If you leave – Niemals getrennt
Parkplatz.
Gabriel steht reglos da und sieht zu, wie er wegfährt. Dann dreht er sich zu mir um.
»Alles okay bei dir?«, fragt er leise, und seine dunklen Augen mustern mich auf der Suche nach Verletzungen. Ich nicke und registriere dabei, dass Gabriel Sportklamotten trägt und sein T-Shirt sich an seine breite Brust schmiegt und sein kräftiges Sixpack bedeckt. Ich schlucke.
Plötzlich kommt es mir nicht mehr wie ein Spiel vor. Gabriel ist ernst und besorgt, stark und tödlich.
Und ich will ihn.
Ich will ihn.
Ich will ihn.
Ich schlucke noch mal und senke den Blick, bevor er die Wahrheit sehen kann.
»Mir geht es gut. Jared ist einfach nur ein Mistkerl. Er hatte schon immer ein Problem mit seiner Selbstbeherrschung.«
»Maddy!«, ruft Ethan und kommt näher – jetzt, wo keine Gefahr mehr besteht. »Bist du in Ordnung?«
Jedenfalls nicht dank dir
, denke ich, in jeder Hinsicht zutiefst enttäuscht von ihm. Seine Schönlingsklamotten, seine oberflächliche Persönlichkeit, und wie er einfach nur dastehen und zusehen kann, wie Jared mich belästigt.
Ich hasse Gewalt, und ich hasse Schlägertypen, aber für jemanden einzutreten, der kleiner oder schwächer ist, das ist etwas vollkommen anderes.
Und Ethan hat das nicht getan.
Verbitterung steigt in mir hoch. Mal im Ernst. Er war höchstens zehn Meter entfernt. Er hätte zu Hilfe kommen können, aber er hat es nicht getan. Was für eine Art Mann verhält sich so?
»Mir geht es gut.« Ich seufze und kämpfe gegen den Drang an, ihm zu sagen, was für ein Weichei er ist. »Gabriel hat eingegriffen.«
Ich drehe mich abrupt um und verbanne Ethan aus meinem Sichtfeld. Das mag unhöflich sein, aber ich bin sauer.
Im Moment ist Gabriel alles, was ich sehen will. Ich will die Tatsache genießen, dass er für mich eingetreten ist. Er ist mir zu Hilfe gekommen, obwohl er es nicht hätte tun müssen.
Das hat noch nie jemand für mich getan.
»Danke«, sage ich einfach, »du hättest das nicht tun müssen.«
»Nicht?«, fragt er zweifelnd. »Ich sehe mir so was nicht an, ohne dazwischenzugehen. Du hast dich wie ein Champ geschlagen, aber sobald er dich angefasst hat, hieß es
game over
.«
Ich nicke und fühle mich plötzlich ein wenig sprachlos.
Gabriel ist Nacht und Ethan ist Tag. Und urplötzlich sehe ich die Schönheit darin.
Okay, Ethan ist Arzt und darin ausgebildet, Leben zu retten. Aber er hat nicht das Zeug dazu, jemandem Paroli zu bieten, wenn nötig. Und obwohl ich das wahrscheinlich an ihm respektieren sollte, da ich Gewalt hasse, kann ich es einfach nicht. Ich brauche jemanden, der auf diesem schmalen Grat wandeln kann – jemand, der kein Schläger ist, der nicht zu Gewalt neigt, aber in der Lage ist, alle Wut der Hölle zu entfesseln, wenn er jemanden schützen muss.
Jemand wie Gabriel.
Gabriel ist darin ausgebildet, Menschen um jeden Preis zu schützen, selbst wenn der Preis dafür sein eigenes Leben ist. Er ist kein gewaltbereiter Schläger.
Er ist ein Beschützer.
Und obwohl ich das schon früher hätte erkennen müssen, trifft mich diese Erkenntnis aus irgendeinem Grund frontal wie ein Schlag und macht mich sprachlos. Bei dem Gedanken, dass ich einen Beschützer brauche, fühle ich mich schwach. Aber bei dem Gedanken, dass ich gerade einen Beschützer hatte, fühle ich mich stark.
Unbesiegbar.
Ich koste das Gefühl eine Minute lang aus, bevor ich es abschüttle. So jemanden zu brauchen, das macht einen schwach. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass jemand anders für einen da ist. Verlassen kann man sich nur auf sich selbst.
Auf mich selbst
.
Ethan kommt noch näher, und ich schiebe meinen Ärger über ihn beiseite. Jetzt ist nicht der richtige Augenblick dafür. Ich weiß nicht, wieso ich auch nur einen Moment lang glauben konnte, dass es mit uns beiden funktionieren würde.
»Maddy, es tut mir sehr leid«, sagt er zögernd und schaut zwischen mir und Gabriel hin und her. Ich kann sehen, dass er sich neben Gabriel sehr unwohl fühlt, aber er spricht es nicht an. »Aber ich muss los. Ich habe eine Patientin mit vollständig geöffnetem Muttermund, kurz vor der Geburt. Können wir das mit dem Frühstück auf ein anderes Mal verschieben?«
Ich nicke schnell, beinahe erleichtert. Fast fühle ich mich schuldig, weil ich so sauer bin, dass er mir nicht zu Hilfe gekommen ist, aber nur fast. Er stand da drüben und hat nur zugesehen, sogar noch, nachdem er sein Telefonat beendet hatte. Er hätte definitiv etwas tun können.
Hat er aber
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