If you leave – Niemals getrennt
dir gefällt?«, fragt sie leise. Ich grinse zurück.
»Mir ist nur gerade der Unterschied zwischen dir und deiner Schwester aufgefallen. Ihr seht euch nicht sehr ähnlich. Mila ist kleiner und dunkel vom Typ, und du bist groß und blass.«
Daraufhin röten sich Madisons Wangen, und mir wird klar, dass ich nicht sehr taktvoll war. Vielleicht fühlt sie sich unsicher, weil sie größer ist als ihre Schwester. Frauen sind eigenartig, wenn es um solche Dinge geht. Aber ganz ehrlich, sie ist größer. Aber nicht dicker. Sie ist gertenschlank wie ein Model.
»Nichts für ungut«, sage ich. »War nur eine Beobachtung.«
»Schon okay«, lügt sie. Ich weiß, dass sie lügt, weil ihre Wangen immer noch rot sind. Tatsächlich ist sie inzwischen rot bis ins Dekolleté.
Aber da bimmeln die Türglöckchen zu meiner Rettung, als Pax wieder hereinkommt und Milas Schlüssel bringt.
»Alles erledigt«, sagt er. »Gut, dass ich einen Ersatzschlüssel habe. Du bist startklar, meine Schwangerschaftsdemente.«
Sie schüttelt den Kopf, dankt ihm aber. »Da wäre noch eine Sache, bevor ihr geht«, meint sie. »Könntest du mir noch ein paar Kisten hinten umstellen? Ich habe heute früh eine Lieferung bekommen.«
Pax starrt sie überrascht an. »Grundgütiger. Haben meine Vorträge sich letztendlich doch noch ausgezahlt? Danke sehr, dass du sie ausnahmsweise mal nicht selbst zu schleppen versuchst.«
Mila lächelt sanft, aber auf dem Weg nach hinten dreht sie sich noch mal um, formt das Wort
überfürsorglich
mit den Lippen und deutet dabei auf Pax’ Rücken. Madison grinst.
»Er ist
wirklich
überfürsorglich«, sagt sie, als die beiden in einem Hinterzimmer verschwinden. »Aber es ist süß. Als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin, hätte ich nie gedacht, dass Pax das Zeug dazu hat. Er ist wie ausgewechselt. Seine Kindheit war ziemlich beschissen, aber er wird ein großartiger Vater sein. Da wir gerade von ihm reden, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ihr beide befreundet seid.«
»Wir sind uns heute Morgen im Fitnessstudio begegnet. Und dann hatten wir beim Mittagessen noch einen kleinen Zusammenstoß mit Jared. Pax hat mir noch mal den Rücken gedeckt, und das weiß ich zu schätzen. Er ist jemand, auf den man sich verlassen kann«, antworte ich. »Ich hätte ihn fragen sollen, ob er gedient hat. Er kommt mir wie der Typ dafür vor.«
Daraufhin verschluckt sich Madison förmlich. »Gedient? So wie beim
Militär?
Ähm, nein. Pax war früher mal ziemlich kaputt. Militär war nichts, was ihn gereizt hätte.«
Ich sehe sie an. »Kaputt?«
Madison starrt mich beunruhigt an, und ihre blauen Augen wirken sehr dunkel.
»Yep. Als er sieben Jahre alt war, wurde seine Mutter vor seinen Augen getötet. Das hat ihn ganz schön fertiggemacht. Er konnte sich jahrelang nicht einmal genau erinnern, was passiert war, so schlimm war es. Ich dachte, ihm sei nicht mehr zu helfen, aber Mila hat nicht aufgegeben. Sie kann das Gute in den Menschen besser erkennen als ich. Und sie hatte recht. Pax hat es doch ganz gut durchgestanden. Letzten Endes.«
Ich starre sie entsetzt an. Seine eigene Mutter vor seinen Augen getötet? Und ich dachte,
ich
hätte schon genug Scheiße erlebt.
»O verdammt«, sage ich, »das ist furchtbar. Die Narbe an seiner Hand … hat die was damit zu tun?«
Madison nickt. »Ja.« Sie sieht auf einmal aus, als fühle sie sich unbehaglich. »Tut mir leid. Das ist etwas, was er selbst erzählen muss. Ich denke nicht, dass ich darüber reden sollte.«
Ich nicke langsam. »Das ist schon in Ordnung. Vielleicht redet er bei einem Bier mal darüber.«
Madison sieht tatsächlich schuldbewusst aus, als sie sich in einen roten Sessel kuschelt. »Könnte sein, und wenn ja, dann ist es nur gut für ihn. Er hat eine Therapie gemacht, letztes Jahr, als seine Erinnerungen wieder hochkamen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass man nicht oft genug über Dinge reden kann. Je öfter, desto besser.«
Ich setze mich in den Sessel neben ihr und zucke zusammen, als sie das sagt, weil ich da ganz anderer Meinung bin. Ich sehe keinen Sinn darin, über Scheiße zu reden. Die Leute können nicht wiedergutmachen, was einem passiert ist.
»Lass uns über etwas anderes reden«, schlage ich vor. »Wie geht’s denn deinem Freund? Hat er seine Schönlingshosen wieder sauber bekommen?«
Sie sieht mich würdevoll an, aber ihr Mundwinkel zuckt wieder, und ich frage mich, wieso. Ist sie froh darüber, dass ich nach dem Typen gefragt habe? Ist das
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