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Idoru

Idoru

Titel: Idoru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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pharmazeutische Manufaktura von Weltklasse.
    Ungerechterweise man verweigert uns meiste hochentwickelte Produktionsmittel, aber wünschen wir hundert Prozent moderne Operation.«
    »Rez«, sagte der Mann mit dem Beil, »gib’s auf. Der Loddel da und seine Kumpane brauchen das Ding, um in Estland ’ne Drogenfabrik hochzuziehen. Wird Zeit, daß ich dich ins Hotel zurückbringe.«
    »Aber hätten sie nicht mehr Interesse an … Immobilien in Tokio?«
    Die Augen des Riesen traten hervor, die Narben auf seiner Stirn röteten sich. Einer der oberen Arme des Mikropor-X hatte sich gelöst und gab den Blick auf einen tiefen Kratzer frei.
    »Was ist das denn für’n Quatsch? Ihr habt hier überhaupt keine Immobilien!«
    »Famous Aspect«, sagte Rez. »Reis Managementfirma. Die investieren für sie.«
    »Du redest von Tausch von Nanotechnik gegen Immobilien in Tokio?« Der Russe sah Rez an.
    »Genau«, sagte Rez.
    »Was für Immobilien?«
    »Unerschlossenes, mit Müll aufgeschüttetes Land in der Bucht. Eine Insel. Eine von zweien. Das Zeug stammt von einem der Orte im alten ›giftigen Halstuch‹, aber das ist nach dem Erdbeben gründlich saubergemacht worden.«
    »Augenblick mal«, sagte Maryalice vom Fußboden aus, »ich kenne dich. Du warst in dieser Band, der mit dem mageren -300—
    Chinesen, dem Gitarristen, der die Hüte getragen hat. Ich kenne dich. Du warst mal ’n Star.«
    Rez starrte sie an.
    »Ich finde, ist nicht gut, hier über Geschäfte zu sprechen«, sagte der Russe und rieb sich sein Muttermal. »Aber bin ich Starkow, Jewgeni.« Er streckte die Hand aus, und Chia bemerkte erneut die Lasernarben. Rez schüttelte sie.
    Chia glaubte, den Riesen stöhnen zu hören.
    »Ich hab ihn ein paarmal in Dayton gesehen«, sagte Maryalice, als würde das irgendwas beweisen.
    Der Riese zog mit der freien Hand ein kleines Telefon aus der Tasche, spähte mit zusammengekniffenen Augen auf das Display und legte es an sein linkes Ohr. Welches ihm fehlte, wie Chia jetzt sah. Er hörte zu. »Danke«, sagte er und ließ das Telefon sinken. Er ging zum Fenster, das Chia hinter dem Paravent entdeckt hatte, blieb dort stehen und schaute hinaus.
    »Sieh dir das mal an, Rozzer«, sagte er.
    Rez ging zu ihm. Sie sah, wie er sein Monokel berührte.
    »Was machen die, Keithy? Was ist da los?«
    »Das ist deine Beerdigung«, sagte der Riese.
    -301-

41 Kerzenschein
    und Tränen
    B ürofenster flogen dicht hinter den Stützpfeilern der Schnellstraße mit ihren Erdbebenbandagen vorüber. Höhere Gebäude wichen einer niedrigeren Stadtlandschaft, dann etwas Helles in mittlerer Entfernung: HOTEL KING MIDAS. Der Stadtplan am Armaturenbrett begann zu piepen.
    »Dritte Ausfahrt rechts«, sagte Laney, der den Cursor im Auge behielt. Er spürte, wie sie Gas gab, und hörte, wie sich die Geschwindigkeitsbegrenzungswarnung einschaltete. Ein weiteres glitzerndes Schild: FREEDOM SHOWER BANFF.
    »Laney-san«, fragte Yamasaki um die Kopfstütze herum, »haben Sie irgendeinen Hinweis auf Rez’ Tod oder anderes Unglück aufgeschnappt?«
    »Nein, aber das könnte ich auch nur dann, wenn den Daten ein gewisser Vorsatz zu entnehmen wäre. Unfälle oder Handlungen von jemand, der nicht drin vertreten ist …« Das Scheppern hörte auf, als sie sich der auf dem Plan angezeigten Ausfahrt näherten und langsamer wurden. »Aber ich hab ihre Daten als miteinander verschmelzende Ströme gesehen, und der Kern, um den herum sie verschmolzen sind, schien dort zu sein, wohin wir jetzt fahren.«
    Arleigh bog auf die Ausfahrt ein. Als sie auf der Rampe eine Kurve nahmen, sah Laney drei junge Mädchen mit schlammverklumpten Schuhen einen steilen Hang hinabsteigen, der mit einer Art blassem, grobem Gras bepflanzt war. Eine von ihnen schien eine Schuluniform zu tragen: Kniestrümpfe und einen kurzen, karierten Rock. Im grellen Natriumdampflicht der Kreuzung sahen sie unwirklich aus, -302—
    aber dann hielt Arleigh den Van an, und Laney drehte sich um und sah, daß die Straße vor ihnen von einer stummen, reglosen Menschenmenge völlig verstopft war.
    »Großer Gott«, sagte Arleigh. »Die Fans.«
    Falls es auch Jungen in der Menge gab, so sah Laney sie nicht. Es war ein flaches Meer glänzender schwarzer Haare; alle Mädchen standen mit dem Gesicht zu dem weißen Gebäude, das sich dort erhob und dessen weißes, strahlend hell erleuchtetes Schild von etwas umrahmt war, was eine Krone darstellen sollte: HOTEL DI. Arleigh ließ ihr Fenster herunter, und Laney hörte das

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