Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Feuer gewesen war, wie behutsam die Leute mit Kochgas und Zündhölzern umgingen; ein weggeworfener brennender Zigarettenstummel konnte einem ein gebrochenes Nasenbein eintragen.
Aber Rydell hatte die Sonnenbrille wieder auf. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, wir sollten machen, dass wir wegkommen? Und nun soll ich sie hierlassen? Verdammt, Laney, warum drücken Sie sich nicht wenigstens einmal verständlich aus? Warum … Laney? He?« Sie sah Rydells Anspannung, als er die Brille abnahm. »Hört zu. Ihr alle. Wir verschwinden jetzt. Laney sagt, sie stecken die Brücke in Brand.« Rydell bückte sich, wobei er zusammenzuckte, öffnete seinen Beutel und holte das silberne Ding heraus. Sie sah es im hereinströmenden Licht glitzern. Wie eine große, stählerne Thermoskanne. Er zog ein paar zusammengerollte Kabel hervor und warf ihr eins zu. »Such eine Steckdose.« Er hatte jetzt ein anderes Kabel in der Hand und stand über dem Jungen mit dem alten militärischen Datenhelm. »He.
Kleiner? Wir müssen uns mal das Notebook ausborgen. Hörst du mich?« Der Helm kam hoch und schien ihn blind, aber mit einem gewissen Wahrnehmungsvermögen zu betrachten, wie der Kopf einer Riesentermite. Rydell griff hinab, nahm das Notebook und trennte es vom Helm. Chevette sah, wie der Mund des Jungen zuklappte. Auf dem Bildschirm des Notebooks war das schwarze Zifferblatt einer Uhr zu sehen. Nein, sah Chevette, es war eine altmodische Armbanduhr, vergrößert auf die Ausmaße eines Babygesichts.
Rydell betrachtete die beiden Enden des Kabels in seiner Hand und probierte dann eine Buchse an der Rückseite des Notebooks. Und eine andere. Es passte. Chevette hatte eine Steckdose gefunden, die schief in eine von Fontaines Wänden eingesetzt war. Sie steckte das Kabel hinein und reichte Rydell das andere Ende. Er stöpselte das Anschlusskabel vom Notebook in das silberne Behältnis und steckte das Stromkabel daneben ein. Sie glaubte zu hören, wie das Ding zu summen begann.
Und dann war ein Mädchen da, ein blasses, schlankes, von innen her leuchtendes Mädchen, das einen Moment lang nackt zwischen ihnen stand. Gleich darauf trug sie Skinners Jacke, ausgeblichene Pferdehaut. Schwarze Jeans, ein schwarzes Sweatshirt, Laufschuhe mit Profilsohlen. Alles sauberer und irgendwie schärfer als das, was Chevette trug, aber ansonsten identisch.
»Ich bin Rei Toei«, sagte das Mädchen. »Berry Rydell, du musst die Brücke sofort verlassen. Sie brennt.«
»In der Kneipe hast du gesagt, du kennst meinen Namen«, meldete sich der Mann mit dem Mantel zu Wort. Der lange, dünne Kratzer in seinem Gesicht war schwarz in dem Licht, das von ihr ausging.
»Konrad«, sagte das leuchtende Mädchen. »Mit K.«
Die Augenbrauen des Mannes hoben sich über die runden, goldgefassten Brillengläser hinaus. »Und woher weißt du das?«
»Ich weiß vieles, Konrad«, sagte das Mädchen und verwandelte sich für ein paar Sekunden in ein anderes, blondes Mädchen mit blauen Augen, deren Regenbogenhäute schwarz gerändert waren.
Der Mann wirkte schwer und unbeweglich, wie aus einem unglaublich festen Holz geschnitzt, und Chevette dachte aus irgendeinem Grund an Staubkörnchen, die in einem alten Museum im Sonnenlicht schwebten. Das hatte sie einmal gesehen, aber sie wusste nicht mehr, wo oder wann. »Lise«, sagte er, und der Name klang, als hätte er ihn von einem tief in ihm verborgenen Ort der Schmerzen heraufgeholt. »Gestern. Ich habe geträumt, ich hätte sie gesehen. Auf der Market Street.«
»Vieles ist möglich, Konrad.«
Rydell hatte eine pinkfarbene Hüfttasche aus seinem Matchbeutel geholt und band sie sich nun um. Vorne drauf war ein grinsender Comic-Drache abgebildet.
Chevette sah zu, wie er den Reißverschluss aufzog und einen pinkfarbenen Latz auseinanderfaltete, den er um den Hals befestigte. Auf dem Latz stand in quadratischen, schwarzen Buchstaben LUCKY DRAGON SECURITY.
»Was ist das?«, fragte ihn Chevette.
»Kugelsicher«, sagte Rydell. Er drehte sich zu dem leuchtenden Mädchen um. »Laney sagt, der Projektor soll hierbleiben. Aber das heißt, dass wir dich zurücklassen …«
»Genau das will ich«, sagte sie. »Wir stehen im Begriff, den Weg in den innersten Kern von Harwoods Plan zu finden. Und ihn zu ändern. Und alles zu ändern.« Dann lächelte sie Rydell zu; und Chevette verspürte einen Anflug von Eifersucht.
Ein näher kommendes Geräusch drang an Chevettes Ohr, das Aufheulen und Wimmern überlasteter Elektromotoren. Metall
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