If you leave – Niemals getrennt
will«, sage ich. »Schon seit ich ein Kind war.«
»Warum hast du dann so jung aufgehört?«, fragt Pax neugierig.
Das ist eine Frage, an die ich gewöhnt sein sollte, weil jeder sie stellt. Ich sollte eine vorgefertigte Antwort parat haben, aber ich habe keine. Daher ist es jedes Mal, wenn einer fragt, wie ein Schlag in den Magen für mich, und ich taumle eine Sekunde lang und versuche zu entscheiden, was ich sagen soll.
»Den Leuten ist nicht klar, wie es wirklich ist, dort drüben«, antworte ich. »Es ist verdammt brutal. Mit brutal kann ich umgehen, aber in einer Nacht wurde die Scheiße echt übel, und ein guter Freund von mir hat dabei sein Leben verloren. Brand und ich kamen lebend raus, aber es hat uns total fertiggemacht.«
»O Mann.« Pax sieht mich ernst und ein wenig unbehaglich an. »Tut mir leid. Das wusste ich nicht. Ich habe einen Mordsrespekt vor dem, was du als Ranger gemacht hast. Mir ist klar, dass du wahrscheinlich nicht darüber reden willst, und Gott weiß, dass ich total ungern über übles Zeug rede, aber ich bin immer für ein Bier zu haben, falls du willst.«
Ich grinse und schlucke. »Danke. Ich rede auch nicht gern über übles Zeug. Ich meine, was, zum Teufel, ist der Punkt dabei? Die Leute können das nicht verstehen, wenn sie nicht selbst so was durchgemacht haben.«
Pax sieht mich wieder an und starrt dann hinunter auf seine Hand. Auf seinem Daumen ist eine gezackte, x-förmige Narbe, und ich starre sie auch an und frage mich, welche Bedeutung sie wohl hat.
»Du wärst überrascht, was Leute so alles verstehen.«
Er nimmt noch einen Schluck von seinem Bier und schaut dann zufrieden zur Tür.
»Sieh mal an, wer da kommt.«
Ich schaue hoch und sehe Jared in die Bar stolzieren. Seine Klamotten sind verschwitzt und schmutzig; er hat offensichtlich gerade Mittagspause.
Er bestellt und marschiert dann zur Toilette. Pax deutet mit dem Kopf in die Richtung und steht auf.
»Ich stehe Wache an der Tür«, sagt er leise. »Es sei denn, du brauchst mich?«
Ich schmunzle. »Nein, ich hab’s im Griff.«
Ich folge Pax zur Toilette. Dort bleibt er an der Seite stehen und lässt mich vorbei. Der Barkeeper begegnet kurz meinem Blick, schaut dann aber wieder weg. Er wird sich nicht einmischen.
Ein beinahe euphorisches Gefühl überkommt mich, als ich die Toilette betrete und mich umsehe. Der Adrenalinschub, der in dem Augenblick durch meinen Körper geht, ist ein alter, willkommener Freund. So habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich die Rangers verlassen habe.
Ich warte geduldig hinter dem Idioten, während er am Urinal steht und sich danach die Hände wäscht. Als er sich dann am Waschbecken umdreht, packe ich ihn am Genick und ramme ihn gegen die Toilettenkabine.
»Was soll das?«, bringt er noch heraus. In seinem Gesicht steht Überraschung. Und Furcht. Gut, denn er
sollte
mich fürchten.
Auf seine Frage hin drücke ich meine Finger noch fester gegen seine Kehle, so fest, dass er nicht mehr sprechen und ich die Knorpelringe in seiner Luftröhre fühlen kann. Er versucht krampfhaft zu schlucken, und ich lächle.
»Hör auf zu quatschen«, sage ich, »und hör zu. Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst meine Schwester in Ruhe lassen? Wenn du sie noch weiter belästigst, dann
werde
ich dich fertigmachen. Sollte ich dich erwischen, wie du bei ihrem Haus herumlungerst, in unserer Straße parkst oder dich irgendwo innerhalb einer Meile um sie herum aufhältst, reiße ich dir die Wirbelsäule raus und stopfe sie dir in den Mund, jeden Knochen einzeln. Du musst zu dämlich sein, um mich zu verstehen, denn ich habe es dir schon mal gesagt. Das ist jetzt das zweite Mal. Ein drittes Mal sage ich es dir nicht mehr. Ich kann Blödmänner nicht leiden. Und Blödmänner, die auf meine Schwester losgehen, kann ich ganz besonders nicht leiden.«
Ich jage ihm mein Knie in den Unterleib, und er ächzt, während seine Blicke förmlich Dolche auf mich abschießen.
»Ich mache keine Witze. Lass sie in Ruhe. Kapiert?«
Er nickt, und ich lasse ihn los. Sofort reibt er sich den Hals und sieht mich wieder finster an.
»Deine Schwester ist eine verlogene Schlampe«, knurrt er. »Ich habe sie seit dem Abend nicht mehr gesehen.«
Ohne zu zögern, knalle ich sein Gesicht gegen den Rand des Waschbeckens. Als ich seinen Kopf an den Haaren zurückreiße, quillt klebriger roter Speichel aus seinem Mund.
»Du bist ein verdammter Scheißkerl«, keucht er und spuckt einen blutigen Zahn aus.
Ich
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