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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schiedsrichter, aber er hatte sie in die Tasche gesteckt und holte sie mühsam hervor.
    Während dessen tobten die Schmerzen weiterhin in seinem Gesicht und in der Brust. Er bekam das kleine, schwarze Ding zwischen die Finger, zog es vorsichtig heraus und brachte die Vorderseite zwischen seine Lippen.
    Beim ersten Versuch wäre sie ihm fast wieder entglitten. Er war zu kraftlos und holte durch die Nase Luft. Dann pfiff er. Schrill, nervtötend, alarmierend. Ihm aber kam der Pfiff vor wie sein Lebensretter. Solange es ihm möglich war, behielt er die Pfeife im Mund. Schließlich rutschte sie ihm hervor, fiel auf den schmutzigen Boden, und auch er spürte die Wellen, die auf ihn zukamen und ihn davontragen wollten. Es war die Bewusstlosigkeit, die sich nicht mehr aufhalten ließ. Seine letzten Gedanken galten dem Mädchen.
    Warum nur, Eve - warum nur…?
    ***
    Ich war im Büro geblieben. Zwar hätte ich längst nach Hause fahren können, aber ich bekam einfach die Kurve nicht. Vielleicht war es auch die Angst vor einer Blamage. Nicht, dass andere etwas gesagt oder mich zur Rechenschaft gezogen hätten, nein, ich persönlich fühlte mich irgendwie blamiert, weil es mir nicht gelungen war, den Faden des Falls zu finden. Mein Hauptproblem waren eben die gefundenen Menschenknochen. Und nicht nur die, die man mir gezeigt hatte. Auch an anderen Orten unserer Stadt waren Knochen gefunden worden. Blank, abgenagt, wie gewaschen und poliert wirkend. Das roch förmlich nach einem Ghoul.
    Es gibt viele Dämonen, mit denen ich mich im Laufe meines Lebens schon herumgeschlagen habe, aber die Ghouls gehörten zu den widerlichsten überhaupt. Sie waren die Aasgeier unter den Schwarzblütlern. Widerliche Kreaturen, die sich von Toten ernähren und nur mehr die blanken Knochen zurückließen.
    Gab es wieder Ghouls in London?
    Genau wusste ich das nicht. Der direkte Beweis fehlte mir, aber ich würde es herausbekommen, das schwor ich mir. Wenn sich diese Schwarzblütler in der Nähe befanden, dann kreuzte ich unweigerlich einmal ihren Weg, daran gab es nichts zu rütteln. Ich hatte überlegt, nachgedacht und war auch dementsprechend müde geworden. Irgendwann fielen mir die Augen zu, und jetzt wurden viele Beamtenwitze wahr. Ich schlief am Schreibtisch.
    Aufgeweckt wurde ich von Schritten. Ich schreckte hoch und wollte mich von der Couch rollen, als mir im letzten Moment einfiel, dass ich ja im Büro hockte. Um ein Haar wäre ich vom Stuhl gerutscht.
    »Oh, sorry!« Es war eine weibliche Stimme, die mich ansprach, aber sie gehörte nicht Glenda, meiner Sekretärin, sondern der Putzfrau, die gekommen war, um das Büro zu säubern. Sie stand da wie ein Arbeiterdenkmal und funkelte mich an. »Arbeiten Sie noch, Sir?« erkundigte sie sich voller Ironie.
    »Das sehen Sie doch.«
    »Mit geschlossenen Augen, wie? Junger Mann, unsere Steuerzahler haben einfach ein Recht darauf, dass die Beamten arbeiten und nicht ihre Bürozeit verschlafen.«
    »Ich habe keine Bürozeit mehr.«
    »Das gilt auch für die Überstunden.«
    Erst jetzt nahm ich meine wie mit Blei gefüllten Beine vom Schreibtisch.
    »Ich gehe solange raus.«
    »Ja, gute Nacht!« Sie nickte mir heftig zu, und ich schlich an ihr vorbei. Die wollte ich als Schwiegermutter nicht geschenkt haben.
    Im Vorzimmer ließ ich mich nieder und nahm dabei Glendas Stuhl ein. Dabei stellte ich fest, dass sie einen bequemeren Stuhl besaß als ich. Ich gönnte es ihr, schließlich war ich viel öfter unterwegs als sie.
    Da ich wieder einen pelzigen Geschmack im Mund spürte, holte ich mir etwas zu trinken. Diesmal ein Mineralwasser, das mich einigermaßen erfrischte. Trinkend kam ich wieder zurück, hörte die Putzfrau schimpfen und lehnte mich gegen den Türrahmen.
    »Ist was?«
    Sie war dabei, den Papierkorb zu leeren. Die Zettel verschwanden in einem Müllsack. »Sie könnten auch mal Ihren Schreibtisch richtig einräumen. Mister.« Ihr hochangesetzter Busen wogte heftig, als sie sich aufrichtete.
    »Das habe ich mir auch schon öfter vorgenommen.«
    »Statt dessen schlafen Sie.«
    Ich nahm einen Schluck Wasser. »Klar, des Nachts jage ich nämlich Putzfrauen.«
    Sie grinste schief. »Ich fühle mich gar nicht angesprochen. Putzfrauen gab es früher mal.«
    »Und wie heißen sie heute?«
    »Sie könnten fleißiges Lieschen sagen.«
    »Ist das nicht eine Blume?«
    »Genau.«
    Jetzt grinste ich. »Wenn ich bei der Biologie bleiben soll, würde mir ein anderer Vergleich besser gefallen.«
    »Und der

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