Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
hatte, die in der Wohnung unter ihm wohnt?«
»Horst, ich meine Herr Brugger, hat mir davon erst relativ spät erzählt. Ich habe ihn dann vor die Wahl gestellt, entweder sie oder ich. Er hat sich für mich entschieden und ihr den Laufpass gegeben. Damit war für mich die Angelegenheit erledigt.«
»Wenn das umgekehrt Ihnen passiert wäre, wie hätten Sie dann reagiert?«
Radja Palić sah überrascht aus. Dieser Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen. Sie zuckte mit den Schultern und antwortete: »Wahrscheinlich hätte ich vor Wut geschäumt. Für jede Frau ist es ein Schlag ins Gesicht, wenn sich ein Mann von ihr ab- und einer anderen zuwendet. Die Frage, was man denn falsch gemacht hat oder was die Neue besser kann, ginge einem nicht aus dem Sinn.«
»Wie weit wären Sie denn in einem solchen Zustand gegangen?« Zuerst wollte der Hauptkommissar Radja direkt fragen, ob sie Sonja Stark für fähig hielt, Brugger umgebracht zu haben, überlegte es sich dann aber schnell anders. Nur nicht verrennen!
Radja aber wich aus. »Das ist schwer zu sagen, nachdem dieser Fall doch nicht eingetreten ist.«
Die nächsten Fragen brachte Wanner in einem zwanglosen Gespräch unter, bei dem Radja schließlich ein wenig auftaute und bereitwilliger darauf einging.
Bevor er sich verabschiedete, bat er sie: »Teilen Sie mir bitte sofort mit, wenn sich Ihr Vater hier blicken lässt oder seinen Aufenthaltsort mitteilt. Hier ist meine Karte, da können Sie mich immer, Tag und Nacht, anrufen. Wir suchen ihn nur zur Befragung, richten Sie es ihm bitte aus. Auf Wiedersehen!«
Wanner tat beim Hinausgehen so, als hätte er die Türen verwechselt und öffnete schnell die Badezimmertür. Niemand war darin, das Fenster stand offen. Und wie er von unten später feststellte, konnte man vom Badezimmerfenster auf das Flachdach eines Zwischenbaues zum nächsten Block gelangen.
Er fluchte vor sich hin. Wieder entwischt! Seine Kollegen, die das Haus überwachen sollten, würden da was von ihm zu hören bekommen! Haben sie geschlafen, oder war ihre Zeitung so interessant? Oder hatten sie … Wanner musste da mal nachfragen, ob es eventuell ein Kollege und eine Kollegin waren, die da im Auto gesessen hatten. Oder der Palić hatte mitgekriegt, dass das Haus überwacht wurde und es beobachtet. Und als die beiden Polizisten ausgestiegen waren, um sich einen Kaffee oder eine Leberkässemmel zu holen, war er schnell ins Haus gehuscht. Na ja, so könnte es gewesen sein. Dann aber hatten die beiden dagegen verstoßen, dass sich nur immer einer von seinem Posten entfernen durfte. Sei es, wie es sei, die beiden würden auf jeden Fall eins aufs Dach kriegen!
Zurück im Büro, berichtete er über sein Gespräch mit Radja Palić. Als er dann von Alex’ Recherchen hörte, die Zicks Alibi als unwahr herausstellten, knurrte er: »Zick, Zick! Es sieht so aus, als hätten wir dich. Wie kann man nur so blöd sein und sein Alibi auf Sand bauen. Das ist noch niemals gutgegangen. Jetzt müssen wir noch mal hin und ihn damit konfrontieren. Nachdem Alex das so sauber rausgekriegt hat, fährt er mit nach Oberstdorf und hilft mir bei der Befragung.«
Riedle strahlte. Wanner schien sehr zufrieden mit ihm zu sein.
Und zu Eva gewandt meinte Wanner: »Du könntest dich mal mit dem Florian zusammensetzen und seine Ergebnisse mit ihm aufarbeiten. Das würde ihn sicher freuen.«
Als er sich umdrehte, huschte ein feines Lächeln über sein Gesicht. Aber das sahen weder Eva noch Alex.
Später rief Wanner den Heimatforscher Wienand in Hirschegg an. Er fragte ihn allgemein nach den Steinzeitmenschen und der Geologie des Ifengebietes. Vor allem wollte er von ihm wissen, wo sich im Gottesackerplateau größere Höhlen befänden, in denen sich Steinzeitmenschen oder auch ihre Nachfahren hätten aufhalten können. Er nahm immer noch an, dass sich der Steinzeitschatz von Schneiderküren in einem Versteck auf dem Plateau befunden haben musste, wo ihn jemand gefunden und zur Jagdhütte mitgenommen hatte. Wienand stimmte Wanners Vermutung zu. Er bat am Ende des Gesprächs, Wanner möge ihm helfen, diese für ganz Vorarlberg so wichtigen Fundstücke nach Ende der Ermittlungen zu bekommen. Er wollte für sie im Kleinwalsertal ein eigenes Museum errichten lassen. Dort konnten dann auch die Stücke untergebracht werden, die sich bisher im Walserhaus in Hirschegg befanden. Wanner sagte ihm seine Hilfe zu, machte ihn aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass alle menschlichen Überreste
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