If you leave – Niemals getrennt
Das Wasser ist noch einen halben Meter näher gerückt, und meine Arme und Beine zittern wie Blätter im Wind.
Obwohl ich voll Sand und Schmutz bin, lasse ich mich drinnen rücklings auf die Couch fallen.
»Du meine Güte. Selbst wenn ich wollte, könnte ich keinen einzigen Sack mehr tragen.« Ich stöhne. »Ich weiß gar nicht, wie du es geschafft hast, so viele zu schleppen. Du hast viermal so viele getragen wie ich, und es macht dir gar nichts aus.«
»Das liegt daran, dass ich ein harter Typ bin«, meint Gabriel leichthin, nimmt einen meiner Arme und reibt darüber. »Du zitterst
wirklich
.«
»Ich weiß«, stöhne ich. »Einen Sack schleppen ist ja in Ordnung. Aber hundert Säcke gehen einem mit der Zeit an die Substanz.«
Gabriel schüttelt seinen Kopf, hört aber nicht auf, über meinen Arm zu reiben. Die Wärme seiner Hand fühlt sich gut an. Ich drehe mich auf die Seite und begegne seinem Blick.
»Denkst du, dass das jetzt das Wasser fernhält?« Und noch während ich frage, bin ich nicht mal sicher, ob mich das überhaupt interessiert. Falls dieses Haus durch Wasserschaden zerstört wird, bekomme ich mit dem Geld von der Versicherung ein brandneues. Eines, das keine schlimmen Erinnerungen beherbergt.
Gabriel nickt. »Sollte es. Vorübergehend, meine ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Hochwasser lange anhält.«
»Okay«, murmele ich. Solange ich mir keine Sorgen machen muss, dass das Haus überschwemmt wird, während wir darin sind, geht es mir gut. Und mit Gabes Händen auf mir geht es mir
richtig
gut.
»Danke, dass du mir geholfen hast«, sage ich leise. »Du hättest das nicht tun müssen.«
Daraufhin hebt er eine dunkle Augenbraue. »Und wie hättest du all diese Sandsäcke allein schleppen wollen? Du hast Spaghettiarme.«
Ich stottere etwas, und er lacht.
»Gern geschehen«, fährt er fort und ignoriert meine Entrüstung, »war kein Problem.«
»Mein ganz persönlicher Held«, erkläre ich und sehe ihm lächelnd in die Augen. Seine Miene verdüstert sich, aber er sagt nichts dazu.
Er sagt einfach nur: »Das ist es, was ich tue.«
Einmal mehr erwische ich mich dabei, dass ich mir Gabe im Kampf vorstelle, in Staub und Hitze, wie er mit der Waffe in der Hand losrennt, um jemanden zu retten. Aber an dieser Stelle endet mein Tagtraum immer, weil ich nicht
genau
weiß, was er als Ranger gemacht hat.
Also frage ich ihn.
Gabe spannt sich an, und entspannt sich dann wieder, als würde er sich dazu zwingen.
»Ein wenig von allem«, berichtet er. »Suche und Rettung, Erkundung, Überwachung. Unser Team war eine spezialisierte Einheit. Aber leider war das meiste von dem, was wir gemacht haben, geheim. Ich kann nicht darüber reden. Das macht Jacey ganz verrückt.«
»Darauf wette ich«, erwidere ich mit einem Lächeln und denke an Jaceys neugierige Art. »Ich bin sicher, dass die Neugier sie schier umbringt. Da wir gerade von ihr reden – ist dort drüben alles in Ordnung? Ist das Hochwasser auch beim Haus eurer Großeltern angekommen? Wir waren so sehr mit meinem Haus beschäftigt, dass ich ganz vergessen habe, dich nach eurem zu fragen.«
Er schüttelt den Kopf. »Nichts. Kein Wasser. Alles in Ordnung. Brand bleibt bei Jacey, bis ich wieder dort bin, um sicherzustellen, dass Jared nicht irgendwas versucht. Ich denke, er wird sie wahrscheinlich nicht mehr belästigen, aber man weiß nie.«
Ich erinnere mich an Jareds entsetzten Gesichtsausdruck vor ein paar Tagen an der Tankstelle. »Ich denke, er ist jetzt wohl eingeschüchtert«, stimme ich zu. »Aber wie du schon sagst, man weiß nie. Er ist ein Idiot. Und wenn es Brand nichts ausmacht, dort zu bleiben, dann ist es wahrscheinlich eine gute Idee.«
»Brand macht es nichts aus.«
»Na dann, prima.« Ich stehe von der Couch auf und starre auf Gabe hinunter. »Ich bin voller Sand, also gehe ich kurz duschen. Wenn du irgendwas brauchst, bedien dich; fühl dich einfach wie zu Hause.«
»Wenn du es richtig anstellst, bekommst du von mir eine Massage, wenn du wieder zurückkommst«, bietet Gabriel mir an. »Mit der Säckeschlepperei hast du ein ganz schönes Fitnessprogramm absolviert. Wir sollten wohl die Milchsäure aus deinen Muskeln reiben, damit du nicht übersäuerst.«
»Wow, das klingt so … klinisch«, erwidere ich lachend. »Aber, hey, es ist eine Massage, also bin ich dabei.«
Ich gehe den Flur entlang und kann spüren, wie mir sein dunkler Blick folgt. Ich weiß nicht, was er gerade denkt, aber seine Gedanken scheinen
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