If you leave – Niemals getrennt
Verwirrung gefällt ihr. Ihr gefällt der Gedanke, sie hätte die Oberhand.
Dieses Spielchen gefällt ihr
.
Was auch immer sie in jener Nacht gesehen hat, sie glaubt, es verschaffe ihr einen Vorteil. Sie glaubt, sie sei die Katze in unserem Katz-und-Maus-Spiel.
Scheiße.
Ich wende mich an Pax. »Hey, Kumpel. Fertig so weit? Ich habe heute Abend noch eine Verabredung und sollte allmählich gehen.«
Ich drehe mich um, um Madison anzugrinsen, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht wirkt wie eine kalte Dusche auf mich. Nur eine Sekunde lang, bevor ihre Miene wieder verschlossen wird, sieht sie niedergeschmettert aus, und ich hasse es, dass ich das verursacht habe. Ich wollte nur wieder die Oberhand gewinnen. Ich hatte nicht die Absicht, sie wirklich zu verletzen.
Bevor ich hinzufügen kann, dass es eine Verabredung mit meinem Freund Brand ist, dreht Madison mir ablehnend den Rücken zu und stellt Mila demonstrativ eine Frage über ein Kunstwerk an der Wand.
Ich seufze und folge Pax zur Tür.
Manchmal ist es nicht so witzig, die Katze zu sein.
Kapitel 9
Madison
O mein Gott. So. Ein. Verdammter. Idiot.
Meine Gedanken formen sich im gleichen Rhythmus zu meinen Schritten, während meine Füße über den festgetretenen Sand des Strandes stapfen. Die ganze Nacht habe ich mich schlaflos im Bett gewälzt wegen dieses selbstgefälligen Mistkerls, und jetzt bin ich hier draußen, um sieben Uhr morgens, und jogge. Das bin so gar nicht ich. Ich gehe nicht joggen. Ich verspüre keinen Drang, Nervosität oder Frust abzubauen.
Überhaupt nicht.
Und doch bin ich hier. Weil ich dieses freche Grinsen nicht aus meinem Kopf kriege oder die beiläufige Art, mit der er mir erst erzählt, dass ich auf ihn stünde, und sich dann umdreht und ganz nebenbei erwähnt, dass er eine Verabredung habe. Als ob es mich interessieren würde, mit wem er ausgeht oder mit wem er vögelt.
Und er war so überrascht darüber, dass ich ihn damals nach Hause gebracht habe. Was, zum Teufel, dachte er denn, wie er nach Hause gekommen ist? Erinnert er sich denn echt an gar nichts mehr? Ist das der Grund, warum er kein Wort darüber verloren hat?
Wenn das der Fall ist, was, zum Teufel, stimmt dann nicht mit ihm?
Habe ich dir weh getan?
Merkwürdige Frage. Seine hastige Erklärung darauf hatte weder Hand noch Fuß, denn über den Taxiunfall hatten wir noch gar nicht geredet. Es ging darum, dass ich in seinem Schlafzimmer war.
Habe ich dir weh getan?
Habe ich dir weh getan?
Die Frage kam so unvermittelt und besorgt, und ich kriege sie nicht aus meinem Kopf.
Mit harten Schritten stampfe ich über den Boden, ein Fuß vor den anderen. Die kühle Frühlingsluft brennt mir in der Kehle, als ich tief einatme. Aber gleichzeitig genieße ich das Unbehagen. Es lenkt mich von dem Gefühl des Zorns ab, das mich durchdringt. Ich hasse es, dass er mich derart beschäftigt. Ich hasse es, dass mir etwas derart nahegeht.
Denn es interessiert mich eben doch, mit wem er ausgeht. Und mit wem er vögelt. Ich weiß nicht, wieso; ich weiß nur, dass es so ist.
Scheiße.
Die Sonne ist wunderschön um diese Tageszeit, und egal, ob ich sauer bin oder nicht, ich muss sie einfach bewundern. Der See ist heute Morgen ruhig, friedlich und still. Nicht ein Windhauch bewegt das Gras auf den Dünen. Es ist, als würde Gott mir eine Pause gönnen, damit ich meine Gedanken sammeln kann.
Das Problem ist, dass ich aus meinen Gedanken nicht schlau werde. Ich kapiere nicht, wieso ich mich zu einem Kerl hingezogen fühle, dessen Ego größer ist als der Staat Michigan, und der offensichtlich tonnenweise persönlichen Ballast mit sich herumschleppt.
Jeder schleppt Ballast mit sich herum
, meldet sich da meine innere Stimme.
Du doch auch
.
Pfeif drauf. Mein persönlicher Ballast kommt an seinen gar nicht heran. Meine Eltern sind gestorben. Ende der Geschichte. Okay, vielleicht habe ich ein gewisses Vertrauensproblem wegen der Art ihrer Beziehung. Aber wer hätte das nicht an meiner Stelle? Na ja, vielleicht nicht Mila. Aber das liegt nur daran, dass sie nicht so viel mitbekommen hat wie ich. Ich habe sie immer abgeschirmt.
Im Ernst. Es ist kein Wunder, dass ich ein Versager bin, was Beziehungen angeht.
Aber meine Probleme stehen in keinem Verhältnis zu denen von Gabriel. Ich weiß nicht genau, womit er es zu tun hat, aber es ist weit schlimmer als alles, womit ich je zu kämpfen hatte. Das kann ich in seinen Augen sehen. Und dann ist da natürlich noch diese Frage.
Habe ich dir weh
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