Idoru
gleichen Zeit, als Sie unter dem Helm Ihren Schreikrampf gekriegt haben«, sagte Arleigh. Sie schaute -296—
grimmig drein. »Tut mir leid«, sagte sie.
Drunten in der Garage hatte Laney eine Viertelstunde mit ihr diskutieren müssen, bevor sie sich damit einverstanden erklärt hatte. Sie hatte immer wieder gesagt, er solle zu einem Arzt gehen. Sie hatte gesagt, sie sei Technikerin, weder Rechercheurin noch Mitglied des Sicherheitsteams, und es sei ihre erste Pflicht, bei den Daten, den Modulen zu bleiben, denn wenn diese irgendwem in die Hände fallen würden, dann besäße der Betreffende nahezu die gesamten Unterlagen über die Unternehmensstruktur der Lo/Rez-Personengesellschaft, außerdem die Bücher und alles, was Kuwayama ihnen mit dem grauen Modul anvertraut hatte. Sie hatte erst nachgegeben, als Yamasaki geschworen hatte, die volle Verantwortung für alles zu übernehmen, und nachdem Shannon und der Mann mit dem Pferdeschwanz versprochen hatten, die Module nicht aus den Augen zu lassen. Nicht mal, hatte Arleigh gesagt, um zu pissen. »Stellt euch dazu an die Wand, verdammt«, hatte sie gesagt, »und holt euch ein halbes Dutzend von Blackwells Jungs runter, damit sie euch Gesellschaft leisten.«
»Er weiß Bescheid«, sagte Laney. »Sie hat ihm gesagt, daß es da ist.«
»Was ist da, Laney-san?« fragte Yamasaki um die Kopfstütze herum.
»Keine Ahnung. Was es auch ist, sie glauben, daß es ihre Hochzeit und ihre Ehe vereinfachen wird.«
»Glauben Sie das auch?« fragte Arleigh, während sie an einer Reihe bunter kleiner Wagen vorbeifuhr.
»Es ist sicherlich dazu imstande«, sagte Laney, als etwas unter Arleighs Sitz laut und beharrlich zu scheppern begann, »aber ich glaube nicht, daß es deshalb auch zwangsläufig so kommen muß. Was zum Teufel ist das?«
»Ich überschreite die Geschwindigkeitsbegrenzung«, sagte sie. »Jedes Fahrzeug in Japan muß laut Gesetz mit so einem -297—
Gerät ausgerüstet sein. Wenn man zu schnell fährt, macht es Krach.«
Laney wandte sich an Yamasaki. »Stimmt das?«
»Natürlich«, sagte Yamasaki über das stetige Geschepper hinweg.
»Und die Leute bauen es nicht einfach aus?«
»Nein.« Yamasaki schaute verwirrt drein. »Warum sollten sie?«
Arleighs Telefon klingelte. »McCrae. Willy?« Sie hörte schweigend zu. Dann merkte Laney, wie der Van leicht schwankte. Er wurde langsamer, bis das Scheppern plötzlich aufhörte. Sie ließ das Telefon sinken.
»Was ist los?« fragte Laney.
»Willy Jude«, sagte sie. »Er … er hatte gerade einen der Szene-Kanäle eingeschaltet. Sie haben gesagt, Rez ist tot. Sie haben gesagt, er wäre gestorben. In einem Liebeshotel.«
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40 Das Geschäft
A ls niemand Anstalten machte, Maryalice zu helfen, erhob sich Chia vom Bett und zwängte sich an dem Russen vorbei ins Badezimmer, wobei sie das dezente Gezwitscher auslöste. Das schwarze Schränkchen stand offen, das Licht darin brannte, und auf dem schwarzweißen Fliesenboden lagen neonbunte Penisdinger herum. Sie nahm ein schwarzes Handtuch und einen schwarzen Waschlappen von einem beheizten, verchromten Gestell, feuchtete den Waschlappen im schwarzweißen Becken an und ging zu Maryalice zurück. Sie faltete das Handtuch, legte es über das Erbrochene auf dem weißen Teppich und gab Maryalice den Waschlappen.
Niemand sagte etwas, keiner versuchte, sie aufzuhalten.
Masahiko hatte sich wieder auf den Teppich gesetzt, seinen Computer zwischen den Füßen. Der Narbige, der den meisten Raum in dem Zimmer einzunehmen schien, hatte sein Beil gesenkt. Es lag an einem Schenkel, der umfangreicher war als Chias Hüften, und die Spitze ragte neben seinem Knie nach außen.
Maryalice, die es mittlerweile geschafft hatte, sich aufzusetzen, wischte sich den Mund mit dem Lappen ab und büßte dabei auch den größten Teil ihres Lippenstifts ein. Als Chia sich aufrichtete, drehte ihr ein Dufthauch vom Kölnischwasser des Russen den Magen um.
»Du bist Immobilienmakler, sagst du?« Rez hatte noch immer das Nanotech-Gerät in der Hand.
»Du stellst viele Fragen«, erwiderte der Russe. In diesem Moment stöhnte Eddie, und der Russe versetzte ihm einen Tritt. » Basis«, sagte der Russe.
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»Ein öffentliches Bauprojekt?« Rez hob eine Augenbraue.
»Eine Anlage zur Wasserfiltrierung oder so?«
Der Russe hielt den Blick auf das Beil des Riesen gerichtet.
»In Tallin«, sagte er, »wir bauen bald exklusive Super-Einkaufszentrum, reiche Vororte mit Mauern darum, dazu
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