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If you leave – Niemals getrennt

If you leave – Niemals getrennt

Titel: If you leave – Niemals getrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Cole
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wüsste, würde ich glauben, dass seine Fingerknöchel weiß werden, so fest hält er seine Kaffeetasse. Aber das kann nicht sein. Ich habe nur einen Scherz gemacht. Das weiß er doch sicher. Ich schnappe mir eine Kaffeetasse vom Regal und schenke mir ein.
    »Was sollen wir tun?«, frage ich zweifelnd. »Wir werden uns schrecklich langweilen, wenn wir hier lange festsitzen.«
    Gabriel hebt eine Augenbraue. »Ernsthaft? Wir befinden uns in einem hübschen Haus am Rande des Lake Michigan. Wir werden schon etwas zu tun finden.«
    Ich sehe mich zweifelnd um. »Du findest dieses Haus hübsch?« In meinem Kopf stelle ich mir die luxuriöse Villa von Pax und Mila am Strand vor. Im Vergleich dazu ist dieses Haus hier eine Hütte.
    »Natürlich«, antwortet Gabriel. »Du nicht?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Es war das Haus meiner Eltern. Als sie starben, haben Mila und ich es geerbt. Mila wollte es nicht haben, weil sie ein kleines Apartment über ihrem Laden hatte, also überließ sie das Haus mir. Ich denke dauernd, dass ich es renovieren sollte oder so was, um es zu meinem Haus zu machen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Das wirst du noch«, meint Gabriel, »wenn du so weit bist.«
    Falls das jemals passiert. Es ist schon vier Jahre her
.
    Aber darüber will ich nicht nachdenken.
    »Ich will mal nach draußen und mir die Überschwemmung ansehen«, erkläre ich und stoße mich vom Tisch ab. »Wie nahe ist das Wasser denn am Haus?«
    »Nicht sehr, zumindest nicht im Moment. Hast du je erlebt, dass es bis zum Haus reichte?«, fragt Gabe, als wir zur Haustür hinausgehen. Ich nicke.
    »Ein Mal. Vor Jahren. Ich glaube, wir haben immer noch die Sandsäcke von damals im Keller gestapelt.«
    Als ich auf die vordere Veranda trete und den Anblick auf mich wirken lasse, atme ich hörbar ein. Wasser, wohin man schaut.
    Die Straße ist komplett von schnell fließendem Wasser bedeckt, die Art Wasser, durch das man nicht durchfahren kann, weil es sonst das Auto mitreißt. Die trübe Brühe schwappt auch schon an den vorderen Rand meines Rasens wie Finger, die in genau diesem Augenblick versuchen, sich mehr Land zu packen, und die sich schnell bewegen, um alles zwischen der Straße und meinem Haus zu verschlingen.
    »Heilige Scheiße«, hauche ich.
    »Wo, sagtest du, sind diese Sandsäcke?« Gabe sieht mich an. »Wir werden sie brauchen. Seit ich vor fünfzehn Minuten nachgesehen habe, ist dieses Wasser mindestens einen Meter näher an dein Grundstück gekommen.«
    »Im Keller«, sage ich, während ich mich auf dem Absatz umdrehe und zur Kellertür renne. Ich laufe die Treppe hinunter und finde alles genau so vor, wie meine Eltern es in Dads düsterer Kellerwerkstatt hinterlassen haben. Die Sandsäcke liegen an der hinteren Wand aufgestapelt, mindestens zwanzig Reihen hoch.
    »Vor zehn Jahren oder so hatten wir eine schlimme Überschwemmung«, erkläre ich Gabe, während ich einen der Säcke packe und ihn zur Treppe schleife. Das Ding ist schwer – wahrscheinlich an die zwanzig Kilo, aber Gabe nimmt mühelos vier davon auf einmal. »Dad hat die Sandsäcke behalten, falls wir sie je wieder brauchen sollten. Es war eine Mordsarbeit, sie beim ersten Mal zu füllen. Er meinte, das müssten wir nicht zweimal machen.«
    »Schlau.« Gabe nickt. Er verhält sich, als sei es überhaupt kein Problem, an die achtzig Kilo die Treppe hinaufzuschleppen. Als wir wieder durch die Haustür laufen, geht Gabe mit den Säcken weiter nach vorn, als ich erwartet hätte.
    Er schaut über die Schulter und erklärt: »Wir müssen sie etwas weiter draußen aufstapeln. Wenn wir das nicht machen, und das Wasser sickert durch, kann es deinem Haus noch mehr Schaden zufügen, weil es dann gefangen ist.«
    »Das ergibt Sinn. Woher weißt du das?«, frage ich neugierig, während ich ihm folge und den Sandsack an Ort und Stelle zu Boden fallen lasse. Er schüttelt den Kopf.
    »Ich weiß einiges«, antwortet er trocken und legt seine Säcke in eine Reihe mit meinem. »Ich bin eben schlau.«
    Dazu sage ich nichts. Stattdessen frage ich mich, was er wohl als Ranger alles getan hat. Wir marschieren in den Keller zurück, um mehr Säcke zu holen.
    Wir laufen öfter hin und her, als ich zählen kann. Mit jedem Mal werden die Treppen ein wenig steiler, und der Rasen scheint ein wenig weiter vom Haus entfernt zu sein.
    Als wir die letzten Säcke hinaustragen und sie an der Grenze aufstapeln, ist unsere Mauer aus Sandsäcken über einen Meter hoch.

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