If you leave – Niemals getrennt
Spiel
.
Jetzt wird sie ernst und dreht sich um, so dass sie mir von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzt.
»Was ich zugeben will, ist, dass ich schon seit dieser ersten Nacht wegen einer Sache neugierig bin.«
»Ach?« Ich ziehe fragend die Augenbraue hoch und ignoriere die Beklemmung und die Tatsache, dass mein Herz anfängt zu hämmern. Jetzt kommt’s. Jetzt erfahre ich, was sie weiß. Was sie
gesehen
hat. Und ihrem beunruhigten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat sie nichts Gutes gesehen.
Madison sieht tatsächlich nervös aus, aber sie hebt das Kinn und sieht mir in die Augen.
»Ich versuche schon die ganze Zeit, es zu verstehen, und es macht mich ganz verrückt, denn alles, was ich seitdem von dir gesehen habe, passt einfach nicht dazu. Du hast total die Fassung verloren, Gabriel. Was ist passiert?«
O Scheiße.
Du hast total die Fassung verloren, Gabriel
.
Ich ziehe ruckartig meine Hand zurück und versuche, so zu tun, als sei ich normal. Als sei das keine große Sache gewesen. Es schnürt mir die Luft ab, denn es passt mir überhaupt nicht, dass sie mich so gesehen hat. Es gibt mir das Gefühl, ein Schwächling zu sein. Aber das bin ich nicht. Und es
ist
eine große Sache.
Sie sieht mich unbewegt an und wartet auf eine Antwort.
Willst du spielen? Ja oder nein?
Ich schüttle den Kopf.
Nur, wenn ich die Oberhand habe
.
Also versuche ich abzulenken, indem ich vage bleibe.
»Das ist eine lange Geschichte. Sagen wir einfach, jeder hat seine Dämonen, und meine haben noch nicht begriffen, wer hier der Boss ist.«
Madison sieht mich noch einen Augenblick an, bevor sie darauf antwortet. Ihr Tonfall ist sanft, beinahe mitfühlend und lässt mich zusammenzucken. Ich will ihr verdammtes Mitgefühl nicht.
Herr im Himmel.
»Nun, das ist nicht wirklich die Erklärung, auf die ich gehofft hatte, aber egal. Vielleicht erzählst du es mir eines Tages. Und wenn es eine Sache gibt, die ich von Pax gelernt habe, dann, dass jeder Dämonen hat. Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass du deinen Dämonen in den Hintern treten kannst.«
Sie schenkt mir noch ein mitfühlendes Lächeln, und ich halte das nicht mehr aus. Ich hasse es, dass sie denkt, ich brauche ihr Mitleid. Also tue ich das, was ich am besten kann. Ich lenke ab, indem ich Arschloch spiele.
»Freut mich, dass du so verständnisvoll bist«, sage ich. »Vielleicht gibst du mir ja eine zweite Chance.«
Sie hebt eine Augenbraue. »Eine zweite Chance? Für was?«
Ich grinse. »Um dir mein Schlafzimmer zu zeigen.«
Mein frecher Spruch hat nicht die Wirkung, die ich erwartet hatte. Sexuelle Spannung lodert wie ein Feuer zwischen uns auf, und als Madison erneut lacht, klingt es aufrichtig und sexy.
Sie beugt sich zu mir herüber, legt eine Hand auf
meinen
Oberschenkel und lässt ihre Finger ein ganz klein wenig nach oben wandern, während sie mir ins Ohr flüstert: »Ich habe dein Schlafzimmer doch schon gesehen. Wie, glaubst du denn, bist du in der Nacht nach Hause gekommen?«
Verdammt
. Ich kann nicht atmen, als ich in ihre blauen Augen starre.
»Habe ich dir weh getan?«, frage ich schnell, noch bevor ich darüber nachdenken kann, was ich sage. Alles, woran ich denken kann, ist das Loch, das ich am nächsten Morgen in meiner Wand vorgefunden habe.
Maddys Kopf geht ruckartig hoch, und ihre blauen Augen weiten sich.
»Nein, natürlich nicht«, antwortet sie überrascht. »Du warst nur neben der Spur. Anscheinend hattest du ein kleines Problem mit deiner Wand. Irgendwie hat sie dich wohl verärgert, und du hast auf sie eingeprügelt. Aber mir hast du kein Haar gekrümmt. Wieso?«
Ich entspanne mich, und meine Schultern sinken wieder dahin, wo sie hingehören.
Gott sei Dank
.
»Ich habe das nicht so gemeint, wie es sich angehört hat.« Ich versuche, meine Erleichterung zu tarnen. »Ich meinte, in dem Taxi, als ich auf dich gefallen bin …«
Meine unbeholfenen Versuche werden durch die Rückkehr von Pax und Mila unterbrochen.
Gott, ich danke dir.
Madison lächelt ihrer Schwester zu und bewegt sich beinahe unmerklich von mir weg.
Der Moment zwischen uns ist vorbei, aber ich habe mehr Fragen, als ich bewältigen kann. Hat sie mich ins Bett gesteckt? Was habe ich zu ihr gesagt? Ich habe die ganze Zeit versucht, so zu tun, als würde es keine Rolle spielen. Ich habe versucht,
mir
einzureden, dass es keine Rolle spielt.
Aber es spielt eine Rolle.
Was habe ich getan?
Ich habe, verdammt noch mal, keine Ahnung.
Sie sieht mich belustigt an. Meine
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