If you stay – Füreinander bestimmt
will.
»Sind Sie schon einmal hypnotisiert worden?«, fragt mich der Therapeut, und ich lache spöttisch.
»Scheiße nein! Nein. Ich werde mich auch nicht hypnotisieren lassen. Was für ein Quacksalber sind Sie eigentlich?«
Ich will aufstehen, aber Dr. Tyler hebt eine Hand hoch.
»Warten Sie, Pax. Hypnosetherapie ist ein sehr wirksames und nützliches Hilfsmittel. Es ist keine Quacksalberei. Es ist einfach eine geführte Entspannungstechnik, die es dem Patienten erlaubt, sich vollkommen auf etwas zu konzentrieren und dabei alles andere auszuschalten. Die meisten Psychiater sind darin ausgebildet, und es ist, genau genommen, ein Fachgebiet von mir. Wenn Sie wirklich wissen wollen, worum es in Ihrem Traum geht, ist dies der beste Weg, es herauszufinden. Die Schutzwälle, die Ihre Psyche errichtet hat, werden dabei entfernt, und Sie sind imstande, einen Blick auf das zu werfen, was Sie vor sich selbst zu verbergen versuchen.«
Scheiße.
Natürlich musste er es so formulieren. Denn er weiß genau, dass ich darauf brenne, zu erfahren, was meine Psyche zu verbergen versucht.
Ich lehne mich in meinem Sessel zurück.
»Wie lange dauert so was?«, frage ich verunsichert.
»Es ist kein großer Zeitaufwand«, versichert er mir. »Und ich glaube, es könnte gut für Sie sein.«
Er sieht mich an, wartet ab. Schließlich stoße ich einen Seufzer aus.
»Also gut«, brumme ich. »Ich werde es machen. Aber wehe, wenn das ein Trick ist, mich wie einen Hund bellen zu lassen oder sonst was. Also heute habe ich keine Lust dazu, aber irgendwann bald.«
Dr. Tyler lächelt. »Dann werde ich es für die nächste Sitzung einplanen, sofern ich nichts Gegenteiliges von Ihnen höre.«
Er kritzelt etwas auf seinen Notizblock.
»Haben Sie das Xanax-Rezept eingelöst?«, fragt er beim Aufblicken.
Ich schüttele den Kopf. »Nein. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich es nicht brauche.«
»Schön für Sie«, lobt mich mein Therapeut. »Sie besitzen große innere Stärke. Das ist ermutigend. Offenbar wollen Sie die Dinge wirklich zum Besseren verändern.«
Ich nicke, und zum ersten Mal am heutigen Tag habe ich ein gutes Gefühl wegen etwas, das ich getan habe. Der Quacksalber hat recht. Ich verändere die Dinge wirklich zum Besseren. Vielleicht packe ich es ja falsch an, aber wenigstens packe ich es an.
Mila
E s ist schon komisch, wie Tage ineinander übergehen, wenn man nicht achtgibt.
Seit Jills Tod sind einige Wochen vergangen. Wochen, in denen sich Bedenken und Zweifel eingeschlichen haben. Wochen, in denen mir Pax keinen Anlass gegeben hat, ihm zu misstrauen. Er war der perfekte Mann, der perfekte Partner. So perfekt, dass ich andauernd damit rechne, die nächste Hiobsbotschaft zu erfahren. Doch bislang ist nichts dergleichen geschehen.
Ich biege in die Einfahrt zum Haus meiner Eltern – oder besser gesagt, zu Maddys Haus, denn schließlich ist sie es, die nun hier wohnt. Aber um ehrlich zu sein, dies wird immer das Haus meiner Eltern bleiben. Ich glaube, Madison empfindet das auch so, und ich könnte es ihr nicht verübeln, wenn sie es irgendwann einmal verkaufen und sich ein eigenes Haus zulegen würde.
Ich ziehe die Schlüssel aus der Zündung und gehe vorsichtig über den vereisten Weg zur Tür. Maddy öffnet sie bereits, noch bevor ich überhaupt die Chance habe, anzuklopfen.
»Ich bin froh, dass du hier bist«, sagt sie anstelle einer Begrüßung. »Probier das mal.«
Ich bin noch damit beschäftigt, mir auf der Türschwelle den Schnee von den Stiefeln abzutreten, als sie mir auch schon einen warmen Becher in die Hand drückt, an dem ich beim Eintreten schnuppere.
»Kakao?«
»Trinkschokolade«, erwidert sie. »Die beste, die du jemals getrunken hast«, fügt sie selbstbewusst hinzu. »Italienische Trinkschokolade. Ich probiere sie fürs Restaurant aus. Sie ist so dickflüssig, dass buchstäblich der Löffel drin stehen bleibt.«
Ich nehme einen Schluck, und die dicke cremige Schokolade gleitet wie Pudding durch meine Kehle.
»Heiliger Bimbam, das ist wirklich gut«, lobe ich sie. »Da hast du einen echten Knaller.«
Sie versucht, mir den Becher wieder abzunehmen, aber das lasse ich nicht zu. »Nie im Leben!«
Sie lacht. »Also schön. Wonach wolltest du denn heute schauen? Ich hab’s schon wieder vergessen.«
Ich ziehe meine Jacke aus. »Ich wollte nur ein wenig in Moms Andenken-Schublade stöbern. Ich bin gerade in sentimentaler Stimmung und vermisse die beiden. Da dachte ich, ich werfe mal einen Blick
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