Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
einbezogen werden müssen, auch wenn es keine Grenzen im früheren Sinne mehr gibt, nicht dazu angetan, die Fälle schnell zu lösen. Vielmehr muss in guter Zusammenarbeit mit dem Hirschegger Kollegen das Bindeglied gefunden werden, das noch fehlt. Wir sind aber dran und arbeiten auf vollen Touren.«
Wanner grinste über die gestelzte Ausdrucksweise und hob anerkennend den Daumen. Das hätte er nicht besser sagen können!
Gottlich stellte noch ein paar Fragen und erklärte abschließend, dass er noch dem Kollegen Moosbrugger in Bregenz Bescheid geben müsse wegen der internationalen Zusammenarbeit und eines Treffens in Heimenkirch. Dann legte er auf.
Ja, ja, dachte Eva und lächelte vor sich hin, dort gibt’s gutes Essen und einen noch besseren Wein.
23 Wanner und Berger saßen im Büro in Hirschegg und berieten über die weitere Vorgehensweise. Wieder und wieder gingen sie die bisherigen Ergebnisse durch. Sie einigten sich schließlich darauf, alle Verdächtigen, auch Radomir Palić, nochmals zu befragen. Er war zwar als Letzter ins Visier der Ermittler geraten, doch schien hinter seiner Person ein größeres Geheimnis zu stecken, als sie bisher vermutet hatten.
In Abänderung seines Planes, beim Zahnärztekongress selbst noch mal wegen Dr. Zick nachzufragen, hatte Wanner sich entschlossen, dies doch Riedle zu überlassen. Wanner hatte ihm erklärt, wie besonders wichtig eine genaue Untersuchung der Angaben Zicks in Bezug auf sein Alibi wären, da dadurch entweder eine Beteiligung Zicks am Tod seiner Frau definitiv ausgeschlossen werden konnte, oder aber der Tatverdacht sich erhärten würde.
Mittlerweile hatte sich Wanner in Geschichte und Geologie des Ifen- und Gottesackergebietes eingearbeitet. Dabei hatte er auch einschlägige Sagen gelesen, eigentlich mehr zur Information. Besonderes Augenmerk legte er aber auf das Gottesackergebiet in geologischer Hinsicht, da er sich davon irgendeinen Hinweis auf mögliche Verstecke oder einst bewohnbare Plätze versprach.
Der Name Ifen, so hatte Wanner gelesen, ließ eine Sprachdeutung aus dem germanischen Sprachgut zu. Bemerkenswert war die Verwandtschaft des Wortes mit dem schwedischen »Nipa«, was so viel wie »steiler Berg, hohe Bergspitze« bedeutete, und mit dem isländischen »gnipa«, für »überhängender Fels«. Damit ließ sich auch die Übereinstimmung des Namens mit der Gestalt des Hohen Ifen herstellen. Schon 1471 wurde der Berg als Hohen Nifer schriftlich erwähnt. Das nördlich vorgelagerte Gottesackerplateau, rund zehn Quadratkilometer groß, lag etwa zu einem Drittel in Vorarlberg, der Rest in Bayern. Es war eine einmalige Karstlandschaft zwischen tausendfünfhundert und zweitausend Metern Höhe, bestehend aus Schrattenkalk der Helvetischen Kreide. Die Niederschläge von Jahrmillionen hatten unzählige Risse und Dolinen, Höhlen, Senken, Löcher, Schratten und Karren geschaffen. Das durchlässige Kalkgestein ließ das Niederschlagswasser in mehreren Höhlensystemen abfließen, teilweise über das Schwarzwassertal auf der Südseite des Berges, teilweise durch das Küren- und das Mahdtal auf der Nordseite. Hier gab es auch einige sehr versteckt liegende Höhlen.
Paul Wanner hatte lange darüber nachgedacht, was er aus dieser Beschreibung für seine Fälle herauslesen konnte. Eins schien klar zu sein: Das Gebiet war insgesamt völlig unübersichtlich. Es konnte sich dort eine Reihe von Verstecken befinden oder befunden haben, die als Lagerplatz von steinzeitlichem Schmuck und Werkzeugen in Frage kämen. Wohl oder übel würden sie ihre Ermittlungen in dieser Hinsicht auch auf das Gottesackerplateau ausdehnen müssen. Ein Übergang von Schneiderküren zum Hölloch im Mahdtal war durchaus denkbar und dauerte nicht mal besonders lange.
Berger und Wanner fuhren an diesem Tag noch zur Wohnung von Radomir Palić in Blaichach. Da der kein Telefon hatte oder die Nummer nicht im Telefonbuch stand, waren sie auf den Zufall angewiesen, ob er zu Hause war.
Wanner läutete, aber keiner öffnete. Berger, der automatisch die Hausfront abgesucht hatte, sah aber, wie sich hinter einem Fenster der Vorhang ruckartig bewegte. Er beschrieb die Lage des Fensters, und Wanner erwiderte: »Ja, das ist die Wohnung von Palić. Also ist er zu Hause und möchte nicht öffnen. Komisch genug, nicht wahr? Wenn er nichts ausgefressen hat, braucht er auch die Polizei nicht zu fürchten. Das heißt im Klartext, wir müssen rein.« Er läutete noch mal, doch diesmal hielt er den
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