Ihr letzter Tanz
Musik folgte. Oh ja, sie war so geschmeidig, so elegant.
Bildete er sich das nur ein oder hatte sie ihn schon immer ein wenig nervös gemacht?
Was immer es war, das seine Besessenheit für sie geweckt hatte, sie ahnte nichts davon.
Mit einem Mal verfluchte er seinen Partner, der jetzt solche Probleme bereitete. Seltsam, aber wenn man erst einmal damit angefangen hatte, war Töten plötzlich ganz leicht. Er musste aber auch zugeben, dass sein Partner eine unheimliche Finesse darin besaß …
Doch sein Partner konnte auch der Grund sein, dass man sie alle zu fassen bekam.
Er hatte ihn sich nicht sehr gut ausgesucht.
Denn hier am Strand konnte zum lauten, heißen Rhythmus der Nacht alles passieren. Die Reichen und die Armen kamen her, Ecstasy wechselte den Besitzer. Und jede Nacht kamen neue Designerdrogen dazu.
Menschen starben, weil sie nicht mit den Drogen umgehen konnten. Jeder wusste doch, dass Drogen töten können.
Aber jetzt …
Sie machte ihn nervös und wütend, weil er besessen von ihr war.
Wenn sie ihn zu weit treiben sollte, dann konnte er sich in einer einzigen Nacht von seiner Besessenheit und seinem Problem befreien. Die Möglichkeit hatte er …
Er war klug. Und gefährlich.
Aber sie sah sich immer um, sie lauschte immer.
Sich vor den Augen des Opfers zu verstecken, war ein guter Rat. Sie konnte aufpassen, so lange sie wollte, doch was würde sie sehen können?
Lara hatte es gewusst, aber sie hatte Geld gewollt. Für sie war das Ganze ein Spiel gewesen. Für Lara Trudeau war eine Sünde nur dann eine Sünde, wenn man sie gegen sie richtete. Vermutlich war sie gestorben, ohne zu begreifen, was mit ihr geschah – und warum es geschah. Sie hätte aber den Grund wissen sollen. Sie hätte wissen sollen, dass man nicht die falschen Leute zu weit treibt.
Er verlangsamte das Tempo, als er sich ihrem Haus näherte.
Der Navigator stand in der Auffahrt.
Er fluchte und spürte, wie die Wut in ihm drängender wurde.
Eifersucht jagte durch seinen ganzen Leib, scharf und schmerzhaft wie die Klinge eines Messers. Mit starrem Blick betrachtete er das Haus und malte sich aus, was wohl hinter diesen Mauern vorging.
Die Wut steigerte sich immer weiter.
Schließlich war er an demHaus vorbeigefahren, doch innerlich kochte er.
Der Zorn legte sich wie eine Faust aus weißglühendem Stahl um seinen Magen. Seine Finger waren so verkrampft, dass er seinen Wagen an den Straßenrand lenkte.
Im letzten Moment bekam er sich wieder in den Griff.
Seine Zeit würde kommen.
Ihre
Zeit würde kommen.
Da war er also wieder in ihrem Haus und machte sich auf den Weg in die Küche: Quinn O’Casey.
Sie folgte ihm. „Du kannst hier nicht bleiben“, ließ sie ihn wissen.
„Was ist denn hier drin?“ fragte er und machte einen Schrank auf. „Kaffee? Das bringt nichts, ich will schließlich schlafen.“ Er sah in den Kühlschrank.
„Du kannst nicht bleiben“, wiederholte sie.
„Wieso nicht? Hast du heute Nacht keine Angst?“ fragte er. „Tee“, sagte er dann. „Heißer Tee. Da ist zwar auch Koffein drin, wenn ich mich nicht irre, aber es heißt, dass man danach trotzdem schlafen kann.“
Sie streckte ihre Hand nach dem Karton mit den Teebeuteln aus. „Du kannst nicht bleiben“, erklärte sie ihm abermals.
In seinen Augen war ein amüsiertes Funkeln zu sehen. „Was denn? Hast du Angst davor, dass ich auf der Couch schlafe? Befürchtest du, du kannst nicht auf Abstand bleiben?“
„Oh, ich garantiere dir, ich kann auf Abstand bleiben. Du scheinst nicht zu verstehen, dass dein Wagen nicht die ganze Nacht bei mir vor dem Haus stehen kann.“
„Wieso? Kommen deine Freunde oder Angestellten nachts vorbeigefahren? Oder macht Gordon jede Nacht seine Runde, um dich zu überwachen?“
„Natürlich fährt hier niemand vorbei, um mich zu kontrollieren. Aber es kann schon mal durch Zufall einer von ihnen vorbeikommen. Und morgens hält der ein oder andere an, um mich mitzunehmen.“
„Du bist für sie so ein richtiger Mutterersatz, nicht wahr?“
„Es geht darum, dass sie vorbeikommen könnten.“
„Dann parke ich den Wagen woanders.“
„Und wo?“
„Auf der Alton. Die Leute sind bis in die frühen Morgenstunden am Strand, da fällt mein Wagen nicht auf.“
Dagegen konnte sie nichts einwenden, dennoch schüttelte sie den Kopf. „Du musst wirklich nicht bleiben. Ich habe mich unbehaglich gefühlt, aber jetzt weiß ich, dass sich Marnie im Garten aufhielt. Sie ist inzwischen gut untergebracht, und
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