If you leave – Niemals getrennt
getan?
Das Summen des Telefons unterbricht meine Gedanken, und ich greife in die Tasche meines Kapuzenpullis und beuge mich nach vorn, um zu Atem zu kommen, während ich die SMS lese.
Habe einen freien Vormittag. Lust auf Frühstück?
Ethan.
Ich verspüre einen Stich von Schuldgefühl. Ich habe diese Woche schon ein paar seiner Textnachrichten gar nicht oder nur ganz knapp beantwortet. Ich kann sie nicht weiter ignorieren; es ist unhöflich, und das hat er nicht verdient. Ich sollte ihm zumindest persönlich sagen, dass wir nicht weiter miteinander ausgehen können. Oder vielleicht liege ich ja komplett daneben. Vielleicht sollte ich es noch einmal mit einem Date mit ihm versuchen.
Klar. Bin joggen, werde mich umziehen und kurz duschen
, antworte ich. Die Antwort kommt postwendend.
Perfekt. Hole dich ab in 30 Minuten.
Ich laufe nach Hause, dusche rasch und ziehe mich an. Pünktlich nach dreißig Minuten ist Ethan da und holt mich ab. Heute Morgen sieht er wie ein Model aus dem
GQ
-Männermagazin aus, in khakifarbenen Shorts, geknöpftem Hemd und einen 100-Watt-Grinsen.
»Morgen, meine Schöne«, begrüßt er mich, als ich die Tür öffne. »Ich dachte mir, wir könnten in das kleine Café am Strand in Oval Cove gehen. Klingt das gut?«
»Tatsächlich ja«, gebe ich zu und schnappe mir meine Tasche. »Da war ich schon eine Ewigkeit nicht mehr.«
»Ich muss vorher noch tanken«, meint Ethan, während wir zu seinem Auto laufen. »Aber dann kann’s losgehen.«
Ich muss lächeln. Ja, er ist Durchschnitt. Er ist nichtssagend, sogar langweilig. Aber ich kenne ihn. Und er kennt mich. Vertrautheit hat definitiv etwas Angenehmes an sich.
Und er würde nie irgendwelche Blödmannspielchen abziehen und mich absichtlich verletzen. Das weiß ich.
Vielleicht sollte ich ihn doch nicht so schnell abschreiben.
Wir plaudern, während Ethan zu einer Tankstelle fährt. Nichtssagender Small Talk, aber sicheres Terrain.
Wie viele Babys hast du diese Woche auf die Welt geholt? Vier? Ist ja unglaublich. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass du Arzt bist.
Er lacht, und ich lache, und zwischen uns herrscht absolut keine Spannung.
Aber noch gebe ich nicht auf.
Vielleicht könnten wir eines dieser Paare sein, bei denen die Liebe langsam wächst. Und wen interessiert schon die Chemie? Es gibt Menschen auf der Welt, die in arrangierten Ehen leben. Die haben es wesentlich schlimmer erwischt als das hier.
Ethan biegt in die Tankstelle ein, und ich sinniere darüber, ob arrangierte Ehen tatsächlich immer noch ein Thema sind.
Und dann meldet sich meine Blase, die offenbar die Größe einer Erdnuss besitzt. Es ist eklig, ein Tankstellenklo zu benutzen, aber ein Mädchen muss tun, was ein Mädchen tun muss. Gott sei Dank finde ich die Toilette in überraschend sauberem Zustand vor. Trotzdem pinkle ich, ohne die Toilette zu berühren, nur für alle Fälle.
Auf dem Weg hinaus bleibe ich an der Tür stehen und starre durch das Glas nach draußen.
Jared Markson steht an der Zapfsäule neben Ethan und tankt gerade seinen Arbeitstruck auf.
Ugh
. Nach neulich Abend ist er der letzte Mensch, dem ich begegnen will.
Ich starre auf sein eckiges Kinn und schüttle den Kopf. Er wirkt schon schmutzig, noch bevor sein Arbeitstag überhaupt angefangen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, was Jacey je an diesem Kerl finden konnte. Er war schon damals auf der Highschool ein Idiot. Manche Dinge ändern sich nie.
Mit einem Seufzer schaue ich hinüber zu Ethan. Er tankt seinen BMW auf, ohne Jared zu bemerken, telefoniert dabei und schaut auf seine Uhr.
Manche Dinge ändern sich definitiv nie.
Ethan ist routiniert und effizient. Perfekte Qualitäten für einen Arzt, aber wahrscheinlich nicht die besten Qualitäten im Bett.
In meinem Kopf taucht die Erinnerung an Gabriel auf, wie er seine Finger in mich eingetaucht und sie dann abgeleckt hat. Ach du meine Güte. Meine Wangen gehen in Flammen auf.
Wo kam das denn jetzt her?
Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, stoße die Tür auf und marschiere auf Ethans Auto zu, doch natürlich erspäht mich Jared und dreht sich um. Seine Oberlippe ist aufgeplatzt und verschorft, aber das hält ihn nicht davon ab, anzüglich zu grinsen und dabei seine von Kautabak verfärbten Zähne zu entblößen, von denen einer fehlt.
Ekelhaft.
»Madison«, ruft er, »du kannst deiner Schlampe von Freundin sagen, sie soll aufhören, Lügen über mich zu erzählen.«
Was soll das denn jetzt? Ich
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