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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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passierte sie. Auf ihrem Gesicht lag das Lächeln wie eingekerbt. Auch von den verdammten Bullen war nichts mehr zu sehen, die hatte sie abgehängt.
    Der R4 tauchte ein in eine einsamere Gegend. Wer hier wohnte, der blieb bei einem solchen Wetter im Haus. Bei Sonnenschein wurde die Gegend um das Klärwerk als Naherholungsgebiet genutzt. Sie war als grüne Lunge für die vielen Spaziergänger gedacht. Konnte sie schon jubeln? Sie hätte es gern getan, aber sie blieb weiterhin misstrauisch, und das war auch gut so.
    Woher die Bullen gekommen waren, wusste sie nicht. Jedenfalls sah sie das rote Zeichen. Die verdammte Kelle, für viele Autofahrer ein Angstsymbol. Auf der Kelle leuchtete das Wort »Stopp«. Der Polizist schwang es von oben nach unten.
    Eve wurde es ganz anders. Plötzlich bekam sie Magenkrämpfe. Schweiß brach aus ihren Poren. Sie schmeckte ihn auch salzig auf den Lippen. Unbewusst war sie langsamer geworden. Nicht weil sie sich schon entschlossen hatte, anzuhalten, nein, sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Hatten es die Polizisten tatsächlich auf sie abgesehen, oder war sie nur in eine Routinekontrolle hineingeraten? An die zweite Möglichkeit konnte sie so recht nicht glauben. Nicht nach dem, was hinter ihr lag.
    Eve hatte das Gefühl, als wäre die Kelle zu einem höhnisch grinsenden Gesicht geworden, das nur sie anlachte und genau über sie Bescheid zu wissen schien.
    Der Polizist stand neben dem Wagen. Er geriet jetzt auch in den Streubereich des Scheinwerferlichts. Dadurch wirkte er wie ein Gespenst. So anders, so bleich, und das Mädchen biss plötzlich die Zähne zusammen. Gleichzeitig schüttelte sie den Kopf. »Nein!« kam es dumpf über ihre Lippen. »Nein, niemals! Ihr bekommt mich nicht, ihr Hundesöhne.«
    Sie gab Gas!
    Der R4 brachte nicht viel. Ein Porsche wäre wie ein Pfeil an dem Streifenwagen vorbeigerast.
    Eve kam alles viel zu langsam vor. Sie hatte das Gefühl, sich überhaupt nicht von der Stelle fortbewegen zu können, und doch musste sie für den winkenden Polizisten viel zu rasch sein. Erstaunen legte sich über sein Gesicht, als er zuschaute, wie der R4 beschleunigt wurde. Er musste zur Seite springen, um nicht überfahren zu werden.
    Eve Bennett sah ihn noch gegen die Flanke des Streifenwagens fallen, dann war sie vorbei.
    Hätte sie lachen sollen? Das Mädchen war versucht, dies zu tun, aber sie hielt sich zurück. Nur keine Panik, nur nicht durchdrehen oder im Überschwang reagieren. Sie musste cool bleiben.
    Was hinter ihr geschah, interessierte sie nicht. Natürlich würden die Bullen die Verfolgung aufnehmen und sogar noch Verstärkung holen, das war ja ihre Art, aber sie wollte es ihnen schon zeigen, denn jetzt befand sie sich nicht mehr allzu weit von ihrem Ziel entfernt. Und die Gegend war einsamer, waldreicher und ländlicher geworden. Die nächste Straße, in die sie nach links einbog, führte bereits in die entsprechende Richtung.
    Eine Waldregion legte sich schützend über sie. Die Zweige und Äste bildeten über dem fahrenden Wagen ein düsteres Dach. Noch entdeckte sie hinter sich nicht die Scheinwerfer der Verfolger. Dabei waren bereits die Warn-und Hinweisschilder aufgebaut, die davon erzählten, dass diese Umgebung zum Wasserschutzgebiet erklärt worden war. Aber die Bullen kamen! Zwar jaulte keine Sirene, ansonsten aber hatten sie voll aufgedreht. Auf dem Wagendach drehte sich das Blaulicht. Es warf seinen zuckenden Schein gegen die Bäume zu beiden Seiten des Weges und gab den Stämmen einen künstlich wirkenden Blutanstrich. Verdammt, dachte Eve, die wollen es wissen. Sie aber auch. In dieser Lage wuchs die immer so naiv und auch lieb eingeschätzte Eve Bennett über sich selbst hinaus. Obwohl man die Wegstrecke nicht gerade als angenehm bezeichnen konnte, gab sie Gas. Der R4 hüpfte wie ein Känguru, und er hüpfte noch mehr, als sie, für die Polizisten bestimmt unerwartet, das Lenkrad herumriss und in einen schmalen Weg an der linken Seite einbog.
    Es war riskant, die Kurve mit einer so hohen Geschwindigkeit zu nehmen, aber Eve hatte in diesen Augenblicken alles auf eine Karte gesetzt. Sie spürte auch, dass der Renault ihr nicht ganz folgen wollte und mit den Reifen wegrutschte, doch durch rasches Gegenlenken bekam sie das Auto wieder in die Spur. Trotzdem tanzte es. Das Unterholz wuchs bis auf den Weg. Die harten und sperrigen Zweige schlugen gegen die Karosserie, kratzten darüber wie schnell vorbeihuschende Totenfinger, und abermals spürte sie

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