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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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und segnete mich.
    Trotz seiner Tränen und seines Segens vergab mir der Heilige |290| Vater nie die Verlegenheit, in die er durch meinen Einwand geraten war. Wenige Monate nach Wiederherstellung des Friedens
     rächte er sich an mir. Als ich im Sommer einige Tage der Entspannung in meiner Villa in Ostia verbrachte, schrieb er mir,
     ich solle von nun an für immer dort bleiben, da es an der Zeit sei, von den Mühen meines Amtes auszuruhen. Obzwar die Mitteilung
     in den huldreichsten Floskeln formuliert war und aus jeder Zeile höfisches Weihwasser troff, hieß das: ich war nicht nur meines
     Amtes als Gouverneur enthoben, sondern auch aus Rom verbannt.
     
     
    Alfredo Colombani,
    Reitknecht von Raimondo und Lodovico Orsini:
     
    Ich habe wenig zu sagen, und da ich nicht fürs Palavern begabt bin, sag ich’s mit einfachen Worten. Und ich bitte um Vergebung,
     weil ich mich im venezianischen Dialekt ausdrücke. Ich verstehe Italienisch, spreche es aber ziemlich schlecht.
    Ich war zuerst nur Reitknecht bei Signor Raimondo Orsini, dann gleichzeitig bei dem Besagten und bei seinem Bruder, dem Grafen
     Lodovico. Ich kenne beide sehr gut.
    Raimondo hatte den Beinamen
il bruto
vor allem wegen seiner Visage. Meine ist übrigens nicht besser! Ich würde sogar sagen: schlechter. Wenn mich ein Richter nur
     nach der Visage beurteilen müßte, würde er mich wohl ohne langes Fackeln an den Galgen bringen.
    Und doch bin ich von Natur aus nicht blutgierig. Es stimmt schon, ich habe in meinem Leben ein halbes Dutzend Leute erdolcht,
     aber immer auf Befehl meiner Herren, nie aus eigenem Antrieb! Und ich muß gestehen, ich hätte auch nicht Bandit in den Nora-Bergen
     sein mögen wie die zwei … – jeder weiß, wen ich meine.
    Um auf Raimondo zurückzukommen: der war nur brutal, wenn er zuviel getrunken hatte – und »zuviel« war bei ihm eine ganze Menge;
     dann mußte man seinen Schlägen ausweichen. Aber er war gutherzig. Die Umstände, die er machte, um die Herzogin Isabella in
     Bracciano zu töten! Und hinterher hat er geheult wie ein Schloßhund. Und gebetet hat er, in einer Tour – wie ein richtiger
     Pfaffe! Sie war ja auch wirklich schön. Ich habe noch nie einen so schönen Frauenkörper gesehen. Aber das war |291| kein Grund. Denn schließlich hatte sie den Fürsten Paolo mit jedermann betrogen.
    Ich habe die besten Erinnerungen an den Aufenthalt in Bracciano. Als die Sache erledigt und Raimondo endlich mit Beten fertig
     war, haben wir uns eine gute Zeit gemacht. Acht Tage lang nichts als Fressen, Saufen, Huren. Alle Zofen in der Burg, willig
     oder nicht, haben wir uns vorgenommen. Man stelle sich vor: die Herzogin tot, und wir die Herren im Haus!
    Die brutale Art des Signor Raimondo war dann doch sein Verderben. Hätte er an jenem Tag Signor Lodovico sprechen lassen, wäre
     das alles nicht passiert. Aber er wurde immer gereizter. Ja, er hatte getrunken. Die Beschimpfungen mochten noch angehen.
     Aber der Peitschenhieb ins Gesicht des Bargello war zuviel. Der Bargello hat keinen Schießbefehl gegeben. Er hat sich nur
     umgedreht und die Sbirren zu Zeugen der Beleidigung gemacht. Und leider waren die Lunten ihrer Arkebusen noch gezündet. Ich
     habe auch erfahren, warum.
    Als die Sbirren in unseren Hof eindrangen, um die Banditen festzunehmen, zeigten die Unseren, die ja sehr zahlreich waren,
     die Zähne, so daß es die Sbirren mit der Angst kriegten, sich in das Torhaus zurückzogen und auf Befehl des Bargello die Lunten
     zur Attacke zündeten. Daraufhin haben die Unsrigen klein beigegeben.
    So einfach war das: die Sbirren haben geschossen, weil sie die Lunten schon gezündet hatten. Und weil sie dem Bargello sehr
     zugetan waren. Hätten sie ihn nicht so gemocht, dann hätten sie über den Peitschenhieb nur schadenfroh gelacht. Natürlich
     nicht vor ihm. So ist der Lauf der Welt. Die guten Herren beweint man, den schlechten würde man eher noch den Todesstoß versetzen!
    Die Sbirren haben nicht gezielt, sondern einfach nur in die Menge geschossen. Ein Wunder, daß es nur zwei Tote gab! Ich stand
     hinter dem armen Raimondo, und die Kugel, die ihm die Brust durchschlagen hat, streifte noch meinen Arm. Am ungerechtesten
     war der Tod des armen Signor Silla Savelli, sage ich immer. Einen freundlicheren, sanfteren und auch zu den kleinen Leuten
     höflicheren jungen Mann findet man nicht so bald wieder. Er hat sogar noch versucht, Raimondo in den Arm zu fallen, als der
     die Reitpeitsche hob. Und was war sein

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