If you leave – Niemals getrennt
ich die Treppe wieder herabgerannt komme, legt sie gerade auf. Ihr blasses Gesicht ist düster.
»Was haben sie gesagt?«, frage ich ängstlich und gebe ihr die Sachen.
»Dass wir sofort hinkommen sollen.«
Mila zieht scharf die Luft ein, und ich greife nach ihr. »Bist du okay?«
»Ich weiß nicht«, sagt sie leise, während sie sich anzieht. »Die Krämpfe sind noch schlimmer geworden. Ganz plötzlich.«
Sogar ich weiß, dass das nicht normal ist. Schwangere Frauen sollten keine Krämpfe haben. Und ganz definitiv sollte kein Blut im Spiel sein.
Inzwischen bin ich mehr als panisch und habe keine Ahnung, was ich tun soll. Jetzt weiß ich auch, wie Pax sich fühlt, denn wenn ich sie zum Auto hinaustragen könnte, dann würde ich es tun.
Pax
.
»Ich sollte Pax anrufen«, sage ich schnell zu Mila, voller Erleichterung. Pax wird wissen, was zu tun ist.
Aber Mila schüttelt sofort den Kopf.
»Vielleicht ist es gar nichts«, sagt sie rasch. »Lass uns damit warten, bis wir mehr wissen. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht.«
Aber ihr Gesicht verrät sie.
Sie hat furchtbare Angst, und sie glaubt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Ich schlucke und verfrachte sie auf den Beifahrersitz meines Autos, und dann breche ich praktisch sämtliche Geschwindigkeitsrekorde über Land, um sie zum Arzt zu schaffen. Als ich ihr aus dem Auto helfe, sehe ich das Blut auf dem Sitz.
Scheiße.
Es gereicht der Ärztin zur Ehre, dass sie sich Mila sofort und ohne jede Wartezeit ansieht. Ich helfe Mila in den schrecklichen Papierkittel und halte dann ihre Hand, während die Ärztin ein Ultraschallbild macht.
»Hm«, meint Dr. Hall, während sie mit dem Ultraschallstift den Bauch meiner Schwester untersucht. »Hm.«
»Was ist?«, fragt Mila beklommen. Ihre grünen Augen sind ängstlich aufgerissen. »Sehen Sie irgendwas? Ist da noch ein Herzschlag?«
Die Ärztin sieht Mila an. »Ja, ein Herzschlag ist da«, versichert sie ihr. »Und er ist kräftig. Doch was ich sehe, gibt Grund zur Sorge.«
»O Gott«, haucht Mila. »Was ist los?« Ihre Hand hält meine noch etwas fester umklammert.
Die Ärztin starrt auf den Computerbildschirm und deutet dann auf eine runde, dunkle Masse, direkt neben dem Fötus. »Sehen Sie den Bereich dort? Den schwarzen Bereich?« Mila und ich nicken.
»Das nennt man subchorionische Blutung. Einfach gesagt, es handelt sich um eine Blutansammlung, die sich zwischen der Plazenta und Ihrer Gebärmutterwand bildet. Manchmal geschieht das als Folge einer ernsthaften Verletzung, aber in den meisten Fällen passiert es einfach so. Die Gründe dafür kennen wir nicht.«
»Was bedeutet das?«, flüstert Mila. »Wird es dem Baby schaden?«
Das Gesicht der Ärztin ist ernst. »Es bedeutet, dass sich, falls die Blutansammlung größer wird, Ihre Plazenta von der Gebärmutter ablösen könnte. Das nennt man vorzeitige Plazentaablösung, und die könnte tödlich für Ihr Baby und lebensbedrohlich für Sie werden.«
»O mein Gott.« Unwillkürlich schnappe ich nach Luft, noch bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann. Mila schluckt schwer.
»Was können wir dagegen tun?«
»Nun, wenn die Blutansammlung nur klein wäre, würde ich mir keine großen Sorgen machen. Aber sie ist schon recht umfangreich. Wir müssen sie also stabil halten und dafür sorgen, dass sie nicht größer wird. Das geht am besten, indem wir Sie von den Füßen holen. Sie werden absolute Bettruhe halten müssen und nur aufstehen dürfen, um zur Toilette zu gehen. Kein Sex, kein Herumlaufen und Bewegung nur in eingeschränktem Maße.«
Die Ärztin hält inne.
»Wie sieht die Prognose aus?«, frage ich.
»Gute Frage. Von der Größe dieser Blutung her zu urteilen, würde ich sagen, dass Mila eine Wahrscheinlichkeit von fünfzig bis sechzig Prozent auf vorzeitige Wehen hat. Das wirkliche Risiko in dieser Situation ist jedoch die Blutung. Sie entsteht so plötzlich, dass sie nur schwer zu kontrollieren ist, und das macht das Ganze so gefährlich. Also, Mila, ich überweise Sie über Nacht ins Krankenhaus, damit ich Ihnen Flüssigkeit verabreichen kann. Sie sind dehydriert. Und danach absolute Bettruhe zu Hause, und wir hoffen auf das Beste.«
Mila nickt; der Schock zeichnet sich auf ihrem blassen Gesicht ab.
Ich merke, dass ihre Hand, die ich mit meinen Fingern umklammert halte, noch kälter geworden ist.
»Mach dir keine Sorgen«, sage ich ihr. »Es wird gut, Mila. Alles wird gut.«
Dabei sehe ich die Ärztin finster an
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