Ihr Job in Atlantis
verwundert den Kopf.
Ike brauchte kein Künstler zu sein, um ihre Gedanken lesen zu können. »Das ist doch ganz einfach«, sagte er mit gepresst klingender Stimme. »Die Monster werden sich versteckt halten. Oder sie haben sich aufgeteilt. Als Masse kann man ihnen zu leicht ausweichen. Aber als Einzelperson haben sie alle Chancen, um überraschend zuschlagen zu können. Oder siehst du das anders?«
Kelly ließ die Kamera sinken, steckte sie aber nicht in die Tasche. Sie bewegte ihren Kopf, als sie sich umschaute, und sie hatte die Lippen in die Breite gezogen. Es sah aus als würde sie grinsen, aber danach war ihr nicht zu Mute. »Die Gegend ist nicht gut, in der wir stehen«, resümierte sie. »Es gibt hier keine Deckung, verstehst du? Kommt mir vor, als stünden wir auf dem Präsentierteller. Wir müssen weiter, Ike.«
»Nichts dagegen. Wohin?«
»Zu den Türmen.«
»Was?« Der Reporter erschrak. »Du willst wirklich dahin? In die Höhle des Löwen?«
»Ja. Warum nicht?«
»Da kannst du dich auch gleich umbringen.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Kelly schüttelte den Kopf. »Wenn jemand gesucht wird, wie das bei uns der Fall ist, suchen sie überall, aber nicht im Zentrum. Sie denken, wir wären irgendwohin gerannt und würden uns an irgendwelchen Rändern dieser komischen Stadt aufhalten. Aber dass wir im Zentrum sind, daran wird kaum jemand denken.«
»Irre, dein Humor.«
»Den habe ich behalten.«
»Hast du dir auch darüber Gedanken gemacht, wo wir uns eventuell befinden könnten?«
Kelly nagte nachdenklich an der Unterlippe. »Das ist eine sehr gute Frage. Klar, das habe ich. Aber ich bin nicht allwissend. Ich kann es dir nicht sagen. Nur vermuten.«
»Was stand denn in deinen tollen Büchern?«
Kelly winkte ab. »Da gibt es unzählige Welten. Manche haben einen Namen, andere nicht. Wir befinden uns in einer bestimmten Welt, das steht fest. Wir können atmen, es gibt hier einen Himmel, es gibt seltsame Türme, aber wir wissen leider nicht, in welcher Zeit wir gelandet sind.«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Zeit? Was meinst du?«
»In der Vergangenheit. Aber das habe ich schon angedeutet. Das Tor war eben der Zugang.«
»Hör auf«, stöhnte Ike.
»Warum denn?«
»Weil es mich wahnsinnig macht und ich sonst noch durchdrehe. Das darf einfach nicht wahr sein, verflucht. Das... das... will ich nicht...«
Sie ließ ihn nicht ausreden. »Ob du es willst oder nicht, wir müssen uns damit auseinandersetzen.«
Kellys ruhiger Ton wunderte ihn. »Und du hast keine Angst? Du schreist hier nicht rum und...!«
»Angst.« Sie legte den Kopf zurück und gönnte sich ein leises Lachen. »Jeder Mensch hat Angst. Das gehört dazu. Aber manchmal schaffe ich es, die Angst zu unterdrücken. Sie ist ein Hemmnis, und sie schränkt dich ein. Verstehst du das? Wenn du dich nur von ihr leiten lässt, kannst du möglicherweise kurzfristig einen Erfolg erreichen. Aber irgendwann musst du wieder damit beginnen, nachzudenken.« Sie tippte gegen die Stirn. »Da ist es wichtig, das Gehirn einzuschalten, und dann muss die Angst einfach verschwunden sein.«
»Kannst du das denn?«
Kelly zuckte mit den Schultern. »Zumindest versuche ich es. Und jetzt komm weiter.«
Ike sagte nichts mehr. Kellys Antworten hätten ihn nachdenklich machen oder zumindest Mut machen müssen, doch auch das war nicht der Fall. Er hatte sich vorgenommen, sich einfach treiben zu lassen. Er wollte nicht nachdenken. Es brachte ihm nichts. Er würde sich nur quälen.
Kelly ging weiter, ohne Ike noch einmal aufgefordert zu haben. Er folgte ihr stumm, aber er konnte nie immer nur auf eine Stelle schauen. Sein Kopf bewegte sich ständig von einer Seite zur anderen. Er atmete die warme Luft ein und war auf der Suche nach irgendwelchen Monstren, die plötzlich vom Himmel fielen oder aus dem Boden krochen, um blitzschnelle Angriffe zu starten.
Sein Herz schlug schneller. Das schwache Licht wirkte nicht mehr so blass. Dort, wo sich die Türme abmalten, sah er die weißen Kugeln. Es war nicht zu erkennen, ob sie irgendwo befestigt worden waren. Sie schienen in der Luft zu schweben, aber sie waren nicht in der Lage, die Strahlen durch die Finsternis zu schicken.
Beide sahen die Türme besser. Und beide mussten ihren ersten Eindruck revidieren. Die meisten von ihnen hatten Kuppeldächer. Sie waren unterschiedlich hoch und breit. Einige von ihnen sahen aus wie Moscheen. Andere waren schlanker und relativ spitz. Da fiel der Vergleich mit einem
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