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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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gepackt, und jetzt setzte sie einen Fuß vor den anderen, während vor ihr Maryalice in ihren weißen Cowboystiefeln schwankend den schmalen Gang entlangschlurfte.
    Es schien ewig zu dauern, bis sie endlich aus dem Flugzeug draußen waren, aber dann atmeten sie die Flughafenluft in einem Korridor unter großen Logos, die Chia schon ihr Leben lang kannte, all diese Japanischen Firmen, und der ganze Pulk bewegte sich in eine Richtung. »Hast du was zu verzollen?«, fragte Maryalice neben ihr.
    »Nein«, sagte Chia.
    Maryalice ließ Chia bei der Passkontrolle vor, und Chia gab dem Japanischen Polizisten ihren Pass und die Cashflow-Smartcard, die Zona Rosa Kelsey aus den Rippen geleiert hatte, weil das Ganze sowieso Kelseys Idee gewesen war. Theoretisch stellte der Betrag in der Karte den Löwenanteil
des Kassenbestands der Ortsgruppe Seattle dar, aber vermutlich würde Kelsey letztendlich die Rechnung für die ganze Sache bezahlen, und es würde ihr wahrscheinlich sogar schnurzegal sein.
    Der Polizist zog ihren Pass aus dem Schlitz im Tresen und gab ihn ihr zurück. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Smartcard zu prüfen. »Maximal zwei Wochen Aufenthalt«, sagte er und winkte sie mit einem Nicken durch.
    Milchglas glitt für sie auf. Hier war es voll, viel voller als auf SeaTac. Da mussten eine ganze Menge Flugzeuge gleichzeitig angekommen sein, wenn diese Leute alle auf ihr Gepäck warteten. Sie rückte beiseite, um einen kleinen, mit Koffern beladenen Roboter vorbeizulassen. Er hatte schmutzige, pinkfarbene Gummireifen und große Comic-Augen, die verdrießlich rollten, als er sich einen Weg durch die Menge bahnte.
    »Na, das ging ja wie geschmiert«, sagte Maryalice hinter ihr. Chia drehte sich um und sah gerade noch, wie sie tief einatmete, die Luft anhielt und dann ausstieß. Maryalices Augen sahen verhärmt aus, als hätte sie Kopfschmerzen.
    »Wissen Sie, wo’s hier zu den Zügen geht?«, fragte Chia. Sie hatte Stadtpläne in ihrem Sandbenders, aber den wollte sie jetzt nicht rausholen.
    »Hier lang«, sagte Maryalice.
    Maryalice schob sich zwischen den Leuten durch, und Chia folgte ihr mit ihrer Tasche unter dem Arm. Sie kamen vor einem Karussell heraus, auf dem Gepäckstücke eine Rampe hinunterrutschten, gegeneinanderstießen, an ihnen vorbeiglitten und verschwanden.
    »Da ist der eine«, sagte Maryalice, schnappte sich einen schwarzen Koffer und klang dabei so ungestüm fröhlich, dass Chia sie unwillkürlich ansehen musste. »Und … Nummer zwei.« Noch einer von der gleichen Sorte, nur
dass dieser einen Aufkleber von Nissan County auf der Seite hatte, der drittgrößten Attraktion in Kalifornien, für die man eine Eintrittskarte brauchte. »Wärst du wohl so nett, mir den hier zu tragen, Schätzchen? Nach langen Flügen streikt mein Rücken immer.« Sie gab Chia den Koffer mit dem Aufkleber. Er war nicht allzu schwer, als wäre er vielleicht nur zur Hälfte mit Klamotten gefüllt. Aber er war zu groß für sie; sie musste sich in die andere Richtung beugen, damit der Koffer nicht auf dem Boden schleifte.
    »Danke«, sagte Maryalice. »Hier«, und sie gab Chia ein zerknittertes, rechteckiges Stück Papier mit klebriger Rückseite und einem Strichcode drauf. »Das ist der Gepäckschein. Jetzt gehen wir am besten hier lang …«
    Mit Maryalices Koffer kam sie noch schwerer durch die Menge. Chia musste sich darauf konzentrieren, den Leuten nicht auf die Füße zu treten und sie nicht zu heftig mit dem Gepäckstück anzustoßen, und ehe sie sich’s versah, hatte sie Maryalice verloren. Sie sah sich um und erwartete, Haarteile über der Menschenmenge auf- und abtanzen zu sehen – die Leute waren fast alle kleiner als Maryalice –, aber sie war nirgends zu erblicken.
    AUSGANG FÜR ALLE ANKOMMENDEN PASSAGIERE NUR DURCH DIE ZOLLKONTROLLE.
    Chia sah zu, wie sich der Text auf dem Schild zu Japanischen Buchstaben verformte und dann wieder auf Englisch erschien.
    Aha, dahin musste sie also. Sie reihte sich hinter einem Mann in einer roten Lederjacke ein, die quer über dem Rücken die Aufschrift »Concept Collision« in grauen Chenille-Lettern trug. Chia starrte den Schriftzug an und stellte sich kollidierende Konzepte vor, wobei es sich vermutlich selbst um ein Konzept handelte, aber dann dachte sie, dass es wahrscheinlich nur der Name einer Firma war, die Autos reparierte, oder einer dieser englischen Slogans, die die Japaner
sich ausdachten und die beinahe etwas zu bedeuten schienen, es aber dann doch

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