Ihr Job in Atlantis
hier verschwinden.«
»Warum?«
Jetzt musste er lachen, was jedoch wenig fröhlich klang. »Das ist nicht normal. Ein... ein... Licht in der Höhle. Scheiße, hier geht etwas vor. Woher kommt das Licht?«
»Keine Ahnung.«
»Eben. Und da du keine Ahnung hast, ist es besser, wenn wir einen Rückzieher machen.«
»Du kannst ja schon gehen.«
»Toll. Und was machst du?«
»Ich bleibe.«
Ike Cameron verdrehte die Augen. »Himmel, bist du eigentlich lebensmüde oder wahnsinnig?«
»Nichts von beidem. Ich bin nur neugierig.«
»Ich will gar nicht wissen, was das verdammte Licht da zu bedeuten hat. Verstehst du?«
»Nein. Ich werde es trotzdem filmen. Wir können es uns später dann anschauen.«
Ike kannte Kelly sehr gut. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, führte sie durch. So auch jetzt, denn sie hob die Kamera wieder an und drehte sich noch etwas nach rechts, um das seltsame Licht filmen zu können.
Es bildete, so wie es sich abzeichnete, tatsächlich ein Tor. Oder auch ein Hindernis. Eine Sperre und Barriere, die auf keinen Fall durchbrochen werden durfte. Es leuchtete zudem nicht ruhig. In seinem Innern gab es permanente Bewegungen. Ein leichtes Kreisen, ein Zucken und auch Blitzen. Ike hielt den Atem an. Er war von diesem Licht ebenfalls fasziniert, doch nicht so stark wie seine Kollegin, die nicht mehr bei ihm blieb, sondern mit kleinen Schritten auf das Tor zuging, als wäre es das Größte überhaupt.
Sie hatte sich schon recht weit entfernt, als es Ike Cameron richtig auffiel. »He, Kelly – he! Was ist los? Bist du irre? Was willst du denn, verdammt?«
Sie antwortete nicht und ging weiter. Schritt für Schritt, ohne sich aufhalten zu lassen. Dabei hielt sie die Kamera nicht mehr vor ihrem Auge. Sie hatte sie gesenkt und dachte gar nicht daran, das Licht noch zu filmen.
Ike kam sie tatsächlich vor, als stünde sie unter einem starken Druck. Sie war nicht mehr Herr ihres eigenen Willens, denn so verrückt konnte doch niemand sein.
Cameron wollte Kelly nicht ins Verderben laufen lassen. Sie war schon ziemlich nahe an die Erscheinung herangekommen. Gefährlich nahe sogar, und als gefährlich stufte Ike dieses Phänomen ein, weil er es sich nicht erklären konnte.
Er ging ihr nach.
Nach dem ersten Schritt hatte er das Gefühl, gepackt zu werden. Etwas zerrte an seiner Brust und riss ihn nach vorn. Er war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren. Die andere Kraft war wie ein Magnet. Er fühlte sich als Eisen, und er musste – ebenso wie Kelly – weitergehen. Er konnte nicht mehr stehen bleiben, auch wenn er es sich wünschte. Er bewegte seine Beine automatisch und hatte dennoch das Gefühl, zusätzlich auf einem Rollband zu stehen, dem er nicht mehr entkommen konnte.
Das Licht lockte ihn. Er würde ihm nicht mehr entkommen können, das war Ike in diesem Augenblick klar. Er hörte sich selbst zu, wie er mit krächzender Stimme Kellys Namen rief, aber sie kümmerte sich nicht um ihn. Sie schritt weiter auf das rötlich-gelbe Licht zu, das sich veränderte, je näher die beiden kamen.
Sie entdeckten, dass es sich nicht nur unbedingt um Licht handelte, denn darin oder auch dahinter passierte etwas. Sie sahen Bewegungen. Sie entdeckten Schatten, die wie gewaltige Türme in die Höhe ragten. Das hatte alles nichts mehr mit der Höhle zu tun. Das war etwas völlig anderes, und Ike konnte sich nicht erklären, worum es dabei ging. Er musste es hinnehmen, ob er wollte oder nicht.
Seine Kollegin ging weiter. Die Kamera hatte sie sinken lassen. Wie eine Tasche baumelte sie von ihrer rechten Hand nach unten und schwang bei jedem Schritt hin und her.
Dann war sie am Tor.
Sie blieb stehen.
Aber Ike atmete nicht auf, denn sie drehte sich nicht um. Kelly erlebte die andere Kraft. Etwas hob sie vom Boden an, das war sehr deutlich zu erkennen, und dann gab es für sie kein Halten mehr. Und auch nichts, was sie zurückzog. Das Tor mit dem Licht zog sie an. Sie glitt hinein. Ein großer Schritt, den linken Arm vorgestreckt, als wollte sie noch irgendeinen Halt finden, den es nicht gab.
Ike war starr geworden. Er konnte sich nicht mehr bewegen, aber er schaute zu. Sein Mund stand offen. Es war ihm unmöglich, eine Erklärung zu finden. Er sah, wie Kelly sich bewegte. Sie schwebte jetzt im Licht und musste sich schon auf der anderen Seite befinden.
»Nein, nein...«, gurgelte er.
Da erwischte es ihn ebenfalls. Es passierte das Gleiche wie bei Kelly. Plötzlich umschlangen ihn die unsichtbaren Arme, die
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