Ihr Job in Atlantis
liest irgendeinen Roman. Das hier ist die Wirklichkeit. Da schreibt dir keiner vor, wie es weitergeht. Du brauchst nicht umzublättern.«
»Weiß ich. Deshalb müssen wir die Dinge ja selbst in die Hand nehmen, Ike.«
»Welche Dinge denn?«, flüsterte er.
Kelly verdrehte die Augen. »Das Suchen nach einem Ausgang, zum Beispiel. Im Gegensatz zu dir glaube ich nämlich daran, dass wir hier rauskommen werden.«
»Ich sage nichts mehr.«
Kelly grinste. »Ist auch besser so.«
Sie ließ sich nicht mehr aufhalten, und es war auch genau der richtige Zeitpunkt, um zu verschwinden, denn die Stille dieser Welt wurde unterbrochen. Es waren keine Schreie, kein Waffenklirren, aber sie spürten die Vibrationen des Untergrunds, und als sie sich herumdrehten, da entdeckten sie die Masse der Verfolger, die ihre Runde durch die unheimliche Stadt beendet hatten.
Bevor Ike Cameron etwas sagen konnte, packte Kelly zu und zerrte ihn auf die Tür zu. Jetzt war der Bau die einzige Chance, ungesehen zu verschwinden und sich zu verstecken. Kelly wusste sehr wohl, dass ihre Möglichkeiten im Innern stark eingegrenzt waren, aber es gab für sie keinen anderen Weg.
Ike stolperte über die Schwelle. Er hatte wieder das Gefühl, die Seiten oder die Zeiten zu wechseln, denn kaum war er über die Schwelle gezogen worden, erfasste ihn die Veränderung der Temperatur. Es war kälter geworden, und die Luft kam ihm klebrig vor, als wäre sie voller kleiner Rußpartikel.
Sie standen im Dunkeln. Kelly hatte Unrecht. Es gab kein Licht. Sie mussten schon dicht beisammen stehen, um sich überhaupt in die Gesichter schauen zu können, die ihnen beide wie blasse Flecken vorkamen.
Kelly ließ ihren Kollegen nicht erst zum Nachdenken kommen. Hast du ein Feuerzeug?«
»Ja.«
»Gib her.«
»Und dann?«
»Gib es her, bitte.«
Er verdrehte die Augen. Kelly wusste genau, was sie wollte, und er drückte ihr das kleine Gerät in die Hand. Sie drehte sich von ihm weg und schaltete es ein.
Die Flamme war klein und schmal. Nicht mehr als ein Hauch in der tiefen Finsternis. Sie bildete einen Kreis oberhalb der Hand, und Kelly bewegte sich in eine bestimmte Richtung weiter. Wohin genau, das erkannte ihr Kollege nicht. Er blieb sicherheitshalber stehen, dann konnte er auch nichts verkehrt machen. Er drehte sich auch nicht um, weil er gar nicht sehen wollte, wie nahe die Verfolger schon an diesen Bau herangekommen waren.
Stattdessen verfolgte er den Weg seiner Kollegin, der gut zu erkennen war, denn Kelly schirmte die kleine Flamme mit einer Hand ab, sodass sich ihr Flackern in Grenzen hielt.
Sie blieb stehen. Nicht lange. Als sie sich herumdrehte, löschte sie die Flamme aus. Es wurde wieder so verdammt finster, dass Ike im ersten Moment nicht die Hand vor seinen Augen sehen konnte.
Aus dem Dunkel hörte er Kellys Stimme. »Komm her, Ike. Hier ist eine Treppe«.
Selbst bei dieser Nachricht erschrak er. »Eine Treppe. Und dann? Soll ich sie hoch?«
»Wir beide.«
»Warum? Es ist finster, verdammt. Was willst du auf der Treppe? Du weißt nicht, wo sie hinführt.«
»Wir müssen hier unten weg.«
»Scheiße auch.«
»Rede nicht, sondern komm.« Kelly knipste das Feuerzeug wieder an. So erhielt der ängstliche Ike einen Orientierungspunkt, und er sah auch sehr bald die erste Stufe. Es war nicht genau zu sehen, ob sie aus Metall oder Stein bestand, jedenfalls warf sie den schwachen Schein des Feuerzeugs als matten Glanz zurück.
»Du willst wirklich hoch?«
»Ja, bis unter die Kuppel, wenn es sein muss. Es muss eine Lösung geben. Ich habe das Gefühl, in einer Zentrale zu sein. Hier ballt sich alles zusammen. Es ist der höchste Bau, und etwas sehen können wir. Es gibt Fenster, durch die Licht fällt. Wir werden bestimmt keine Schwierigkeiten bekommen.«
»Mitgefangen...«
»Klar, ich weiß schon.«
Die Flamme verschwand wieder. Sie blieben noch für einige Sekunden stehen, bis sich ihre Augen an die Verhältnisse gewöhnt hatten. Ike Cameron stand dicht hinter seiner Kollegin. Als er seufzte, war das für sie so etwas wie ein Startsignal.
Sie betrat die Treppe als Erste!
***
Kelly spürte den Widerstand. Die Treppe war hart, bröckelte nicht, brach nicht zusammen. Die Stufe hielt dem Druck ihres Gewichts stand.
Es ging weiter in die Höhe. Nach einem Geländer suchte der Benutzer vergebens. Aber es passierte etwas Seltsames, was den beiden wie Zauberei vorkam.
Kelly hatte die vierte Stufe betreten, als über ihnen plötzlich ein Licht
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