Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
schnell unterbrochen habe, aber ich musste die Praxis anrufen, bevor ich’s vergessen hätte. Also, mit dem Implantat kommen wir wahrscheinlich nicht weiter, scheint eine Sackgasse zu sein. Stellt sich die Frage: Wie kam das Notizbuch in Marion Zicks Rucksack, wenn es doch der Palić mitgenommen hatte? War etwa Palić auch am Hölloch? Vielleicht führt uns diese Implantatzeichnung doch weiter, denn irgendwie muss sie ja von Palić in Marion Zicks Rucksack gekommen sein.«
Riedle ließ einen Pfiff hören, dann sagte er: »Wenn der Palić auch dort war, muss ja nicht unbedingt der Ehemann die Frau ermordet haben, noch dazu, wo sein Alibi hieb- und stichfest zu sein scheint.«
»Aber wie kamen dann der Palić und die Marion Zick zum Hölloch? Und zwar gleichzeitig. Was könnte da der Grund gewesen sein?«, fragte Eva und begann Männchen zu malen.
»Alex, mach dich mal auf die Socken und schau nach, was in dem Ehevertrag und in dem Testament von Marion Zick steht. Wäre sehr wichtig!«
Alex Riedle erhob sich. »Okay, Chef, wird gleich erledigt!«
Als Wanner mit Eva Lang allein war, sagte er: »Manchmal kommen mir doch Zweifel, ob die beiden Fälle zusammenhängen. Es gibt zwar gewisse Hinweise, aber die haben sich bisher noch nicht erhärtet. Sollten wir nicht doch getrennt ermitteln?«
Eva sah ihn erstaunt an. »So kenne ich dich ja noch gar nicht. Du bist doch bisher immer sicher in deiner Vorgehensweise und in deiner Einschätzung gewesen. Warum plagen dich heute plötzlich Zweifel?«
Paul stand auf und trat ans Fenster. Draußen war es trüb, der Verkehrslärm drang durch die neuen Fenster herein, wenn auch schwach. Trotzdem, schalldicht waren sie nicht! Aber was soll’s, in ein paar Wochen hörte man gar nicht mehr hin, und der Lärm verlor sich in Alltagsgeräuschen. Ein Bekannter hatte ihm einmal erzählt, dass er in eine Wohnung gezogen sei, die an einem Bahnübergang lag. Die erste Woche war er jedes Mal hochgeschreckt, wenn die Schranke unter dem typischen Bimmeln geschlossen wurde. Zwei Monate später hörte er nichts mehr, obwohl das Gebimmel und das anschließende Dröhnen des durchfahrenden Zuges weitergingen. Also bestand Hoffnung, dass es ihnen ähnlich gehen würde, denn an schalldichte Fenster glaubte Wanner nicht mehr.
Er wandte sich zu Eva um. »Das passiert immer wieder mal während des Recherchierens! Solange man nicht sicher sein kann, dass eine gewonnene Erkenntnis als richtig zu betrachten ist, bleibt immer ein leiser Zweifel zurück. Und was haben wir bisher an sicheren Erkenntnissen gewonnen? Dass die Stark ein Verhältnis mit ihrem Mieter und der Brugger eins mit seiner Schülerin hatte. Feine Sachen sind das. Wir wissen aber noch nicht einmal, wer diesen Steinschmuck unter der Jagdhütte versteckt hat und woher er stammt. Ich sehe da keinen Zusammenhang mit Zick oder seiner Frau. Das scheint wirklich eine Sache zu sein, die hauptsächlich mit den Leuten im Kleinwalsertal zusammenhängt. Hatte Brugger etwas damit zu tun oder Josefine Kohler? Oder Sonja Stark oder der Kandelholz …?«
»… oder die Neuhauser Kathi, oder gar der Pfarrer Aniser?«, ergänzte Eva ironisch.
Während sie noch diskutierten, klingelte das Telefon. Wanner hob ab, es war Alex.
»Große Neuigkeit! War beim Notar, der hat mir die Unterlagen zum Lesen gegeben. Also, Marion Zick hat zum Zeitpunkt der Hochzeit mit Dr. Zick ein Vermögen von etwa einer Million mit in die Ehe gebracht, und das war rund das Zehnfache, was Zick beigesteuert hat. Sie haben sich daher in einem Ehe- und Erbvertrag darauf geeinigt, dass jeder diesen eingebrachten Anteil bei einer eventuellen Scheidung wieder herausbekommen sollte. Sollte einer der beiden Ehepartner versterben, solange die Ehe noch besteht, würde der überlebende Partner dessen ganzen Teil erben. Auf unseren Fall bezogen, würde also Dr. Zick jetzt der Erbe von Marions Vermögen sein. Und jetzt kommt’s noch dicker: Der Notar zeigte mir ein Testament von Marion Zick, das diese nachträglich über den geschlossenen Vertrag hinaus gemacht hatte. Darin hat Marion zugunsten ihres Mannes über einen weiteren Vermögensteil, der bei Eheschließung noch nicht bekannt war und auf einer Erbschaft beruhte, verfügt. Höhe: circa eine halbe Million. Und jetzt kommt’s: Vor etwa vierzehn Tagen rief Marion Zick beim Notar an und bat ihn, ihr Testament in diesem Punkt zu ändern, und zwar dergestalt, dass nicht mehr ihr Mann die begünstigte Person sein sollte. Sie wollte
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