche die Wahrheit.
    IL MANCINO: Sie findet sich vielleicht nicht da, wo Ihr sie vermutet.
    BARGELLO: Was willst du damit sagen?
    IL MANCINO: Wer immer diesen Mord befohlen hat, der wollte auch Marcello Accoramboni schaden.
    BARGELLO: Ich danke dir für deine wertvolle Hilfe bei meiner Untersuchung.
    IL MANCINO: Ihr macht Euch über mich lustig, Signor Bargello.
    BARGELLO: Keineswegs. Kehren wir zu dem Moment zurück, da du Signor Peretti das Billett übergeben hast. Wollte er deine Meinung
     wissen?
    IL MANCINO: Ja, Signor Bargello. Und ich habe ihm eindringlich davon abgeraten, sich nachts auf die Straßen Roms zu wagen.
    BARGELLO: Aber du hast dich doch selbst auch hinausgewagt, um das Billett zu überbringen!
    IL MANCINO: Bei mir ist es etwas anderes. Ich bin bekannt. Ein Spitzbube tut dem anderen nichts zuleide.
    BARGELLO: Hat Signor Peretti auf dich gehört?
    IL MANCINO: Nein. Er schien entschlossen, seinem Schwager zu Hilfe zu eilen. Daraufhin habe ich Signora Tarquinia |242| Accoramboni alarmiert. Sie hat das von ihrem Sohn geschriebene Billett zu sehen verlangt und klipp und klar erklärt, es sei
     nicht seine Handschrift.
    BARGELLO: Und dann ist die ganze Familie zusammengelaufen und hat angefangen zu schreien und zu weinen?
    IL MANCINO: Genauso war es. Familie und Diener, bald zwanzig Menschen waren im Patio. Sogar die schon im Bett lagen, waren
     wieder aufgestanden und herbeigeeilt. Und all die Menschen rannten im Schein der Fackeln herum, schrien, weinten, ereiferten
     sich und hoben die Hände zum Himmel. Man kam sich wie im Theater vor.
    BARGELLO: Es heißt, Signora Peretti habe mit dir gesprochen. Was hat sie dir gesagt?
    IL MANCINO: Da sie Signor Peretti so fest entschlossen sah, dieser Aufforderung nachzukommen, hat sie mich gefragt, ob ich
     bereit sei, ihn zu begleiten.
    BARGELLO: Und was hast du

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