If you leave – Niemals getrennt
in ein paar Stunden zur Arbeit musst«, betone ich. Sie wirkt nicht gerade besorgt.
»Bis dahin geht’s mir gut«, lallt sie. »Keine Sorge deswegen, ich bin ein großes Mädchen. Was ist dein Problem?«
»Jetzt im Moment würdest du mein Problem gar nicht verstehen«, sage ich. »Aber verlass dich drauf, wir werden später noch darüber reden. Solltest du jemals wieder betrunken nach Hause fahren, dann brauchst du keinen Jared, der grob mit dir umgeht. Dann trete ich dir höchstpersönlich in deinen kleinen Hintern. Schlaf deinen Rausch aus. Wir reden, wenn du wieder klar denken kannst.«
»Meinetwegen«, brummelt sie und wankt über den Flur. »Zeigt bloß, wie wenig du weißt. Jared nervt mich immer noch. Hat die ganze Nacht SMS geschickt. Meinte, er will dir eine Lektion erteilen.« Sie kickt sich einen ihrer Schuhe vom Fuß und wirft den anderen dann frustriert über den Flur.
»Fall nicht über meinen Schuh«, ruft sie noch über die Schulter – wie hilfreich.
Ich folge ihr kopfschüttelnd und bücke mich, um besagten Schuh aufzuheben. Dann werfe ich ihn in ihr Schlafzimmer, gehe zurück unter die Dusche und bin dabei die ganze Zeit wütend, wegen der Dumpfbacke von Ex-Freund meiner Schwester und wegen ihrer Verantwortungslosigkeit. Wenn er ihr schon die ganze Nacht lang Nachrichten schickt, wieso, verdammt, ruft sie dann nicht an und sagt es mir?
Aber im Augenblick hat es keinen Sinn, mit ihr darüber reden zu wollen. Es würde nichts bringen, denn in ein paar Stunden würde sie sich gar nicht mehr an das Gespräch erinnern. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche, etwas zu finden, womit ich mich ablenken kann. Ich putze meine Schuhe, baue die Sprühfallen gegen die Spinnen im Keller auf und mache dann noch mein Auto sauber.
Unglücklicherweise bin ich vier Stunden später immer noch irrsinnig unruhig. Jacey schnarcht in ihrem Schlafzimmer, obwohl ich weiß, dass sie jetzt bald aufstehen muss, wenn sie es bis halb zwölf zur Arbeit schaffen will.
Ich habe ein paar geschäftliche E-Mails beantwortet, mich telefonisch bei Brand gemeldet und war dann noch dreißig Minuten lang weg, um am Strand zu laufen.
Zum Glück bin ich diesmal nicht diesem Schönling begegnet, mit dem Madison gestern Abend beisammen war. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sie an einem wie dem findet. Sie hat doch tatsächlich für ihn Partei ergriffen, als er mich angemotzt hat, weil seine verdammten Hosen nass geworden sind.
Mir fällt einfach kein logischer Grund ein, warum sie diesen Typen mir vorziehen könnte.
Dabei ignoriere ich allerdings sorgfältig den einen Punkt, der besagter Grund sein könnte … der Punkt, von dem ich inständig hoffe, dass er es nicht ist. Vielleicht ist sie total von mir abgetörnt wegen dem, was sie in der Nacht in Chicago gesehen hat. Vielleicht hat sie zu viel gesehen und hält mich jetzt für verrückt. Oder für ein Weichei.
Keines von beiden ist gut, aber das Problem ist, dass ich immer noch keine Ahnung habe, was sie denkt. Sie will mich. Das sehe ich ihr an. Aber gleichzeitig ist sie total distanziert.
Ich schüttle den Kopf.
Ich muss aufhören, Frauen verstehen zu wollen, denn die ergeben einfach keinen verdammten Sinn. Ganz bestimmt werde ich nicht hier sitzen und mich darüber ärgern, aber ich habe nichts mehr zu tun. Also mache ich das Einzige, das für mich Sinn ergibt.
Ich gehe und suche mir ein Fitnessstudio. Gewichte stemmen verbrennt immer überschüssige Energie. Außerdem kann ich nicht mit Trainieren aufhören, nur weil ich nicht mehr in der Army bin.
Ich brauche nicht lange, um das Fitnessstudio zu finden, da Angel Bay nur eines hat. Nicht wirklich überraschend in einer so kleinen Stadt. Tatsächlich bin ich eher überrascht, dass es überhaupt eines gibt.
Nur ein paar Minuten später bin ich als Mitglied registriert und unterwegs zu dem Raum mit den Gewichten. Das Studio ist alte Schule, nichts Ausgefallenes. Die Wände sind weiß gestrichen und mit inspirierenden Postern behängt.
Ohne Fleiß kein Preis.
Wer nicht schießt, der trifft auch nicht.
Geht nicht, gibt’s nicht.
Beenden kann man nur, was man auch angefangen hat
.
Alles richtig, alles Klischee.
Aber egal. Klischee hin oder her, an einem Ort wie diesem fühle ich mich wohl. Es gibt weder eine Kaffeebar noch einen Loungebereich oder aufgetakelte Frauen. Das hier ist ein Studio für Leute, die wirklich trainieren wollen. Diese Schicki-Micki-Dinger in der Stadt wecken in mir immer
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