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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Finger in ihre Brüste grub. Tu doch das Früher wieder her, sagt er mit abgewandtem Kopf im Zimmer und dreht den Kopf schnell wieder zu seiner Schwester und sagt: Ich weiß kein Gedicht. Und er denkt: Ich bin der brunzdumme Wastl. Und sie: Bitte, bitte, Wastl. Und er sieht sie verrotten in seinen Armen, sein Schwesterherzl, das früher seinen ganzen Haß aus ihm herausgesogen hat, und zwar so: Sie blies ihm sanft ins Ohr.
    »Was verstehst denn du davon, Drecksau!« schrie er und drückte fester zu. Und Ines wand sich unter seinem Gewicht.
    Da ich ein Knabe war, da ich ein Knabe war, rettet ein Gott mich oft, mich oft, mich oft vom Geschrei und der Rute der Menschen, da spielt, da spielt ich sicher und gut, sicher und gut mit den Blumen des Hains, mit den Blumen des Hains. Und sie: Weiter, Bruderherz, weiter, bitte. Und er: Und die Lüftchen des Himmels spielten mit mir, mit mir und, und wie du das Herz der Pflanzen erfreust, erfreust, wenn sie die zarten, die zarten, wenn sie entgegen dir die zarten Arme strecken, so hast du mein Herz erfreut, Vater Helios und, und wie Endymion, Endymion war ich dein Liebling, heilige Luna, heilige, Luna, o all ihr treuen freundlichen Götter, freundlichen Götter, daß ihr wüßtet, wie euch meine Seele, meine Seele geliebt, zwar damals, zwar, damals rief ich noch nicht euch mit Namen, dich, sagt er. Und Schwester Magdalena in der breiten weißen Tür: Sie müssen jetzt gehen, Herr Flies! Und er: Auch ihr nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen, als kennten sie sich, kennten sie sich, doch kannt ich, kannt ich euch besser, als ich je die Menschen gekannt, ich verstand die Stille des Äthers, der Menschen Worte verstand ich nie, mich, mich erzog der Wohllaut des säuselnden Hains, und lieben, und lieben, und, lieben lernt ich unter. Katalins Stimme: Unter den Bäumen. Und Katalins Stimme von weither in seinen Armen: Im Arme der Götter wuchs ich groß. Und er: Wuchs ich groß. Und Katalin atmet noch, und er legt sie aufs Bett, den leichten, harten Körper.
    »In ihrem Körper hat der Haß gewuchert, weißt du, Ines, der Haß, den sie aus mir herausgesogen hat, früher, der ganze Haß und die Not.«
    »Und die Not«, sagte Ines leise, mit magerem Atem. Und er hörte nicht ihre Stimme, sondern die seiner Schwester. Die wollte er nicht hören. Und Ines: »Fester, bitte!« In dieser Sekunde hätte er aufspringen, zum Auto zurücklaufen und wegfahren müssen, weg aus dem Dorf, zurück in die Stadt, zu seinem Hotel, und dort bleiben.
    »Bitte«, sagte Ines, streckte die Arme nach hinten und klammerte sich an einen Baumstamm.
    »Bitte!« sagte sie und spreizte die Beine. Ihr Rock rutschte höher. Sebastian wollte aufspringen und knöpfte statt dessen sein Hemd auf, schleuderte es ins Dickicht und zog sein schwarzes T-Shirt aus, streifte, ohne aufzustehen, seine Hose ab und griff nach den Socken und riß sich die Unterhose vom Hintern und ihr den Slip herunter und stieß zu.
    »So?« schrie er. »So?«
    »Nicht so laut«, keuchte sie, »bitte! Ja.«
    In der Dunkelheit sah er ihre hellen Brüste. Sie warf den Oberkörper hin und her und flüsterte: »Schlaf mit mir.« Von ihrem Kinn tropfte Speichel. Und er schlief mit ihr und spürte den Schmerz und steckte ihr drei Finger in den Mund und sie biß zu.
    »Hör auf!« schrie er.
    Sie biß fester zu. Mit den Fingernägeln ritzte er ihr Zahnfleisch, und das hielt sie nicht aus. Sie öffnete den Mund, und Flies schlug ihr ins Gesicht und rammte seinen Bauch gegen den ihren. Er bildete sich ein, sein Unterleib sei blutüberströmt, er konnte nichts erkennen, nur ihren weißen Bauch, ihre weiße Haut, ihre weißen Brüste.
    Dann hörte er ihre Stimme. Zuerst begriff er nicht, daß es ihre war, lauschte ins Dunkel der Umgebung.
    »Wastl«, sagte sie mit piepender Stimme. »Wastl, mach weiter, bitte.«
    Und er sah sie an und machte weiter, und sie wehrte sich nicht, das fiel ihm auf, sie wehrte sich immer weniger. Sein Becken vibrierte, als hätte er ein Glied aus Strom, und er drang in sie, tiefer, als er je in eine Frau gedrungen war, und er wollte noch tiefer. Er wollte, daß sie ihn an- flehte aufzuhören.
    Dann riß sie die Augen auf, und er schlug ihren Kopf auf den Boden, und sie öffnete den Mund und stammelte Worte, die er sofort verstand.
    »Töte mich! Töte mich, Wastl, ich bitt dich drum.«
    Er hörte die Stimme, und eine Maschine trieb ihn in sie hinein. Die Bäume und Sträucher und der See wirbelten um ihn herum, und er

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