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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nowotny
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Wanners geübter Blick glitt an den Wänden und der Decke entlang. Es gab keinen Dachbodenraum, denn das Dach war zugleich Decke für Stube und Küche. Auch über der Toilette war kein Lagerraum zu finden. Der Hauptkommissar verließ die Hütte und ging gebückt um sie herum. Man konnte fast unten durchschauen, weil die Hütte am Hang stand und daher talseitig fast einen halben Meter höher herauskam als auf der Bergseite. Wanner wollte gerade wieder zurück in die Hütte, als er stutzte. Auf der Nordseite war die Durchsicht durch einen niedrigen Verschlag unterbrochen. Dorthin aber konnte man nicht von außen gelangen. Er verständigte Berger. Dann suchten die beiden den Platz, der sich mit dem Verschlag darunter decken musste. Ein kleiner, nicht ganz sauberer Flickenteppich lag auf dem Fußboden. Wanner entfernte ihn. Ja, da gab es tatsächlich eine kleine Falltür nach unten. Der Polizist ärgerte sich, dass er vorher nicht schon selbst unter den Teppich geschaut hatte. Anfängerfehler, wie er grimmig feststellte.
    Berger half ihm, die Falltür zu öffnen. Ihr Blick fiel auf eine Kiste, die sie dann vorsichtig heraushievten und öffneten. In der Kiste befanden sich zahlreiche Steinwerkzeuge, Steinbeile, Amulette, Feuersteinpfeilspitzen und Dolche, Halsschmuck, Speerspitzen, kugelförmige Hämmer. Alles offensichtlich aus uralter Zeit. Und die eingeritzten Symbole – das wusste Wanner seit dem Gespräch mit dem Archäologen – verrieten ihnen das Herkunftsalter: mittlere Steinzeit, denn sie sahen genauso aus, wie die Ritzung auf dem zuvor gefundenen Steinamulett.
    »Ein Haufen alter Steine«, stellte Berger verblüfft fest.
    »Ja, ja. Aber schau dir das an: In dieser Menge und Qualität können solche bearbeiteten uralten Steine bei Sammlern oder in Museen ein beträchtliches Vermögen darstellen. Wo gibt’s schon siebentausend Jahre alten Schmuck? Ich hab zwar keine Ahnung, was das ganze Zeug hier wirklich wert ist, aber vielleicht kann uns ja einer der Männer draußen helfen, die sind doch Fachleute.«
    Sie riefen nach den Männern, die sofort zur Jagdhütte gestürmt kamen und dann staunend vor dem steinernen Schmuck standen, den Berger aus der Kiste geholt und auf dem Tisch gelegt hatte. Es mussten besondere Steinkünstler gewesen sein, die das hier geschaffen hatten. Die Werkzeuge, die Pfeilspitzen, die runden Steine: Alles war von einer unglaublichen Ebenmäßigkeit, wie man sie auch mit moderner Technik nicht hätte besser schaffen können. Und es war hauptsächlich jadefarbener Radiolarit ohne störende Einschlüsse oder Risse, der da verarbeitet worden war.
    Grabungsleiter Wienand nahm ein paar davon in die Hand und blickte verzückt darauf. »Leute, wisst ihr, was des hier für einen Wert hat?«, fragte er heiser. »Sobald man an die richtigen Sammler herankommt, ist eine Million fällig. Wenn das Christies oder Sothebys in die Finger kriegen und eine spezielle Auktion im Internet vorbereiten, bist du danach ein reicher Mann …«
    »Und Sie glauben, dass dieser Steinschmuck echt alt ist, also so sechs- bis siebentausend Jahre?«, hakte Wanner nach.
    »Ich bin überzeugt davon, aber man müsste ihn natürlich von Fachleuten untersuchen lassen, die bringen das leichter heraus.«
    »Und woher mag all dieser Schmuck stammen, und vor allem, wer hat ihn gefunden und wem gehört er zurzeit?«
    Florian Berger hatte aufmerksam zugehört. Immer finden andere etwas! Was hatte er schon in seinem Leben gefunden? Er konnte sich nur an einen Geldbeutel erinnern, den er als Kind gefunden und bei der Polizei abgegeben hatte. Der Finderlohn damals betrug siebzig Schillinge, die reichten gerade für zwei Eisbecher und Bauchweh danach.
    Wanner seufzte. »So, jetzt hat uns die Steinzeit endgültig eingeholt. Wir haben zwar nix mit den beiden Toten zu tun, aber ich glaube, dass der neue Mord durchaus etwas mit diesem Fund zu tun haben könnte. Also Florian, jetzt stellen wir mal eine Verbindung über siebentausend Jahre her! Ist doch kein Problem, oder?« Wanners Stimme klang sarkastisch.
    Die beiden Polizisten schwangen sich wieder auf das Geländebike und ratterten ins Tal hinunter.
    Nach der Meldung des Mordes durch August-Werner Jansen hatten sie schon einiges an Ungereimtheiten erwartet, aber das hier, nein, das nicht!

14 Am nächsten Morgen erfuhr Wanner als Erstes, dass die Fundstücke vom Jägerlager, sowohl die Skelettteile als auch die Feuersteinstücke, noch am vorherigen Abend nach Innsbruck geschafft und

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